Seit zehn Jahren gibt es in Coburg die Tafel. Damals wie heute ist der Grundgedanke, bedürftigen Menschen zu helfen. Mit der Zeit sind die Anforderungen gestiegen, was es für die Ehrenamtlichen nicht einfacher macht.
Jannik Reutlinger Coburg — Karola Strobel verteilt Tomaten, Paprikas und Champignons an Tafelkunden. Sobald eine Kiste leer ist, nimmt sie die nächste vom Regal hinter sich. Gesprochen wird gefühlt immer das gleiche. "Was darf's denn sein?", fragt Strobel sinngemäß die Kunden. Die äußern ihre Wünsche in knapper Form. So geht das die meiste Zeit über.
Wer das Treiben beobachtet, stellt schnell fest: Wie in einem normalen Supermarkt geht es bei der Tafel nicht zu. Beim Obst und Gemüse entsteht ein Stau, als die Zwiebeln ausgehen. Ansonsten geht alles geregelt und ordentlich zu, erinnert einen aber unweigerlich an Blockabfertigung. Das liegt unter anderem daran, wie die Essensausgabe geregelt ist. "Ohne Organisation würde es nicht gehen", erklärt Gründungsmitglied Edda Kroos. Zwischen 40 und 50 Bedürftige werden pro Gruppe mit Lebensmitteln versorgt.
Symbolischer Betrag
Die Kunden gehören mit Beantragung des Tafelpasses einer Farbgruppe an, ziehen am Eingang eine Nummer und bezahlen einen symbolischen Betrag von 2,50 Euro. Im Anschluss geht es wie im Kreisverkehr einmal durch die Räumlichkeiten. Brot und Teigwaren, Obst und Gemüse, Milchprodukte, Wurst und Käse, aber auch langlebige Lebensmittel wie Konserven werden der Reihe nach abgeklappert. Die Tafel funktioniert wie ein mittelständisches Unternehmen. Zwischen 40 und 45 Ehrenamtlichen helfen Woche für Woche, dass alles reibungslos abläuft.
"Ohne Ehrenamtliche funktioniert keine Tafel", weiß der Pressesprecher der Coburger Tafel, Jürgen Kroos das Engagement der Leute zu schätzen. Jeden Mittwoch geben die Helfer in vier Stunden rund 1,5 Tonnen Lebensmittel aus. Die meiste Zeit der Arbeit verbringen sie aber mit Aussortieren. Sind die Tomaten schimmlig? Ist die Milch noch brauchbar? Wie lange ist der Käse noch haltbar? Die brauchbaren Produkte werden fein säuberlich getrennt und in beschriftete Kisten gepackt.
"Teilweise haben wir Ehrenamtliche, die 15 Stunden in der Woche helfen", sagt Jürgen Kroos. Von Montag bis Freitag ist das Kühlfahrzeug der Tafel unterwegs, um die Supermärkte in und um Coburg anzufahren und Lebensmittel einzusammeln. "Auf der großen Tour sind es etwa 20 Märkte pro Tag", weiß Edda Kroos. So kommen 2500 Kilogramm Lebensmittel pro Woche zusammen. Ein Kühlraum hilft Gemüse, Obst und Milchprodukte frisch zu halten. "Die Menschen bekommen einwandfreie Ware", versichert Edda Kroos. Was nicht an die Kunden ausgegeben wird, geht entweder an Landwirte für ihr Vieh oder wird zu einer Biogasanlage gebracht.
Menschen mit geringem Einkommen gehen zur Tafel. Mit dem Coburg-Pass oder dem Nachweis des Rentenbescheids erhält man den Tafelausweis. "So stellen wir sicher, dass niemand hereinschlüpft, der nicht berechtigt ist", betont Jürgen Kroos.
Immer mehr Kunden
Seit 2008 hat die Zahl der Kunden stetig zugenommen. Zu Beginn sei die Tafel ein Exot gewesen, sagt Jürgen Kroos. "Obwohl die Arbeitslosenquote so niedrig ist, wird es nicht weniger", bedauert er. "Immer mehr Menschen rutschen in ein schwaches soziales Umfeld ab." Zu den Kunden gehören Rentner, Alleinerziehende, Familien und Migranten. Es gibt keine Gruppe, die dominiert.