Druckartikel: "Sterben ist etwas ganz Natürliches"

"Sterben ist etwas ganz Natürliches"


Autor: Heike Schülein

Kronach, Montag, 13. April 2015

Personalie  Annette Hümmer ist die neue Koordinatorin des Hospizvereins Kronach. Die 43-Jährige aus Steinwiesen hat einen umfangreichen Aufgabenbereich.
Seit dem 1. April hat der Hospizverein Kronach eine neue Koordinatorin. Annette Hümmer versteht sich insbesondere als zentrale Ansprechpartnerin der Hospizbegleiter und Hilfesuchenden.  Foto: Heike Schülein


von unserer Mitarbeiterin Heike Schülein

Kronach — "Ambulanter Hospizverein Kronach, Annette Hümmer, Hallo" - seit kurzem begrüßt eine freundliche Stimme die Anrufer im Büro in der Lucas-Cranach-Straße 10. Seit dem 1. April ist die examinierte Krankenschwester mit der Zusatzausbildung Palliativ-Care als neue Koordinatorin des Hospizvereins Kronach tätig. "Das ist heute erst mein vierter Tag, aber ich habe schon drei neue Begleitungen aufgenommen", zeigt sie sich selbst verwundert.
Der Hospizverein begleitet Schwerstkranke, Sterbende und trauernde Angehörige. Derzeit gehören dem Team 31 ehrenamtliche Hospizbegleiter an.

Erste Ansprechpartnerin

Die 43-jährige Steinwiesenerin hat einen umfangreichen Aufgabenbereich. "Ich bin erste Ansprechpartnerin, sorge für eine umfassende Beratung beim Erstgespräch, teile die passenden Ehrenamtlichen ein und mache für diese auch Supervisionen." Weiter halte sie Kontakt zu Ärzten, Alten- und Pflegeeinrichtungen, dem Krankenhaus, Seelsorgern, kirchlichen und sozialen Diensten sowie anderen Hospizvereinen.
"Ich stelle unsere Arbeit in Kirchengemeinden, Schulen, Vereinen und bei Seniorennachmittagen vor", so die Koordinatorin, die wöchentlich 25 Stunden arbeitet. Aktuell laufe eine neue Hospizbegleiter-Schulung mit zehn Teilnehmern.
Neue Koordinatorin wurde sie "von einem Tag auf den anderen". Ein Mitglied des Hospizvereins hatte sie gefragt. "Ich sah schon immer in der Betreuung und Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen einen Schwerpunkt meiner Arbeit", verrät Hümmer, die zuletzt im BRK-Seniorenhaus Kronach tätig war und auch für die Sozialstation Steinwiesen gefahren ist - beides sehr gerne.
"Das Sterben wird vom Hospizverein als natürlicher Vorgang begriffen. Hinterbliebene sollen den Tod nicht nur als schreckliches Ereignis empfinden, sondern ohne negative Erfahrungen weiterleben können", betont Hümmer.
An ihrer neuen Arbeitsstelle fühle sie sich sehr wohl, wenngleich die Abläufe noch etwas ungewohnt seien. "Das ist eine ganz andere Art der Organisation", erzählt sie. In die Pflege habe es sie schon immer gezogen. Bereits während ihrer Schulzeit habe sie in ihren Ferien Praktika im BRK-Seniorenhaus Kronach gemacht, später absolvierte sie ein soziales Jahr in einem Altenheim in Ansbach, danach ihre Ausbildung zur Krankenschwester im Lichtenfelser Kreiskrankenhaus.

Begleiter schenken Zeit

Voller Wertschätzung spricht Hümmer über die menschliche Zuwendung, die Hospizbegleiter den Betroffenen zukommen lassen. Diese übten keine pflegerischen Maßnahmen aus, sondern schenkten Zeit, Unterstützung und Nähe. Behutsam und einfühlend seien sie bereit, Schwerstkranke, Sterbende und deren Angehörigen in der letzten Phase des Lebens zu begleiten. Die Beratung und Begleitung durch den Hospizverein Kronach sei kostenlos. "Jeder kann unsere Hilfe in Anspruch nehmen - unabhängig von Konfession, Status oder Herkunft."
Derzeit laufen zwölf Begleitungen. Nicht alle Helfer seien immer einsetzbar, manche bräuchten nach dem Tod des von ihnen Betreuten selbst Zeit, um zu trauern, bevor sie sich wieder frei fühlten. "Die Betreuung hört mit dem Tod nicht auf", weiß Annette Hümmer.