Druckartikel: Steilvorlage für zweiten Kindergarten

Steilvorlage für zweiten Kindergarten


Autor: Thomas Malz

Münnerstadt, Montag, 30. August 2021

Geschichte Vor 25 Jahren brauchte das BBZ die Kindergartenräume selbst. Eine Initiative, einen zweiten Kindergarten zu errichten, scheiterte dann denkbar knapp.
Vor 25 Jahren gab es noch eine ausgelagerte Kindergartengruppe im BBZ. Weil die Schule aus allen Nähten platzte, brauchte sie die Räume selbst.


"Die Kindergartengruppe am Berufsbildungszentrum muss aus Platzgründen in den nächsten Jahren aufgelöst werden. Die Schule platzt nach Angaben der Schulleiterin Astrid Krohn aus allen Nähten." Die Nachricht, die im September 1996 in der Zeitung stand, sorgte für einigen Wirbel. Zwar versicherte der Schulträger, der Landkreis Bad Kissingen, dass keine Kinder vor die Tür gesetzt werden, aber die Stadt Münnerstadt müsse nun eine andere Lösung für die Mäusegruppe finden. Hartmut Hessel, damals Vorsitzender des Vereins "2. Kindergarten für Münnerstadt", sah die Zeit gekommen, konkret in die Planungen für einen weiteren Kindergarten einzusteigen.

Seitens der Kirchenstiftung hieß es damals, dass sie auch weiterhin übergangsweise die Trägerschaft für die BBZ-Gruppe übernehme, nicht aber die Trägerschaft für einen neuen Kindergarten. Auch einen Anbau am bestehenden Kindergarten in der Straße am Dicken Turm schloss man aus. Am BBZ hatte es damals enorme Zuwächse bei den Schülerzahlen gegeben, besonders in den Bereichen Kinderpflege und Hauswirtschaft. Der Raum, in dem die Mäusegruppe des Kindergartens untergebracht war, wurde dringen gebraucht, der dazu gehörende Turnraum ohnehin schon teilweise vom BBZ genutzt.

Die Stadt war am Zug

Vom Landkreis kam dann die klare Aussage, dass man sich nicht in die Kindergartensituation der Stadt Münnerstadt einmischen werde. Zuständig für die Betreuung ist die Kommune. Die, so war sich damals Hartmut Hessel sicher, werde sich mit "Händen und Füßen" gegen einen Kindergartenträgerschaft wehren. So sah sich der Vorsitzende des Fördervereins "2. Kindergarten für Münnerstadt" dem Ziel ein ganzes Stück näher. Ins Auge gefasst hatte er damals das Büro der Jagdwaffenfabrik Heym, die kurz zuvor nach Thüringen abgewandert war, weshalb die Gebäude an der Coburger Straße leer standen.

Es sei oft von einem Provisorium geredet worden, sagt Hartmut Hessel heute. "Aber wir wollten einen Modellkindergarten." Und der sollte als Alternative zum bestehenden eben nicht in der Trägerschaft der katholischen Kirchenstiftung sein. Die evangelische Kirchengemeinde hatte dies damals auch abgelehnt, erinnert er sich. Seine Vorstandskollegen vom Verein "2. Kindergarten für Münnerstadt" hatten sich ebenfalls dazu entschieden, nicht die Trägerschaft zu übernehmen. Es sollte ein rein fördernder Verein bleiben.

So lud er damals verschiedene mögliche Träger ein, die unter anderem Erziehung nach Montessori und Walldorf vorstellten. Am Ende war es das Netzwerk für soziale Dienste, das die Trägerschaft für einen zweiten Kindergarten übernehmen wollte. Mögliche Räume im Studienseminar St. Josef waren auch schon gefunden, erinnert sich Hartmut Hessel heute. Dann stellte er einen Antrag im Stadtrat, der mit zehn zu zehn Stimmen keine Mehrheit fand und deshalb abgelehnt wurde.

Und so blieb es bei dem einen Kindergarten in der Kernstadt. Die Gruppe im BBZ wurde dann tatsächlich aufgelöst, was hauptsächlich durch sinkende Kinderzahlen möglich war. Interessant dabei: 25 Jahre nach der Ankündigung, dass kein Platz mehr für die Kindergartengruppe im BBZ ist, haben sich die Verhältnisse grundlegend geändert.

Inzwischen ist das BBZ, das nunmehr aus sechs Schulen besteht, in einen Neubau umgezogen. Im alten BBZ wird in wenigen Tagen zumindest vorübergehen die Montessori-Schule Rhön-Saale ihre Türen öffnen. Die Schule benötigt aber nicht das ganze alte BBZ in Münnerstadt. Die Räume, in denen früher die Kindergartengruppe war, stehen dementsprechend nun leer.