Synagoge von Uni vermessen
Autor: Niklas Schmitt
Mühlhausen, Dienstag, 23. Juni 2020
Die Alte Synagoge in Mühlhausen diente jahrelang als Scheune für Wohnwagen und Reifen. Jetzt hat die Uni Bamberg darin Vermessungen vorgenommen, damit der Ort bald wieder anders genutzt werden kann.
Niklas Schmitt Wo bis vor kurzem noch Wohnwagen und Reifen lagerten, stehen jetzt Studenten der Uni Bamberg unter den Wandmalereien in der Alten Synagoge in Mühlhausen. Die hat eine lange, wechselhafte Geschichte hinter sich. Bald soll dort ein neues Kapitel aufgeschlagen werden.
Deswegen haben Christian Plätzer und Irina Gerschmann das Forum Alte Synagoge Mühlhausen gegründet. "Wir möchten das Gebäude sanieren und einer neuen Nutzung zuführen", fasst der Vorsitzende Plätzer das Ziel des Vereins zusammen. Dafür muss der Bestand zunächst aber genau dokumentiert werden. Den ersten Schritt geht dabei ein Seminar des Masterstudiengangs Denkmalpflege der Uni Bamberg.
Historische Bauforschung
Dazu erstellen die insgesamt 26 Studenten in zwei Gruppen ein digitales Aufmaß der Synagoge. Doch das alleine genügt nicht, erläutert Dozent Jürgen Giese. "Die historische Bauforschung ist wichtig, denn sie liefert die Grundlage, um den Baubestand kennenzulernen." Dabei spielen Fragen nach der Funktionalität der Räume eine Rolle. Etwa wo der Kamin war, wo die Wände entlang verliefen und wie sich das im Laufe der Jahrhunderte geändert hat.
Gebaut wurde das Gebäude im Jahr 5516 des jüdischen Kalenders, also 1754 nach christlicher Zeitrechnung. Das geht aus einer Inschrift an der Decke hervor. Bis 1835 lebte ein Rabbiner in der Synagoge, die zwei Jahre zuvor renoviert worden war. Danach wurden die Räume für die Elementarschule genutzt. Viele Jahre, so berichtet Zweite Vorsitzende Irina Gerschmann von Erzählungen älterer Anwohner, wurde das Gebäude nur ,Judenschule‘ genannt.
Nach der Schändung in der Pogromnacht 1938 habe man die Synagoge an einen Viehhändler verkauft und nach dem Krieg erneut an einen privaten Käufer, da man nicht davon ausging, dass die einst in Mühlhausen lebenden Juden zurückkehren würden. Erst im letzten Jahr kaufte der Verein die Alte Synagoge aus eigenen Mitteln und Spenden zurück. Das war die Voraussetzung für die Bezuschussung der Restauration.
Die andere ist ein genauer Plan des Gebäudes. "Das Projekt muss professionell untersucht sein", sagt Plätzer, bevor man sich Gedanken um die weitere Nutzung machen könne. Die Studenten leisten für diese Untersuchung, die später noch ein privates Unternehmen vornehme, erste Vorarbeiten.
Glücksfall für Restauration
Ein Glücksfall war die bisherige Nutzung der Synagoge, die schon aus dem landläufigen Namen erkennbar wird. Vielen im Dorf ist sie nur als ,Scheune‘ bekannt. Das große Holztor tat das Übrige zu dem Eindruck. Plätzer sagt: "Wenn das Gebäude als Wohnhaus genutzt worden wäre, hätten wir es mit wesentlich größeren Zerstörungen zu tun gehabt."