Druckartikel: Stadtstrand in der Light-Version

Stadtstrand in der Light-Version


Autor: Ulrike Nauer

Coburg, Donnerstag, 25. Juni 2020

Zwei Monate lang dürfen die Coburger Gastronomen Nima Khorsandi und Enrico Pizzato testen, ob ihre Freiluft-Gastronomie im Rosengarten bei den Coburgern ankommt. Die Stadträte machten sich die Entscheidung nicht leicht.
Ortstermin in der Sitzungspause: Die gerodete Fläche zwischen Palmenhaus und Sintflutbrunnen ist für den Stadtstrand vorgesehen. Fotos: Ulrike Nauer (1) / privat (4)


Die beiden Coburger Gastronomen Nima Khorsandi und Enrico Pizzato dürfen ihren Stadtstrand am Sintflutbrunnen im Rosengarten eröffnen - allerdings zunächst nur in der "Light"-Version; das heißt für zwei Monate, mit der Aussicht auf Verlängerung um einen weiteren Monat, wenn die neue Attraktion bei den Coburgern ankommt. Der Verwaltungssenat hatte sich am Montag schon mit sechs zu drei Stimmen dafür ausgesprochen. Die endgültige Entscheidung fiel am Donnerstag im Stadtrat: mit 25 zu 15 Stimmen ist der "Stadtstrand light" genehmigt. Allerdings hatten auch die Gegner vor der Abstimmung gewichtige Argumente vorgetragen.

Intensive Diskussion

Ehe es an die intensive Diskussion ging, marschierten die Stadträte aber erst einmal quer durch den Rosengarten zum "Ortstermin" am Brunnen. Für den hatte Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) extra die Sitzung im Saal des Kongresshauses unterbrochen.

Der kurze Ausflug brachte dann auch einige Erkenntnisse, etwa die, dass im Rosengarten an einem Nachmittag unter der Woche recht wenig los ist. "Ich habe gerade mal vier Leute gesehen, die durch gelaufen sind", hatte Melanie Becker (Die Grünen) beobachtet. Und an der Rosenschau, um die einige Gegner fürchten, sei man schon längst vorbei, wenn man den Brunnen erreicht habe, merkte Grünflächenamtsleiter Bernhard Ledermann an, der das Konzept vorstellte.

Auch Jürgen Heeb (WPC) sieht die niedrige Besucherfrequenz kritisch. "Da geht schon noch was. Der Stadtstrand wäre ein Gewinn, fürs Palmenhaus und für den Rosengarten allgemein." Der Stadtrat solle Mut beweisen, so was zu testen und nicht immer alles gleich zerreden, so Heeb. "Die Leute, die sich engagiert haben und die Gäste werden uns zeigen, ob es das ist, was gewünscht ist oder nicht."

Wo Heeb Leben in die Bude bringen möchte, sehen andere gerade die Ruhe als großes Plus im Rosengarten an. Der Rosengarten sei öffentlicher Raum, aber müsse es denn dort immer Gastronomie geben, fragte Amend. "Oder haben die Bürger auch Anspruch darauf, dass öffentliche Räume als Ruhezone gelten? Das wurde überhaupt nicht bedacht." Amend stimmte am Ende dagegen.

Alternativen werden geprüft

Ein Detail störte Zweiten Bürgermeister Hans-Herbert Hartan (CSU) an der Beschlussvorlage. Die Formulierung ließ vermuten, dass der Antrag, einen Stadtstrand "light" im Rosengarten einzurichten, von der CSU stammte. "Wir hatten den Antrag gestellt, verschiedene Standorte auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen", stellte Hartan klar. Der Stadtstrand "light" sei nicht die Idee der CSU gewesen. "Unser Antrag ist noch im Geschäftsgang", so Hartan. Und auch wenn seine Fraktion es begrüße, dass das Konzept Stadtstrand nun einmal für ein paar Wochen ausprobiert werden könne, so gehe es doch nicht um diesen einen Standort. "Wir wollen auch die anderen Möglichkeiten geprüft haben" - Wolfgangsee, Goldbergsee und auch das Itzufer sei ein "vorderer Kandidat, so Hartan.

Alt-OB Norbert Tessmer (SPD), der mit seiner ganzen Fraktion gegen den Stadtstrand "light" stimmte, hatte eine weitere Idee für einen Standort - gar nicht weit entfernt vom Sintflutbrunnen: Die Terrasse des ehemaligen Restaurants Rosengarten, "mit allem, was dazu gehört", so Tessmer. "Hier lassen wir das Gebäude vor sich hin ,patinaisieren‘ und dort machen wir einen Strand hin." Das sei unverständlich.