Stadt macht den großen Schnitt
Autor: Steffen Standke
Bad Brückenau, Montag, 31. Oktober 2022
Ortsentwicklung Wegen des großen Sanierungsstaus müssen sich Verwaltung und Kommunalpolitik umorientieren. Ein Masterplan soll her. Dabei kommen selbst Projekte auf den Prüfstand, die relativ weit vorangeschritten sind, darunter die Erneuerung der Therme Sinnflut.
Thorsten Graments Liste ist lang. Über 180 "Maßnahmen" hat der Mitarbeiter des städtischen Büros Bauleistungen in einem Jahr gesammelt. Viele gehören besser heute als morgen erledigt, sind Pflichtaufgaben der Stadt, wie die Sanierung des Alten Rathauses oder der Erhalt von Brücken. Etwas weniger Punkte sind "freiwillige Aufgaben", die aber eine Stadt ausmachen, wie die rundzuerneuernde Therme Sinnflut. Alles sofort abzuarbeiten, ist schon finanziell utopisch. Ein Masterplan muss her. Der bauliche Zustand vieler städtischer Immobilien ist bedauerlich. Als Beispiel mag das Alte Rathaus dienen. Grament hat das Dach mit der Feuerwehr-Drehleiter befahren. Er entdeckte lose Ziegel, weil der Mörtel sich mit der Zeit pulverisiert hat. Nicht nur einzelne Ziegel, das ganze Dach droht herunterzurutschen - weswegen der Bereich um den denkmalgeschützten Bau seit Monaten mit Zäunen weiträumig abgesperrt ist. Denn auch der Putz bröckelt, ist an einigen Stellen heruntergefallen. Im Innern wütet der Schwarzschimmel.
Keine Prioritäten vorgegeben
Solcherlei "Baustellen" zwingen die Verwaltung und Bürgermeister Jochen Vogel (CSU) zum Umdenken. Und zwar grundlegend. "Wir haben in allen Bereichen erheblichen Handlungsbedarf", sagt das Stadtoberhaupt. Sein Schluss: "Wir müssen ein Gesamtkonzept erstellen für die nächsten 15 bis 20 Jahre."
Grundlage dessen soll Thorsten Graments Übersicht mit seinen rot eingefärbten Pflichtaufgaben und weiß hinterlegten freiwilligen Maßnahmen sein. Am 8. Oktober präsentierte der Hochbauarchitekt sie dem Stadtrat in einer nichtöffentlichen Klausurtagung.
Wobei er darauf verzichtete, den Räten irgendwelche Vorschläge für eine Priorisierung zu unterbreiten. Es geht nicht einzig darum, eine Liste mit Bauwerken nach Mängelzustand und Dringlichkeit abzuarbeiten. Auch deren derzeitige oder auch mögliche künftige Nutzung stellt Jochen Vogel zur Diskussion. "Wir müssen frei denken: Wo sollen zum Beispiel das Rathaus und die Bibliothek hin, wo die Jugendarbeit stattfinden?"
Das alles wolle man innerhalb des nächsten Dreivierteljahres erarbeiten und in einen Masterplan fassen. An diesem "übergeordneten städtebaulichen Entwicklungskonzept" (Grament) wolle man sich entlanghangeln - wohl wissend, dass immer Überraschungen drohen.