Streit ums Rathaus
Autor: Thomas Schöbel
Hemhofen, Freitag, 04. Oktober 2019
Die Hemhofener Gemeinderäte können sich nicht einigen, ob eine Sanierung oder ein Neubau des Verwaltungssitzes die bessere Variante ist.
Das Rathaus in Hemhofen ist stark sanierungsbedürftig und eigentlich zu klein. Zu dieser Feststellung war der Gemeinderat bereits in einer Sitzung zu Jahresbeginn gekommen. Am Dienstagabend befasste sich das Gremium nun erneut mit der Problematik. Ulrich Sammet vom "Architektenbüro Siewertsen & Sammet" aus Baiersdorf stellte dabei eine Machbarkeitsstudie zu den Möglichkeiten Sanierung oder Neubau vor.
Selbst die Sanierungsvariante beinhaltete aber einen Abriss des südlichen Gebäudeteils (ehemaliges Postgebäude) und einen neuen, größeren Anbau an dieser Stelle. Die Planer begründeten dies mit dem ohnehin benötigten zusätzlichen Platzbedarf und dem nicht behindertengerechten Ist-Zustand. "Eine Sanierung des Postgebäudes erscheint nicht zweckmäßig", so Sammet.
In dem möglichen neuen Anbau könnten ein großer Sitzungssaal und ein Trauungszimmer im Erdgeschoss sowie Büroräume im Obergeschoss entstehen. Der jetzige Sitzungssaal im alten Rathaus würde dann zu einem Sozialraum für die Gemeinde umgewandelt. Als geschätzte Kosten für diese Variante gab Sammet insgesamt 5,085 Millionen Euro an, wobei 3,453 Millionen für den neuen Teil kalkuliert werden müssten. Die grundlegende Sanierung des Altbaus würde 1,325 Millionen kosten. Die noch fehlende Differenz von gut 300 000 Euro sei für ein notwendiges Interimsgebäude anzusetzen. Im Gegensatz zu der Sanierungsvariante würde ein kompletter Neubau mit der gleichen Nutzfläche an einem anderen Ort nur 4,658 Millionen Euro kosten. Grundsätzlich argumentierte Sammet für diese Lösung. Am derzeitigen Standort könne man nur eingeschränkt bauen und die Flächennutzung wäre bei einem Neubau effizienter.
Wie schon bei der Debatte im Januar gab es an den vorgelegten Plänen deutliche Kritik von den Fraktionen der Grünen und der Freien Wähler. Lutz Bräutigam (Grüne) kritisierte, dass eine reine Sanierungsvariante ohne Neubauten gar nicht geprüft wurde. Er gab erneut zu bedenken, dass man bereits mit der Schule ein sehr kostenintensives Projekt habe. "Wir müssen an die Leistungsfähigkeit der Gemeinde denken", so Bräutigam.
Kritik an weiterem Großprojekt
Ähnlich kritisch äußerte sich Thomas Koch (Freie Wähler), der sich nach den Großprojekten Feuerwehr und Schule gegen einen teuren Schnellschuss beim Rathaus aussprach. Auch sei zu hinterfragen, ob man ein eigenes Trauungszimmer oder wirklich zwingend ein Interimsgebäude benötige. Insgesamt lag der Vorwurf in der Luft, Bürgermeister Ludwig Nagel (CDU) würde ein weiteres teures Großprojekt forcieren.
Nagel reagierte darauf recht emotional. "Ich kann nichts dafür, dass in den letzten 20 Jahren nicht viel passiert ist", sagte er mit Blick auf den Sanierungsbedarf. Auch dass es bei der Schule Verzögerungen gebe, sei nicht seine Schuld. Er gab zwar zu, dass man bei den im Raum stehenden Summen schon "Angst" bekommen könne, aber eine reine Sanierung des Altbaus bezeichnete er als "rausgeschmissenes Geld". Finanziell und vom Zeitrahmen her könnte das Projekt aber ohnehin erst nach Abschluss der Bauarbeiten an der Schule starten.
Am Ende der emotionalen Debatte stand jedenfalls keine Entscheidung. Der Zweite Bürgermeister Hansjürgen Müller (Freie Wähler) zog das Fazit. Man habe zumindest eine Faktengrundlage und müsse sich nun entscheiden, was man wolle.