Druckartikel: Sternstunde der Chormusik

Sternstunde der Chormusik


Autor: Heike Schülein

Glosberg, Dienstag, 24. Sept. 2019

Am Samstag gastierte das Vokalensemble "Maria vom Guten Rat" in der Wallfahrtskirche in Glosberg. Die vielen Zuhörer durften sich an Chorkunst in höchster Vollendung erfreuen.
Chorkunst in Vollendung bot das Vokalensemble "Maria vom Guten Rat" bei seinem Benefizkonzert am Samstagabend sowie beim sonntäglichen Gottesdienst in Glosberg.  Foto: privat


Glosberg —  Kann man durch die Zeit reisen? Jeder, der am Samstagabend den Werken des Vokalensembles "Maria vom Guten Rat" aus München zuhörte, wird dies sofort bejahen. Schon mit den ersten Tönen des "Alta Trinita Beata" - eine ursprünglich aus dem Italien des 15. Jahrhunderts stammende Komposition eines unbekannten Verfassers - begann eine wunderschöne musikalische Reise durch Raum und Zeit. Es war Musik voller Tiefe und Schönheit, zum Eintauchen und zur völligen Loslösung von der Hast der Zeit: prächtig harmonierende Männer- und Frauenstimmen, die sich zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen - So schön und beglückend kann Chormusik sein!

Der musikalische Bogen war epochal weit gespannt. Unter Leitung des gebürtigen Kronachers Roberto Seidel, der seine Kindheitsjahre im Hause Welscher in Neuglosberg (Steigerla) verbrachte, erklangen in der Wallfahrtskirche Mariae Geburt großartige Meisterwerke unter anderem aus der Feder von Sebastian Bach ("Wie schön leuchtet der Morgenstern"), Giacomo Puccini ("Requiem aeternam") sowie Thédore Dubois ("Adoramus te, Christe"), aber auch nicht ganz so bekannte Werke.

Die Chorgemeinschaft "Maria vom Guten Rat" besteht derzeit aus 35 ambitionierten Sängern. Im Zentrum der Chorarbeit stehen für Liturgie und Konzerte vor allem Werke der Wiener Klassik und der zeitgenössischen Moderne. Der Auftritt der Formation war stimmlich dermaßen souverän und interpretatorisch sicher, dass man am Anfang erstaunt und am Ende einfach nur noch ergriffen lauschte.

Glanzlichter des Konzerts waren die Darbietungen der beiden Solisten Daniel Bertholdo sowie Mathieu Lanniel. Der Tenor Bertholdo brachte im ersten Programmteil die Arien "Caro mio ben" aus der Feder von Giuseppe Giordani sowie "Sebben crudele" von Antonio Caldara voller Virtuosität zur Aufführung.

Der mit einer herrlichen Bariton-Stimme gesegnete Lanniel sorgte mit "Ich bin des Herrn" sowie dem "Vater unser" aus "6 religiöse Gesänge" von Josef Gabriel Rheinberger für einige der schönsten Momente des Konzerts.

Instrumental begleitet wurden die Gesangsbeiträge von Nora Pinter am Klavier und auf der Orgel sowie Roberto Seidel, ebenfalls auf der Orgel. Höhepunkte des Konzerts waren die Solowerke "Ricercar" von Johann Jakob Froberger sowie die "Berceuse" von Louis Vierne. Im harmonischen Zusammenspiel erklang das "Konzert für zwei Orgeln" von Gioavanni Berndardo Lucchinetti - Welch einzigartige "doppelte" Liebeserklärung an die "Königin der Instrumente"! Kein Wunder also, dass die Zuhörer nicht genug bekommen konnten von der dargebotenen Musik. Der frenetische Applaus nach dem Schlussstück "Die Nacht ist kommen" von Johann Hermann Schein war der Dank für eine musikalische Glanzvorstellung. Die Erlöse des Konzerts kommen der Sanierung der Kirchenorgel zugute, die mit rund 50 000 Euro zu Buche schlägt.

Der Chor, der bei Familien im Ort untergebracht war, umrahmte auch den Gottesdienst am Sonntag.