Ständig neue Herausforderungen in der Passion
Autor: Jochen Berger
Coburg, Samstag, 21. März 2015
Coburg — Die Johannespassion begleitet Peter Stenglein durch sein Amt als Leiter des Bachchors. Jetzt erklingt das Werk unter seiner Leitung erstmals in der Heilig-Kreuz-Kirche. Di...
Coburg — Die Johannespassion begleitet Peter Stenglein durch sein Amt als Leiter des Bachchors. Jetzt erklingt das Werk unter seiner Leitung erstmals in der Heilig-Kreuz-Kirche.
Die Johannespassion spielt für den Bachchor eine besondere Rolle. Auch Sie haben Ihr Amt 1992 mit dieser Passion angetreten. Zum wievielten Male dirigieren Sie das Werk?
Peter Stenglein: Der Bachchor hat die Johannespassion so häufig gesungen wie kein anderes großes Werk der Kirchenmusik. Für mich ist es die sechste Aufführung in Coburg, dazu kommt eine Produktion mit zwei Konzerten in Fürstenfeldbruck.
Wie hat sich Ihr Blick auf das Werk seit der ersten Aufführung verändert?
Nun, schon die erste Aufführung habe ich mit einem relativ klein besetzten Orchester erarbeitet. Ich bin froh, dass wir seit Jahren mit einem Barockorchester musizieren können.
Stand am Anfang der Notentext noch sehr im Vordergrund, so kann ich heute mehr auf die "inneren Werte" der Passion schauen. Damit meine ich, dass mir auch die theologischen Deutungsversuche präsenter sind: Der Christus im Johannesevangelium wird anders dargestellt als derjenige bei Matthäus.
Worauf müssen Sie bei der Einstudierung des Chores besonders achten?
Die größte Herausforderung ist wohl, dass der Chor ständig präsent sein muss. Es gibt ständig neue Herausforderungen: Mal stellt der Chor die geifernde Menge dar, im nächsten Moment singt er einen Choral und schlüpft damit in die Rolle der Gemeinde. Es ist wohl die Präsenz über die lange Zeit der Konzertdauer, die gut erarbeitet werden muss.
Was ist das schwierigste Stück in der Passion für den Chor?
Es gibt etliche Stücke, die schwierige Tonfolgen haben, zum Beispiel "Wäre dieser nicht ein
Übeltäter" oder "Kreuzige". Andere Stücke erfordern aufgrund von quirligen 16tel-Passagen große Geläufigkeit ("Lasset uns den nicht zerteilen"). Wieder andere stellen die Herausforderung, den großen Bogen im Auge zu behalten - das sind Eingangs- und Schlusschor. Das eine schwierigste Stück gibt es meines Erachtens nicht.
Die Fragen stellte Jochen Berger.