Eine auserlesene Schar von Gästen wurde kürzlich unter dem Motto "Abheben mit Musik" in der Aula des Schönborn-Gymnasiums Zeuge einer Veranstaltung der besonderen Art. Wenn im Saal jene Knister-Stimmung aufkommt, bei der man vergessen könnte, "nur" anwesend zu sein, geschweige denn überhaupt nur als Teil des Ganzen von Bedeutung zu sein, dann deshalb, weil die Zuhörer es hier mit einem hochkarätigen, vierköpfigen Ensemble aus Kammermusikern und Solisten zu tun hatten, deren Auftritt schlichtweg begeisterte.
Den Auftakt des ersten Teils des Abends bildete ein Deutschland-Flug-Film mit Aufnahmen von Gerhard Launer, live begleitet durch das in klassischer Kammermusik bestens ausgebildete Star-Quartet. Die Melodien aus Werken von Piazzolla, Brahms und Mendelssohn harmonierten dezent, aber wohl akzentuiert zu dem traumhaften Bildmaterial des Filmemachers. Audiovisuell von Schönheit berauscht, setzte der Abend, nach einer kleinen Pause, zu seinem musikalischen Höhepunkt an.
Astor Piazzolla, Begründer des Tango Nuevo, wurde dem Publikum nun als der Komponist der "Vier Jahreszeiten" (Le quattro stagioni) ins Gedächtnis gerufen, welche sonst wohl meist nur von dem Vorbild Antonio Vivaldi bekannt sein dürften, und in der hervorragenden Interpretation von Maria Gloria Maderer-Hernandez (Piano), Agnieszka Sevenitz (Flöte), Achim Sevenitz (Kontrabass) und Klaus Lieb (Violine) einen starken Eindruck hinterließen.
Die typischen synkopischen Rhythmen, die harmonischen Wendungen des Tango und die generell melancholische Stimmung der Musik trat besonders in dem darauffolgenden Stück Soledad (Einsamkeit) hervor. Ein nahezu vollkommenes Maß aus Leichtigkeit und Tiefgang im virtuosen Zusammenspiel des Ensembles ließ der gesamte Auftritt verspüren. Fulminant rundete Piazzollas Escualo (Haifisch-Jagd) den Abend ab, dessen insgesamt rundweg gelungene Bespielung in Münnerstadt mit stehenden Ovationen belohnt wurde.