Symbol für den Willen zur Einheit
Autor: Gerd Fleischmann
Stockheim, Montag, 28. Oktober 2019
Vor 40 Jahren wurde das neue Rathaus der damals noch jungen Großgemeinde Stockheim eingeweiht.
Am Samstag, 27. Oktober 1979, kam es in der damals 5400 Einwohner zählenden und noch jungen Großgemeinde Stockheim zu einem zukunftsorientierten Ereignis: In einem feierlichen Rahmen wurde das neue Rathaus eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Als ranghöchste Politiker und Regierungsvertreter überbrachten Staatssekretär Franz Neubauer vom bayerischen Innenministerium sowie Regierungspräsident Wolfgang Winkler die Glückwünsche.
Mit diesem Neubau haben vor 40 Jahren die Erbauer mit Bürgermeister Michael Lang an der Spitze ein sichtbares Zeichen der Leistungskraft und des Leistungswillens der Großgemeinde gesetzt, die am 1. Januar 1975 durch den freiwilligen Zusammenschluss der ehemals selbstständigen Dörfer Burggrub, Haig, Haßlach, Neukenroth, Reitsch, Stockheim und Wolfersdorf entstanden war. Letztlich symbolisiert dieses Bauwerk, das rund zwei Millionen Mark verschlang, den Einheitswillen dieses neuen Gemeinwesens.
Nach zweijähriger Planungs- und Bauzeit entstand unter der Leitung des Kronacher Architekten, Diplom-Ingenieur Baptist Detsch, ein repräsentativer Bau mit historischem Charakter, der sich nicht nur als Verwaltungs-, sondern auch als Bürgerzentrum anbot. Der fränkische Baustil mit Fachwerkverblendung sowie Verschieferung fand eine breite Anerkennung.
Vergangenheit festgehalten
Erfreulicherweise legten bei der künstlerischen Gestaltung die Kommunalpolitiker das Hauptaugenmerk auf die eigene geschichtliche Vergangenheit der sieben Dörfer. Bereits beim Betreten des Gebäudes wird der Besucher mit der einst stolzen Tradition der Bergleute und Glasbläser konfrontiert. In Stein meißelte außerdem der akademische Bildhauer Heinrich Schreiber aus Kronach das 1632 von den Schweden zerstörte Haßlacher Schloss, das 1560 erbaute "Schwedenhaus" in Neukenroth sowie den historisch wertvollen spätgotischen Flügelaltar der St.-Laurentiuskirche zu Burggrub. Entsprechende Würdigung fand aber auch die einst weit verbreitete Holz- und Landwirtschaft. Die eindrucksvollen Sandsteinarbeiten des Kronacher Künstlers, die die fünf Eingangssäulen zieren, stellen einen gelungenen Blickfang dar. Zur Einweihung erinnerten 23 großformatige historische Fotos - von Gerd Fleischmann zusammengetragen - an die jüngste geschichtliche Vergangenheit der Gesamtgemeinde.
Durch den freiwilligen Gemeindezusammenschluss zum 1. Januar 1975 ergab sich die Notwendigkeit eines repräsentativen Neubaus, denn keine der ehemaligen Kommunen besaß ein entsprechend großes Verwaltungsgebäude. Bereits vor der Gemeindezusammenlegung stand deshalb der Rathausbau zur Diskussion. Erste Überlegungen zielten auf einen Standort zwischen Stockheim und Haßlach. Im Rahmen des Flächennutzungsplanverfahrens wurde jedoch der jetzige Standort gewählt.
Aus finanziellen Gründen - zahlreiche Investitionsmaßnahmen der ehemaligen Gemeinden mussten beendet und abfinanziert werden - konnte der dringend erforderliche Neubau zunächst noch nicht begonnen werden. Bürgermeister Michael Lang und das Verwaltungspersonal mussten sich deshalb mit den notdürftig hergerichteten Räumen im ehemaligen Stockheimer Rathaus zurechtfinden. Die immer vielfältiger werdenden Verwaltungsaufgaben und der damit verbundene "Papierkrieg" sowie die durchgeführte Funktionalreform, das heißt die Übertragung von Staatsaufgaben auf die Gemeinden, erzwangen den Aufbau einer leistungsfähigen Gemeindeverwaltung.
Der bisherige Zustand - Gemeinderatssitzungen und Eheschließungen in der Pausenhalle der Volksschule Stockheim, Buchführung der Gemeindekasse zum Teil in der Gemeindekanzlei Reitsch - waren für die drittgrößte Gemeinde des Landkreises Kronach untragbar.