"Statt Fernsehsofa in die Schule"
Autor: Bertram Wagner
Bamberg, Donnerstag, 31. Januar 2019
Heute auf den Tag vor 50 Jahren startete Heinz Dobrzanski seine Lehrerkarriere am Dientzenhofer-Gymnasium. Und noch immer gibt der mittlerweile 74-Jährige Chemie- und Sportunterricht und vertritt Kollegen.
Mit dem heutigen Freitag startet für Heinz Dobrzanski ein Festtags-Triple der ganz besonderen Art: Es dürfte bayern-, ja bundesweit nur eine handverlesene Anzahl von Lehrkräften geben, die auf 50 Dienstjahre zurückblicken können. Dieses "goldene" Jubiläum - Ende Februar folgt dann die "Goldene Hochzeit" und Ende Mai wird der Jubilar 75 Jahre alt - feiert der weit über die Stadt hinaus bekannte Bamberger am Dientzenhofer-Gymnasium, der mit Ausnahme eines Jahres - als Referendar am Franz-Ludwig-Gymnasium - nur in der Feldkirchenstraße ("ein Wechsel war nie ein Thema") unterrichtete und dicke Kapitel Schulgeschichte (an die 9000 Unterrichtsstage am DG) mitgeschrieben hat.
Ende des Schuljahres 2010/11 wurde die DG-Institution bereits in den gesetzlichen Ruhestand verabschiedet, letztlich nur auf dem Papier, denn der 74-Jährige ist weiterhin im Einsatz, nicht nur in seinen offiziell fünf Chemie- und Sportstunden, sondern auch tagtäglich im Vertretungseinsatz, wenn Lehrkräfte in Mutterschutz, in Erziehungsurlaub sind oder krankheitsbedingt ausfallen. Typisch für "Dobro", dessen Wochenalltag mit jugendlichen DG-Basketballern montags um 7 Uhr beginnt, steht der Mittwoch zwei Tage vor dem Jubiläum: vier Stunden Sportunterricht und eine Chemie-Stunde.
"Ich freue mich sehr, dass ich das noch machen kann und darf. So bleibt mein Leben strukturiert, das ist schon eine Art Demenz-Prophylaxe! Ich bleibe am Ball, der Umgang mit den jungen Schülern und Lehrern hilft mir sehr, da kann ich digital noch einiges dazulernen. Das strengt mich nicht an, es ist der Spaß an der Freude, auch keine finanziellen Zwänge stehen dahinter. Mein Aushelfen nimmt den Referendaren keinen Platz weg", klingt der Jubilar ("statt Fernsehsofa in die Schule") voll begeistert. Er wünsche sich in Bamberg ein Modell für Gymnasien, die auf einen Pool von noch arbeitswilligen Pensionisten ("da gibt es bestimmt noch zehn bis fünfzehn") kurzfristig zurückgreifen könnten.
Vier Bundestitel
Der ehemalige Chemie-Fachleiter und -Seminarlehrer trat quasi in die Fußstapfen seines Vaters (Oberrealschule). Doch die Dobrzanski-DG-Beziehung ist noch intensiver: Seine beiden Kinder haben hier das Abitur gemacht und im Jubiläumsjahr folgt nun sein Enkel. Ungeachtet seines schulischen Wirkens in Bamberg und in Dillingen (Fortbildungen) hat er bundesweiten Ruhm erlangt in seiner Funktion als Betreuer von Basketball-Schulmannschaften: Vier Bundestitel, fünf weitere "Stockerl"-Plätze und an die 30 Landessiege (zuletzt im Vorjahr mit den Jüngsten in der WK IV) machen ihn zu einem der erfolgreichsten Trainer auf Schulebene. Siegerfotos mit "Dobro" im FT waren schon fast der sportliche Alltag!
Als Schmankerl aus Hunderten von Schulbegegnungen berichtet er von einer DG-Partie in den 90er Jahren gegen Würzburg, als man den späteren NBA-Star Dirk Nowitzki auf zwei Punkte halten konnte. Nachdem er selbst im Verein beim VfL Jahn Bamberg in der Kreisliga auf Korbjagd gegangen war ("ich war sogar Korbschützenkönig!") und später wegen eines Trainer-Ausfalls in die Betreuer-Funktion "reinschlitterte", übernahm er Ende der 80er Jahre als Nichtsport-Lehrer das Basketballkommando an der Schule.
Basketball war und ist neben der Schule sein "zweites Leben": B-Schein als Schiedsrichter, Trainerausbildung, FCB-Jugendleiter und Hallensprecher in der "Blauen" in der Bundesliga und international sind neben den vielen Landes- und Bundesfinals weitere Marksteine in seiner sportlichen Vita. Der Tausendsassa ist natürlich auch beim traditionellen Klaus-Haferkorn-Turnier seit scheinbar ewigen Zeiten dabei: Seit 45 Jahren ist er Schiedsrichter, als Mitarbeiter unersetzlich und auch bei vielen Einlagenspielen selbst am Ball gewesen. Apropos aktiv: Bis 2017 spielte er jede Woche in seiner Freizeit-Mannschaft "Flower Power".
Einst Manndecker im Fußball
In Sportlerkreisen machte sich Heinz Dobrzanski auch als Fußballer einen Namen: Er war berühmt, aber auch berüchtigt als "Manndecker", der "eisenhart" zu Werke ging. Die zwei Jahre in der Bayernliga bleiben für ihn unvergessen, diesem Highlight folgten noch einige Jahre in der "Woka"-Elf, ehe er die Schuhe an den Nagel hängte und sich dem Basketballsport vollends widmete.