Druckartikel: Talentierter Pianist

Talentierter Pianist


Autor: Klaus Klaschka

Kronach, Montag, 12. Sept. 2016

Peter Rosenberg brachte Boton Szöcs zum Auftritt in die Synagoge mit.
Peter Rosenberg (Violine) und Boton Szöcs (Klavier) spielten in der Synagoge in Kronach Beethoven. Foto: Klaus Klaschka


Zwei Dinge hat sich Peter Rosenberg vorgenommen, nachdem er im Oktober, nach 32 Jahren als Erster Konzertmeister der Bamberger Symphoniker, in den Ruhestand ging: Sich nochmals die Violinsonaten Beethovens vorzunehmen sowie seiner rumänischen Heimat etwas zurückzugeben und junge Leute musikalisch zu fördern. Er ist bereits mittendrin, diese Vorhaben umzusetzen. Zusammen mit dem Nachwuchspianisten Boton Szöcs gab er am Samstagabend ein Konzert mit drei der zehn Violinsonaten Beethovens in der Synagoge in Kronach.


Weiteres Konzert geplant

Es war das zweite Konzert in der Reihe "Kompositionen im Spiegel von Licht und Schatten", das im Rahmen der Kulturtage in der Synagoge Memmelsdorf - mit jeweiliger Wiederholung in Kronach unter der Regie des Aktionskreises Kronacher Synagoge - stattfand. Das dritte ist im Mai vorgesehen. Zu hören waren dieses Mal die Sonaten Nummer 3, 8 und 10, die Beethoven selbst als Sonaten für Klavier und Violine betitelte, also nicht für Violine mit Klavierbegleitung. Und tatsächlich hatte der Pianist, flapsig gesagt, ganz schön zu tun, was Boton Szöcs mit Bravour meisterte. Der junge Rumäne studiert seit 2011 an der Transilvania Music University of Brasov (ehemals Kronstadt) und ist neben Rumänien zuletzt auch in London aufgetreten.
Der nur optisch kleine Mittzwanziger nimmt sich in seinem instrumentalen Part durchaus den Platz, den ihm die Kompositionen Beethovens zuordnen. Er lässt aber auch der Violine den ihr zugedachten Raum. Als musikalischer "Begleiter" scheint er zumindest ein ausgeprägtes Gefühl für angemessenes und ausgewogenes Ensemblespiel zu haben. In ihm scheint Peter Rosenberg ein durchaus hoffnungsvolles Talent zu fördern.
Rosenberg selbst überzeugte durch seine untadelige Stilsicherheit. Selbst bei kantablen Cantilenen in den langsamen Sätzen ließ er sich nicht zu romantischer Melodien-Schwelgerei hinreißen. Sein Ton blieb klassisch klar, in manchen Teilen fast mit geradem, barockem Strich. Es gibt kein aufgesetztes dickes Vibrato und keine überzogenen Rubati, die die Musik aus der Zeit der Wiener Klassik oft ruinieren.


Trotzig und selbstbewusst

Schon eher Beethovens eigene musikalische Sprache entwickelt die fünf Jahre später entstandene 8. Sonate. Hier griff Beethoven schon beherzter klanglich zu, wirkte trotziger, vielleicht auch selbstbewusster. Mehr den Charakter eines Konzerts hat die 10. und letzte Violinsonate Beethovens aus dem Jahr 1812.
Als fast beiläufigen, kurzen Einschub spielte Peter Rosenberg vor der letzten Sonate ein Stück, das wohl mehr Rahmen und Beachtung hätte finden können: Den dritten Satz aus der Sonate für Solovioline von Erwin Schulhoff. Ein sarkastisches Scherzo mit folkloristischen Anklängen, das der wohl bedeutendste vergessene europäische Komponist der klassischen Moderne 1927 geschrieben hat.