Stadt und Lebenshilfe vermitteln barrierefreien Wohnraum
Autor: Richard Sänger
Herzogenaurach, Freitag, 21. Juli 2017
Das Problem des knappen Wohnraumes und insbesondere des fehlenden barrierefreien Wohnraums wird immer größer. Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen ...
Das Problem des knappen Wohnraumes und insbesondere des fehlenden barrierefreien Wohnraums wird immer größer. Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen wird es zunehmend schwieriger, eine geeignete Bleibe zu finden. Das Problem wurde in Herzogenaurach erkannt und ein Gemeinschaftsprojekt soll zumindest helfen.
Wie Bürgermeister German Hacker (SPD) im Haupt- und Finanzausschuss erläuterte, werde man mit Sicherheit nicht alle Probleme aus der Welt schaffen können. Die Stadt werde zwar mehr und mehr zur Anlaufstelle, wenn Menschen bezahlbaren Wohnraum suchen, dafür sei aber im Grunde der Landkreis zuständig. Dass im gesamten System der Wohnraumvermittlung eine Lücke klafft, sei sowohl der Stadt als auch dem Landkreis bekannt, der sich ebenfalls mit der Problematik befasst.
Ausschuss stimmt zu
Die Stadt verfüge zwar über keine eigene Wohnbaugesellschaft und könne deswegen auch keinen eigenen Wohnraum anbieten, versuche aber trotzdem, den Menschen zu helfen. Deswegen soll in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe eine "Koordinierungsstelle für Wohnraumvermittlung" gegründet werden. Die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses stimmten diesem Vorhaben zu.Auch die Ergebnisse der Analyse, die im Rahmen des Modellprojektes Inklusion, Wohnen - Mobilität - Freizeit/Kultur der Lebenshilfe Erlangen-Höchstadt durchgeführt wurde, unterstreichen die schwierige Wohnraumsituation für Menschen mit Beeinträchtigung in Herzogenaurach. Barrierefreier Wohnraum ist in der Stadt kaum vorhanden und wenn, dann ist er in den meisten Fällen für Hilfeempfänger nicht bezahlbar.
Problematisch sei, dass keine verwertbaren Daten zum Bestand von barrierefreiem und rollstuhlgerechtem Wohnraum für die Stadt Herzogenaurach - auch von Seiten des Landkreises Erlangen-Höchstadt - vorliegen. Außerdem existieren keine verlässlichen Daten über den Bedarf an Sozialwohnungen sowie barrierefreiem Wohnraum.
Wie der Bürgermeister erläuterte, vergebe der Landkreis zwar Wohnberechtigungsscheine für Sozialschwache, könne aber nicht zwischen Nachfrage und Angebot vermitteln, weil verlässliche Zahlen fehlen und Wohnraumberechtigungsscheine meist erst dann ausgegeben werden, wenn die Wohnungssuchenden bereits eine Bleibe gefunden haben.
Personen mit Beeinträchtigung sind bei der Suche nach Wohnraum auf sich selbst gestellt. Gerade vor dem Hintergrund des knappen geeigneten Wohnraums und des steigenden Bedarfs sei es geboten, vorhandenen und eventuell bisher ungenutzten geeigneten Wohnraum für den jeweiligen Personenkreis zugänglich zu machen.
"Kreisfreie Städte haben in der Regel ein Quartiersmanagement, um Leerstände zu vermeiden und eben Wohnraum zu vermitteln", berichtete Hauptamtsleiter Gerhard Höfler dazu, deswegen könne das Gemeinschaftsprojekt Lebenshilfe und Stadt einiges bewirken.
Der Bürgermeister geht davon aus, dass wegen der demografischen Entwicklung vor allem auch ältere Menschen nach einer bezahlbaren Wohnung suchen. Von der Stadt seien erst in etwa zwei Jahren, wenn der Bauabschnitt Herzobase 2 fertiggestellt ist, neue Angebote im sozialen und geförderten Wohnungsbau zu erwarten. Die Stadt werde aber bei der künftigen Wohnbauentwicklung das Problem keinesfalls aus den Augen verlieren.
Vermietern die Angst nehmen
Dass es eine Reihe von freien Wohnungen gibt, sei bekannt, nur hätten Hauseigentümer oder Vermieter Angst, an völlig fremde Leute zu vermieten. Deswegen biete die Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe die Chance, die freien Wohnungen auf den Markt zu bringen, denn die Lebenshilfe biete den Vermietern nicht nur eine Garantie, sondern könne eventuell auch selbst als Mieter auftreten, weil auch Mitarbeiter der Lebenshilfe mit Beeinträchtigungen oft keine barrierefreie Wohnung fänden.Die Wohnvermittlungsstelle, die von der Stadt bezuschusst wird, soll vorerst bei der Lebenshilfe an der Einsteinstraße angesiedelt werden. Das Projekt soll zwei Jahre auf Probe laufen und die Stadträte können sich durchaus vorstellen, die Vermittlung später zentral im Rathaus unterzubringen.