Talkrunde erinnert sich an die Ursprünge der Wallenfelser CSU
Autor: Susanne Deuerling
Wallenfels, Montag, 12. Sept. 2016
Susanne Deuerling Ein Jubiläum ist meistens geprägt von Ansprachen, Reden und Rückblicken, die sich lange hinziehen und denen am Ende keiner mehr so richtig...
Susanne Deuerling
Ein Jubiläum ist meistens geprägt von Ansprachen, Reden und Rückblicken, die sich lange hinziehen und denen am Ende keiner mehr so richtig zuhört. Das sollte bei der 60-Jahr-Feier des CSU-Ortsverbandes Wallenfels nicht passieren. Unterhaltsam sollte der Festabend sein, die aktuelle Situation auf der parteipolitischen Ebene jedoch nicht außen vor lassen.
Bürgermeister Jens Korn ließ die letzten 70 Jahre Revue passieren. Bereits bei den Kommunalwahlen am 27. Januar 1946 stellten die "Schwarzen" eine Liste im damaligen Gemeinderat, und vier Parteifreunde wurden gewählt. Es wurde also damals bereits eine christlich-soziale Politik in Wallenfels gemacht. Erst am 1. September 1955 wurde der Ortsverband der CSU von 22 Männern gegründet.
Der Bürgermeister wollte jedoch nicht nur die Chronik vorlesen, sondern Zeitzeugen und Menschen zu Wort kommen lassen, die vom Ortsverband viel wissen.
Ehrenvorsitzender Reinhard Müller-Gei, der seit dem 30. Juni 1970 aktiv mitarbeitet, Gisela Zeitler, deren verstorbener Mann die Chronik geschrieben hat, und der Vorsitzende der Jungen Union, Matthias Zeitler, standen Korn Rede und Antwort.
Die Anfänge der CSU waren vor allem durch Unternehmer geprägt. Müller-Gei erläuterte, dass dies auch in Wallenfels der Fall war; in der Kommunalpolitik hätten sich Freiberufler einfach mehr getraut. Die ersten Gemeinderäte damals waren Hans Maier (Bäckermeister), Theodor Köstner (Landwirt), Eduard Mähringer (Mälzer) und Hans Hanna (Landwirt). Allerdings sei man auch vorsichtig gewesen, deshalb wurde der Ortsverband erst 1955 gegründet.
Mit dem Kaplan und dem Ortspfarrer waren bei der Gründung die Geistlichen mit von der Partie.
In den 50er Jahren war es für sie selbstverständlich, sich in die Politik einzumischen; hier war wohl das christliche "C" ausschlaggebend, wie berichtet wurde. Später habe sich vor allem Pfarrer Scholz sehr eingemischt, erzählte Gisela Zeitler. "Ich erinnere mich daran, dass wir am Aschermittwoch ein Fischessen machen wollten. Das gab einen Riesenaufstand von Pfarrer Scholz. Aber später war seine Kritik auch sehr konstruktiv für unser christliches Verständnis."
In den 70er Jahren herrschte bei der CSU in Wallenfels eine Zeit des Aufbruchs, und die JU wurde 1970 gegründet. Es wurde dann auch viel von der JU für Wallenfels getan, unter anderem für den Spielplatz Angerstraße.
Im Jahr 1974 entstand die "Päckchen-Aktion" für das Altenheim St. Elisabeth. Seitdem werden am Heiligen Abend die Bewohner von den CSU-Mitgliedern besucht und mit Geschenken bedacht.
"Damals waren die Voraussetzungen noch ganz andere, es gab keinen Besuchsdienst oder Ähnliches. Manch einer der Bewohner bekam außer unseren Päckchen nie Geschenke", sagte Gisela Zeitler etwas nachdenklich.
Denkwürdige Zeit
1978 war ein denkwürdiges Jahr. Die CSU stellte mit Manfred Nürnberger den Bürgermeister und hatte auch die Mehrheit im Stadtrat. Das sei auf den Wahlkampf zurückzuführen gewesen, meinte Reinhard Müller-Gei. Hierbei habe die Neugestaltung der Stadt im Fokus gestanden. In den 90ern wurde das Thema "Ortsumgehung" aktuell. Immer wieder wurde es forciert, dann wieder auf Eis gelegt, doch schließlich wurde das Problem dringlicher. Daran erinnerte sich Reinhard Müller-Gei und auch an die Aktionen, die nach einer Bürgerbefragung durchgeführt wurden.
Die JU hatte schon früher eine starke Rolle im Ortsverein gespielt, und auch heute ist sie wieder sehr präsent. Matthias Zeitler meinte, dass die JU in Wallenfels zurzeit die stärkste Rolle der JU im Landkreis spiele. "Die jungen Leute haben bemerkt, dass Politik etwas bewegen kann. 2008 hatten wir acht Mitglieder, nun sind wir bereits 35", sagte Zeitler.
Welche Ziele gibt es heute? "Das wichtigste Ziel ist es, sich für das Gemeinwohl im Ort zu engagieren, für die junge, aber auch ältere Generation da zu sein. Im ländlichen Bereich haben da politische Organisationen und die Vereine noch einen hohen Stellenwert. Wir wollen aber auch Probleme erkennen, uns ihnen stellen und nach Lösungen suchen", sagte der JU-Vorsitzende.