Druckartikel: Stegaurach kann sich was leisten

Stegaurach kann sich was leisten


Autor: Hans Kurz

Stegaurach, Mittwoch, 08. Juni 2016

Die Gemeinde hat einige große Investitionen zu stemmen. Die finanzielle Lage lässt das zu.
Im Stegauracher Rathaus (vorne Mitte) ist man trotz der hohen Kosten nach wie vor glücklich über den Erwerb des Böttinger Landhauses (das rote Gebäude). Foto: Heinrich Hoffmann/Archiv


Kämmerer Uwe Ruß sieht Stegaurach auf dem "goldenen Mittelweg". Hatte der Finanzchef der Gemeinde in der Vergangenheit schon mal einen drohenden Investitionsstau angesprochen, so mahnt er gleichzeitig - ganz im Sinne seiner Zunft - finanziell "nicht ans Letzte zu gehen". "Sich totsparen ist falsch, sich totinvestieren ist genauso falsch", gibt er dem Gemeinderat als Motto zu seinem Haushaltsplan mit auf den Weg. Hintergrund: In den vergangenen Jahren hat die Gemeinde zumeist weniger investiert, als im Haushalt vorgesehen war. Das soll sich nun ändern. Zumindest sollen die Investitionen in die Zukunftsfähigkeit der Gemeinde deutlich steigen.
"Wir hatten eine Phase der Einarbeitung und eine Phase der Planung. Nun geht es in die Umsetzung", sagt dazu Bürgermeister Thilo Wagner (FW-FL), der ins dritte Amtsjahr geht. Noch in diesem Jahr sollen verschiedene Vorhaben zu Buche schlagen, die schon länger in der Diskussion sind. So ist fast eine Million Euro bereits in diesem Jahr für das geplante Kinderhaus vorgesehen, dessen Bau im September beginnen soll und das insgesamt rund zweieinhalb Millionen Euro kosten wird - wobei aber auch eine hohe staatliche Förderung zu erwarten ist. Bereits weit fortgeschritten ist der Ersatzneubau des katholischen Kindergartens St. Marien, für den die Gemeinde in diesem Jahr einen Anteil von fast einer dreiviertel Million Euro zu zahlen hat.
Neu auf der Agenda ist dagegen das Böttinger Landhaus. Die Gemeinde erhielt Ende vergangenen Jahres die Gelegenheit, das historische Gebäude in der Ortsmitte zu kaufen - und griff zu. Mit 1,4 Millionen Euro ist es sogar der größte Einzelposten im Etat 2016. Sanierung und Umbau des denkmalgeschützten Anwesens stehen noch an.
Größter Unsicherheitsfaktor in der Kalkulation des Kämmerers ist hingegen die Abwasserbeseitigung. Mehr als 600 000 Euro stehen im Haushalt bereits, aber die Befürchtung ist groß, dass sich das teils marode Kanalsystem als Fass ohne Boden erweisen könnte. Angesprochen wurde das Thema von allen Fraktionen im Gemeinderat, aber einzig Joseph Höpfner (SPD) empfand das Problem im Haushalt dermaßen vernachlässigt, dass er ihn schließlich ablehnte.
Alle anderen Gemeinderäte stimmten dem Zahlenwerk schließlich zu. Denn Stegaurach ist in der glücklichen Lage, sich die Investitionen ohne Neuverschuldung leisten zu können. So sollen zwar die liquiden Mittel - sozusagen das Geld, das die Gemeinde zum Jahresschluss auf der hohen Kante hat - 2016 von fast neun auf knapp acht Millionen zurückgehen. Gleichzeitig soll aber auch die Pro-Kopf-Verschuldung von derzeit 43 auf 26 Euro weiter sinken.