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Stimmen wie eine Naturgewalt


Autor: Heike Schülein

Küps, Montag, 12. Oktober 2020

Auf ihrer Deutschlandtournee gastierten die "Tenöre4you" am Sonntag in der Küpser Jakobikirche. Die Sänger Toni Di Napoli und Pietro Pato rührten ihr Publikum zu Tränen, animierten aber auch zum "Mitsummen".
Die "Tenöre4you" (von links) Toni Di Napoli und Pietro Pato luden ihr Publikum wenn schon nicht zum Mitsingen, dann wenigstens zum "Mitsummen" ein.  Foto: Heike Schülein


Küps —  Herrliche Bilder an der Leinwand offenbaren die Schönheit von "Bella Italia", dem Heimatland von Toni Di Napoli und Pietro Pato. Vor dem Altarraum im Küpser Gotteshaus stehen die "Tenöre4you" im Scheinwerferlicht. Jeder für sich ist ein begnadeter Solist: Di Napoli mit seinem umwerfend facettenreichen und virtuosen Tenor, Pato mit seiner angenehmen warmen und weichen Stimme, gefühlvoll und ausdrucksstark. Doch gemeinsam erblüht aus ihrem kraftvollen Klang ein schier überwältigendes Ganzes.

Perfekte Harmonie

2007 trifft Toni beim "Eurovision Song Contest 2007" auf den jungen Pietro und erkennt in ihm sofort das große Talent. Bei dem Musik-Talentwettbewerb "Music Idol", bei dem Toni in der Jury als Gesangslehrer und Musikexperte ist, begegnen sich beide Sänger erneut. Beide Stimmen harmonieren so perfekt miteinander, dass sie sich entscheiden, künftig künstlerisch gemeinsam zu arbeiten: Die "Tenöre4you" waren geboren und begeistern seitdem ihr Publikum in vielen Ländern mit legendären Hits aus Pop und Klassik, aber auch aus Musicals und Filmen - so auch in Küps, wo ebenfalls eine bunte Mischung verschiedenster Musikstile, darunter auch viele unvergessene Klassiker und Evergreens, erklang.

Eineinhalb Stunden lang Klangfülle zum Niederknien, saubere Intonation und stilistische Sicherheit zum Schwärmen: Von den ersten Klängen des Klassikers "The Prayer" - untermalt mit Filmszenen aus "Die Legende von Camelot" - verstanden es die Ausnahmesänger, die Zuhörer mit ihrer Musik, die mit geradezu spiritueller Kraft ins Innere geht, zu fesseln und in den Bann zu ziehen: Klänge, die den letzten Winkel durchdringen, Emotionen freisetzen und dem Publikum ein ums andere Mal fast den Atem verschlagen lassen.

Die Töne schienen mit dem Gebäude eins zu werden - und das lag sicherlich nicht nur an der hervorragenden Akustik. Da schwellen Töne an und erobern sich - wie ein brodelnder und schließlich ausbrechender Vulkan - den ganzen Raum, in den Höhen ästhetisch rein und in den Tiefen voller Sinnlichkeit: Stimmen wie eine Naturgewalt!

Verstärkt wurde die einzigartige Atmosphäre durch Lichteffekte. An der Leinwand waren insbesondere viele Aufnahmen der Künstler in ihrer Heimat zu sehen - wie auch thematisch passende Filmszenen.

Zwei Konzerte nacheinander

Auch viele der Liedtexte wurden an die Leinwand projiziert, handelte es sich doch beim vom Frühjahr auf nunmehr Herbst verschobenen musikalischen Highlight eigentlich um ein "Mitsingkonzert". Coronabedingt war ein Mitsingen nunmehr leider nicht erlaubt; aber Mitsummen natürlich schon, wie anfangs Toni Di Napoli "mit dem Zaunpfahl winkte".

Zwecks Einhaltung der aktuellen Hygiene- und Abstandsregelungen wurden die Besucher auf zwei Konzerte "aufgeteilt" - einmal um 16 Uhr und nochmals um 20 Uhr: Was für eine Energieleistung der beiden nicht nur stimmgewaltigen, sondern auch sehr sympathischen Sänger!

Belohnt für ihr Kommen wurden die Besucher mit einem Konzert der großen Gefühle mit Stücken wie beispielsweise "You raise me up", dem Evergreen "My Way", dem unvergleichlichen "Halleluja" oder der weltberühmten Arie "Memory" aus dem Musical "Cats". Traumhaft schön auch die - von Di Napoli exzellent solistisch dargebotene - Arie "Nessun dorma" sowie die gleichnamige Hommage an den unvergleichlichen Tenor "Caruso". Mit grandios zum Klingen gebrachten opulenten Melodien aus dem Musical "Phantom der Oper" entführte das Duo sein Publikum in die mystische-schöne Welt der Pariser Unterwelt. Die Musik der traurig-schönen Liebesgeschichte zwischen dem Chormädchen Christine, ihrem Schwarm Raoul und dem entstellten Mann mit der Maske betrat wie ein lebendiges Wesen den Raum. Im Kopf entstanden Bilder und Geschichten voller Poesie.

Evergreens zum Mitsummen

Die beiden erwiesen sich aber nicht nur als Seelenstreichler, sondern auch als Stimmungsmacher mit Gassenhauern wie "Canta y no ilores", "Que séra, que séra" sowie "Volare". Die Zuhörer summten, klatschten und wippten dann auch gerne mit zum Beatles-Evergreen "Let it be" wie auch "Buona sera, Signorina", "That's amore" sowie zur musikalischen Liebeserklärung an die Ewige Stadt "Arrivederci Roma", die nach "Dolce Vita" klang. Bravo-Rufe gab es für das mit einem herrlich charmanten italienischen Akzent auf Deutsch gesungene "Dich gibt's nur einmal für mich" - speziell für alle Damen im Raum. Die letzten Klänge des Abends - "Time to say goodbye" und die vehement eingeforderte Zugabe "Marina" von Rocco Granata aus dem Jahr 1959 - waren verklungen und hinterließen Gäste in inniger Ergriffenheit sowie dem persönlichen Lieblingslied auf den Lippen. Bereits während des Konzerts hatte es immer wieder lang anhaltendem Beifall gegeben.

Begeistert zeigte sich auch Bürgermeister Bernd Rebhan bei der Abendvorstellung: "Die ehrwürdige Jakobikirche hat schon viele Jahrhunderte erlebt. In dieser langen Geschichte nimmt nunmehr auch dieses tolle Konzert einen festen Platz ein!" Die wunderschönen Lieder und das Repertoire hätten so richtig Fernweh geweckt - nach "Bella Italia": Capri, Neapel, die Amalfiküste und Rom. Wahre Worte!