Sport ist angewandte Integration
Autor: Matthias Einwag
Bad Staffelstein, Dienstag, 01. Dezember 2015
Flüchtlinge Der TSV Staffelstein organisiert Fußballtraining und Schwimmausbildung für Asylbewerber. Im kommenden Jahr will der TSV unbegleitete Jugendliche zu einem Fußball-Camp mitnehmen.
von unserem Redaktionsmitglied
Matthias Einwag
Bad Staffelstein — Dort, wo sie herkommen, gibt es keinen Schwimmunterricht. Irgendwie hatten sich die Asylbewerber, die jetzt in Schönbrunn leben, zwar Methoden angeeignet, sich über Wasser zu halten, aber eben einen Freistil, der mehr an "Hundstrab" erinnert als an ausdauerndes Schwimmen. Der TSV Staffelstein hat deshalb einen gezielten Schwimmunterricht für sieben Schönbrunner Neubürger organisiert und ermöglicht ihnen, regelmäßig das Hallenbad aufzusuchen.
Was kann man tun, um die Flüchtlinge, die zu uns kommen, so schnell wie möglich zu integrieren? Viele Menschen, Vereine und Institutionen machen sich darüber Gedanken. Doch Gedanken machen allein genügt nicht.
Konkrete Projekte sind erforderlich, um den Asylbewerbern das Leben in ihrer neuen Umgebung angenehm zu machen - und sie baldmöglichst in unsere Gesellschaft zu integrieren.
Fußballtraining kommt gut an
Für die Asylbewerber, die in Schönbrunn untergebracht sind, wird von der dortigen Dorfgemeinschaft viel getan. Seit Ende August, sagt TSV-Fußballabteilungsleiter Bernd Potzel, biete sein Verein den Jungs ein sportliches Rahmenprogramm an. Zunächst wurde zweimal wöchentlich im Freien gekickt, nun aber, während der Wintermonate, findet ein gemeinsames Fußballtraining der Asylbewerber mit den beiden Herren-Teams des TSV 1860 Staffelstein in der Adam-Riese-Halle statt.
Um den Flüchtlingen aus Eritrea und dem Senegal auch in der kalten Jahreszeit genügend sportliche Abwechslung zu bieten, hatte Bernd Potzel Kontakt zu Martin Lüders, dem Betriebsleiter des "Aqua Riese"-Hallenbades, aufgenommen. Sie vereinbarten, dass die Neubürger aus Afrika ab November einmal in der Woche unter der Obhut der TSV-Fußballer für einige Stunden kostenfrei das Hallenbad nutzen dürfen. Mit zusätzlicher Unterstützung der Aqua-Riese-Mitarbeiter wird dabei gezielt Schwimmunterricht erteilt.
Die Neu-Schönbrunner fühlen sich im Wasser sehr wohl. Der Schwimmunterricht hatte inzwischen auch Erfolg: Vor wenigen Tagen konnten fünf der Asylbewerber ihre Schwimmprüfung zum "Seeräuber" ablegen. Freudestrahlend nahmen sie als Anerkennung die Urkunden nebst Stoffabzeichen in Empfang.
Deutsch lernen beim Sport
"Es ist schön zu sehen, wie dankbar sie sind", sagt Bernd Potzel. Das Sporttraining, fährt er fort, sei eine Ergänzung zu dem kulturellen Programm, das die Schönbrunner Dorfgemeinschaft auf die Beine stellt. Beim Sport komme es zunächst nicht darauf an, die Sprache zu beherrschen, "vieles geht auch mit Händen und Füßen". Gleichwohl lernten die Flüchtlinge beim gemeinsamen Training schon auch spielerisch einige deutsche Wörter. "Sie sind generell dankbar für alles, was man für sie macht", ergänzt er.Darüber hinaus, sagt Bernd Potzel, nehme Katja Geldner die Asylbewerber in die TSV-Gymnastikgruppe auf. Auch das geschehe kostenfrei, denn der Landessportverband habe mit dem Staat ausgehandelt, dass Flüchtlinge gratis bei Vereinen trainieren dürfen und dabei trotzdem Versicherungsschutz genießen.
"Wir planen schon weiter", sagt Bernd Potzel: Bei einem Fußball-Camp für Jugendliche im kommenden Sommer will der TSV zehn unbegleiteten Jugendlichen die unentgeltliche Teilnahme ermöglichen.