Die ersten guten und schlechten Nachrichten des neuen Jahres haben uns bereits erreicht. Doch wie wird der Rest? Wir wagen den satirisch-ernsten Blick in die Kristallkugel. Wie noch jedes Jahr gilt: Glauben Sie nichts, denn schlimmer wird's immer.
Januar
Die Kandidatenlisten für die Kommunalwahlen sind komplett. Es sind so viele wie noch nie. Das stellt die Wahlleiter vor logistische Herausforderungen: Wie groß muss ein Wahlzettel sein, damit alle Listen darauf dargestellt werden können? Da reichen die herkömmlichen Wahlkabinen nicht mehr aus. Die Tische auch nicht. Und die Urnen erst recht nicht - die zusammengefalteten Zettel passen nicht durch die Schlitze. "Gut, dass wir verglichen haben", seufzt Wahlleiter Willi Kuballa. Der Stadtrat gibt 50 000 Euro frei, um die Wahllokale passend auszustatten - es gibt nur noch welche in großen Hallen: In Lützelbuch, Scheuerfeld, in der Pestalozzi-Turnhalle, im Kongresshaus, in der Turnhalle Neuses, in St. Marien und in der Sporthalle Cortendorf. Ansonsten wird auf die Briefwahl verwiesen. Das schafft das nächste Problem: Wo sollen all die Briefwahlvorstände die Stimmzettel auszählen? Eine Lösung ist im Januar noch nicht in Sicht.
Februar
Die CSU will das "rote Coburg" bei der Kommunalwahl gewinnen und schickt Prominenz, dass es nur so kracht. Es ist sogar im Gespräch, den "politischen Aschermittwoch" von Passau nach Coburg zu verlegen. Der "Gaudiwurm" hat so viele Teilnehmer wie selten zuvor. Weil sich alle Kandidaten auf allen Listen präsentieren wollen, melden die Parteien und Gruppierungen zwei große Wagen, drei kleine, fünf Handwagen, einen Einkaufswagen und einen Kinderwagen mit Fußgruppen daneben an. Aufsehen erregt der Wagen mit dem Motto "Modern Talking", doch leider erkennt keiner den als Dieter Bohlen verkleideten Spitzenkandidaten. Die Wägen "Schwarmstadt" und "Stadt der Chancen" sehen einander so ähnlich und sind auch noch hintereinander im Zug platziert, dass die Fußtruppen durcheinander kommen. Das alles bekommen aber nur wenige Zuschauer mit, denn es schüttet an diesem Tag wie aus Eimern. Der Zug wäre unter normalen Umständen abgesagt worden, aber der Politikzug rollt... Der Politische Aschermittwoch der CSU findet dann doch in Passau statt, was bei allen anderen Politischen Aschermittwochen in Coburg für einigen Spott sorgt.
März
Natürlich kommt es bei der Oberbürgermeisterwahl zur Stichwahl, und natürlich hadern zwei der Ausgeschiedenen ganz besonders. In der Tat bildet sich eine Vierer-Spitzengruppe, und die Ergebnisse liegen so eng beieinander, dass 54 Stimmen die Teilnahme an der Stichwahl entscheiden. Die in den Stadtrat eingezogenen neun Gruppierungen erklären, wen sie in der Stichwahl unterstützen beziehungsweise wen auf keinen Fall, und dann wird es noch einmal hektisch. Aber am Abend des 29. März steht schließlich fest, wer neuer Oberbürgermeister wird. Kommentar des Amtsinhabers Norbert Tessmer (SPD): "Es hätte schlimmer werden können."
April
Der alte Stadtrat will noch eine wichtige Entscheidung treffen, um dem neuen Stadtrat einen Dauerkonflikt von vornherein zu ersparen: Wie soll der Bereich am Anger gestaltet werden? Fest- und Parkplatz, Kongresshaus, Park und ein Hotel - wohin damit? Doch damit verbunden ist eine Grundsatzentscheidung: Will Coburg ist als Ort für Tagungen und Kongresse etablieren, oder reicht im Prinzip eine Stadthalle für das, was in der Stadt stattfindet? Gerhard Amend (CSB) rechnet nach und stellt fest: Für ein neues Kongresshaus ist eigentlich kein Geld da. Zumindest jetzt nicht, weil ja das Globe gebaut werden soll und danach geht es an die Sanierung des Landestheaters. Wenn das Landestheater saniert ist, stünde mit dem Globe am Güterbahnhof eine Stadthalle zur Verfügung. Dann könnte man das Kongresshaus stilllegen. Oder etwas Neues bauen. Also in etwa sieben Jahren. Die Abstimmung endet mit Vertagung des Themas.
Mai
Die Fridays for Future-Bewegung (FFF) lebt wieder auf, nachdem die Abiturprüfungen vorbei sind. Ort der Kundgebungen ist nun nicht mehr der Marktplatz, sondern der Rosengarten. Die FFF greift eine Idee auf, die im Herbst 2019 an die Öffentlichkeit gelangt war: Am Sintflutbrunnen entsteht ein Stadtstrand. Es beginnt mit einer Guerilla-Aktion am 1. Mai: Dutzende Ausflügler treffen sich im Rosengarten, die Bollerwagen aber nicht voll mit Bier oder Einweggrills, sondern voller Sand. Gut, es gibt auch einige Grills und Bier, um den Strand gleich einzuweihen, aber es dauert nur eine Woche und der Strand ist fertig. Die Gärtner des Grünflächenamts können nicht eingreifen, weil ihnen der erforderliche Traktor mit Vierradantrieb und Kipp-Schiebe-Zugautomatik fehlt. Der sollte neu angeschafft werden, doch das Geld wurde für die Reparatur des Palmenhauses gebraucht. Ein paar Tage später befindet sich am Palmenhaus ein großer Verkaufskühlschrank mit Bier, Cola, Limo, Caipirinha, Mojito und Gin Tonic. Durch den Pachtvertrag sinkt das Defizit des Palmenhauses dramatisch.
Juni
Im Kongresshaus gründet sich der Verein "Freuko", was für "Freunde des Kongresshauses" stehen soll. Zu den Gründungsmitgliedern gehören etliche Funktionäre des Coburger Convents, die sich ihre "Kongressstadt Coburg" nicht nehmen lassen wollen - und den Rosengarten und das Bierzelt auf dem Anger auch nicht. Die Auftritte des neuen OB beim Pfingstkongress gehen ohne Panne vorüber. Allerdings muss sich das neue Stadtoberhaupt einigen Spott anhören, als sich herumspricht, dass sich in seinen Maßkrügen nur alkoholarmes Bier befand. Zur Sicherheit.