StOV ließ Eberns Wirtschaft brummen
Autor: Eckehard Kiesewetter
Ebern, Mittwoch, 20. März 2019
Am 1. April jährt sich die Eröffnung der Standortverwaltung in der Bundeswehr-Garnison Ebern zum 50. Mal. Von Ebern aus wurden zeitweise die militärischen Angelegenheiten für ganz Oberfranken geregelt. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs war das Ende des Standorts besiegelt.
Eckehard Kiesewetter Ebern — In Ebern herrschte Aufbruchstimmung. Die Bundeswehr war seit 1962, nach anfänglichen Ressentiments in der Bevölkerung, längst akzeptiert. Die Noch-Kreisstadt unweit der Zonengrenze schmückte sich gerne mit dem Titel Garnisonsstadt. Weil ein aufstrebender Militärstandort eine schlagkräftige Wehrverwaltung braucht, nahm 1969 die Standortverwaltung (StOV) ihre Arbeit vor Ort auf. Zeitweise sollte sie mit über 350 Bediensteten und Millionen-Etats zum zweitgrößten Arbeitgeber der Stadt werden. Sie bot Ausbildungs- und Arbeitsplätze im gehobenen Dienst und war ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die gesamte Region. Doch sie ist längst Geschichte. Ihr Ende zum 31. März 2005 hing unmittelbar mit dem Truppen-Abbau nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und mit der Auflösung der Garnison im Jahr 2004 zusammen.
Zum 1. April 1969 zog die Standortverwaltung von provisorischen Büros im Munitionsdepot Breitengüßbach nach Ebern-Sandhof um, wo in zweijähriger Bauzeit ein großzügiger Komplex mit Büro, Werkstatt-, Lager- und Kammergebäuden entstanden war. 47 Beamte und Angestellte und 74 Arbeiter übernahmen logistische und verwaltungstechnische Aufgaben im Dienste des Verteidigungsministeriums. Umstrukturierungen gab es immer wieder. So existierte die Standortkasse nur bis 1973. Dort wurden - für heutige Verhältnisse undenkbar - jährlich rund vier Millionen Mark an Wehrsold in Bargeld ausgezahlt. Die Lohnstelle in Ebern wurde 1985 aufgelöst.
Die Auflösung drohte
Anfang der 1990er Jahre drohte ein Übergang der Eberner Wehrverwaltung in die StOV Bayreuth. Erfolgreich zogen Politiker aus der Region die Strippen, so dass es 1991 anders herum kam: Die StOV Bayreuth ging in die Eberner Standortverwaltung über. Damit waren die Eberner für Oberfranken zuständig. Die StOV wurde zur flächenmäßig größten Dienststelle der bayerischen Wehrverwaltung. Sie betreute rund 2500 Soldaten und Zivilbedienstete und eine Fläche, so groß wie das Saarland. Ab 1992 hatte die StOV auch einen hauptamtlichen Ausbildungsbeauftragten. Der Standort wurde jahrelang ausgebaut und von 1989 bis '92 zu einer der modernsten Kasernen der Republik gemacht. Die "Kaserne 2000" hatte Modellcharakter. In Neubaumaßnahmen flossen im Lauf der Jahre über 100 Millionen Mark (rund 50 Millionen Euro), all dies im Verantwortungsbereich der Standortverwaltung. Deren Investitionsvolumen, einschließlich der Kaufkraft des Personals wurde rückblickend auf jährlich 15 Millionen Euro geschätzt.
Ehemalige "StOVler" berichten von einer straff organisierten Einrichtung mit vier Sachgebieten und Unterabteilungen. Sachgebiet I "Organisation" beispielsweise verwahrte das "Bürosondergerät": Es wurde eingesetzt, wenn eine Schreibmaschine klemmte oder der Kopierer nur noch Schredderpapier ausspuckte. Während die Beamten von München aus betreut wurden, war Sachgebiet II für die Einstellungen und Beförderungen der Angestellten und Arbeiter zuständig. Hier ging es auch um die sozialen Belange (Beihilfen, Mutterschutz, Erziehungs- und Trennungsgeld oder Wohnungsfürsorge).
Reparatur und Ersatz waren direkt im Haus angesiedelt. Im Sachgebiet III (Beschaffung) werkelten in der Kammerwerkstatt auch Schneider und Schuhmacher, und es sorgte für die Verpflegung, denn "Ohne Mampf kein Kampf".
Die Abteilung Bekleidung hatte jeden Soldaten mit exakt 115 passenden Einzelstücken auszustaffieren: Stahlhelm und Kampfanzug, Ausgehuniform und alle Accessoires vom Gürtel über das Feldgeschirr bis zum Klappspaten. Alle Artikel wurden später wieder eingesammelt. Nur die Unterwäsche und das "Schwerschuhzeug" (zwei Paar Kampfschuhe) durften die Rekruten mit nach Hause nehmen - "zur Aufbewahrung", wie es offiziell hieß.