Das FK:K Festival holt zum dritten Mal Künstler der musikalischen Avantgarde nach Bamberg. Die Organisatoren fürchten indes um "ihr" Kesselhaus.
Wie gejagt vom Licht der Kamera bewegt sich die junge Frau mit den langen Dreadlocks im Video. Sie hält sich die Hand vor die Augen, taumelt auf einer nächtlichen Straße und rappt mit verzerrter Stimme über blechern industrielle Beats. Das ist kein Wohlfühl-Party-Rap, so viel ist klar, das ist höchst intensiver Avantgarde-Hip-Hop aus der Schule des Afrofuturismus.
Die Frau nennt sich Moor Mother und ist eine der wichtigsten und wütendsten Stimmen des Genres. Ihre Musik ist weit weg von Bling-Ästhetik des Chart-relevanten Hip-Hop und atmet viel mehr den Geist von Punk und Noise-Musik. Verstörend und intensiv soll die Moor Mother auch bei ihren Liveauftritten wirken. Dass sie am 16. Juli ins Bamberger Kesselhaus am Leinritt kommt, ist dem Verein "Franz KAfkA" zu verdanken.
Gefragte Künstler
Der veranstaltet vom 28. Juni bis zum Abschluss mit Moor Mother zum dritten Mal das FK:K Festival (Franz KAfkA Kesselhaus). Die Kuratoren Jeremie Gnaedig und Felix Forsbach kennt man in Bamberg von der Reihe S.O.G. für innovative Musik. Mit dem FK:K ist es ihnen in den vergangenen Jahren nicht nur gelungen, internationale, gefragte Künstler hierher zu holen, die daneben vielleicht noch Berlin und London auf dem Tourplan stehen haben. Auch ein überregionales Publikum ist auf das Festival im Kesselhaus aufmerksam geworden.
Das mag auch am schroffen Charmes des Gebäudes liegen, das zuweilen so perfekt zu den seltsam-experimentellen Klängen passt, die die Künstler des FK:K mit allerhand Werkzeug und Klimbim produzieren. So wie das Trio Denseland aus Berlin, das Maschinenmusik macht, allerdings mit Schlagzeug, Bass und Stimme, ein nach Beton und surrealen Fabriken tönender, minimalistischer Sound. Am selben Tag, 28. Juni, kommt auch die Geigerin Sarah Neufeld. Sie könnte einem breiteren Publikum bekannt sein, spielt sie doch hautberuflich bei einer der größten Bands der Welt, Arcade Fire.
Oder Faka, ein Duo aus Südafrika, die sich nicht bloß als Musiker, sondern vielmehr als Speerspitze der kulturellen Queer-Bewegung ihres Landes verstehen. Faka produzieren Elektrosounds zwischen Hip-Hop und Techno, vor allem aber eine schrille, theatrale Performance drumherum. Faka treten am 13. Juli im Kesselhaus auf, passenderweise am selben Tag wie der bunt glitzernde Nürnberger Performer Bird Berlin. Der befindet sich auf Abschiedstour und ist danach möglicherweise nicht mehr in Bamberg zu sehen.
Förderung Fehlanzeige
Das ganze Programm, das zum Entdecken und Reinhören einlädt, findet sich auf der Homepage des Vereins. Für die Organisatoren stellt das Festival in jedem Jahr auch einen Versuch dar, wie sich die sonst vom Kunstraum "Jetzt" genutzten Räume eignen, und wofür. Trotz des in der Tat hohen Renommees der eingeladenen Künstler muss der Verein in diesem Jahr auf regionale Förderung verzichten. Die finanzielle Last eines zweiwöchigen Kulturprogramms sei, teilt Franz KAfkA mit, nur durch Unterstützung von Förderern auf Bundes- und Landesebene möglich.
Und ob es im kommenden Jahr im Kesselhaus weitergehen kann, ist mehr als unklar. Gerne würde man das Gebäude dauerhaft bespielen und auch noch mehr Räume des Kesselhauses nutzen.