Stadt ehrt Widerstandskämpfer
Autor: Sonny Adam
Stadtsteinach, Dienstag, 21. Juni 2016
Ein Wanderweg zwischen Stadtsteinach und Triebenreuth soll künftig an Alfred Andreas Heiß und Michael Schnabrich erinnern. Beide mussten unter der NS-Herrschaft ihr Leben lassen.
Die Stadt Stadtsteinach möchte zwei Kämpfer für die freiheitlich-demokratische Grundordnung besonders ehren. Der Wanderweg zwischen Stadtsteinach und Triebenreuth soll künftig den Namen von Alfred Andreas Heiß und Michael Schnabrich tragen. Beide hatten unter dem NS-Regime ihr Leben gelassen.
Alfred Andreas Heiß wurde am 18. April 1904 in Triebenreuth geboren. Er stammte aus einer Kleinbauernfamilie und absolvierte die Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten. Später zog er nach Berlin, wo er im mittleren Justizdienst arbeitete. 1932 trat er in die Zentrumspartei ein.
Heiß war Zeit seines Lebens kritisch gegenüber dem NS-Regime eingestellt, fiel bereits in den Jahren 1934 und 1935 wegen seiner Haltung auf und kam für zehn Wochen ins Berliner Konzentrationslager Columbia. Zum Eklat kam es im Jahr 1940, als Heiß zur Wehrmacht eingezogen werden sollte.
Der streng gläubige Katholik weigerte sich, auf die Hakenkreuzfahne und den Führer Adolf Hitler einen Eid abzulegen. Daraufhin wurde er wegen "Zersetzung der Wehrkraft" zum Tode verurteilt. Der Triebenreuther starb am 24. September 1940 im Zuchthaus Brandenburg. Neben Alfred Andreas Heiß ist Michael Schnabrich der zweite Widerstandkämpfer, den Stadtsteinach jetzt ehren möchte. Schnabrich, in Stadtsteinach geboren, machte eine Lehre als Schuhmacher und ging dann auf die Walz. Auch engagierte er sich politisch. Er war Sekretär des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, war Stadtverordneter im Landkreis Hersfeld und vertrat die SPD im Kommunal- und Provinziallandtag der Provinz Hessen-Nasssau. Bis 1933 war Schnabrich sogar Mitglied des Reichtages. Sein Engagement fiel schon 1919 auf, weil er gegen die damalige Wohnungsnot einen Bauverein ins Leben rief.
Doch die Zusammenarbeit zwischen "Kapital" und "Arbeit" war damals nicht gerne gesehen.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Schnabrich verhaftet und ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Dort wurde er von einem Aufseher so übel misshandelt, dass er am 9. Oktober 1939 verstarb.
Nach Schnabrich sind bereits Straßen in Bad Hersfeld und Kassel benannt, jetzt soll er auch in seiner Geburtsstadt geehrt werden. "Wir haben überlegt, ob wir Straßen nach den beiden Stadtsteinachern benennen sollen, aber wir wollten keine Straßennamen ändern. So sind wir auf die Idee gekommen, einen Wanderweg zwischen Stadtsteinach und Triebenreuth nach den Kämpfern zu benennen", erklärte Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) in der jüngsten Stadtratssitzung.
Logo, Flyer und Tafeln
Tourismuschef Hans Kotschenreuther hat ein Logo für diesen Schnabrich-Heiß-Gedenkweg
ausgearbeitet: Es zeigt einen Berg mit Pfad, eine aufgehende Sonne und eine weiße Rose. "Die weiße Rose soll ihren Widerstand gegen das NS-Regime verdeutlichen", so Wolfrum. Der Weg zwischen Stadtsteinach und Triebenreuth sei mit Sepp Madl von der Frankenwald-Ortsgruppe ausgearbeitet worden. Außerdem sollen laut Bürgermeister ein Flyer und Tafeln entstehen, die auf das Leben der beiden NS-Widerständler eingehen."War das denn jetzt so eilig, dass wir vorab keine Informationen bekommen konnten?", monierte Franz Thierauf (FW) das Vorgehen. Wolfgang Martin (BL) hatte gegen die schnelle und eigenmächtige Ausarbeitung ebenfalls etwas einzuwenden: "Bei dem Logo kommt nichts rüber. Und die Ausführungen auf dem Schild sind zu lang. Mir gefällt die Form nicht", sagte Martin.
Eine Gegenstimme
Kein Problem mit Ehrung und Logo hatte Klaus Witzgall (CSU). "Ich finde, wir sollten die Ehrung genau so auf den Weg bringen. Das ist angemessen. Die Verwaltung hat dies gut gelöst. Wir müssen jetzt nicht über einzelne Sätze aus dem Lebenslauf diskutieren."Wolfgang Hoderlein (SPD) wandte ein, dass die weiße Rose im Logo erklärt werden müsse, weil möglicherweise heutzutage nur wenige diese auf Anhieb als Widerstandssymbol gegen das Dritte Reich erkennen würden.
Mit der Gegenstimme von Wolfgang Martin wurde die Ehrung so auf den Weg gebracht.