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Songs am See


Autor: Josef Hofbauer

Forchheim, Sonntag, 22. Juli 2018

"D'Raith Schwestern", Wolfgang Ambros, Willy Astor und Hannes Ringlstetter verzückten ihr Publikum am Dechsendorfer Weiher.


Josef Hofbauer

Star des Abends bei "Live am See", präsentiert unter anderem vom Fränkischen Tag, war der Österreicher Wolfgang Ambros (Schifoahrn, Zwickts mi). Das Vorprogramm bestritten die "Raith-Schwestern aus Cham und der Blaimer". Komplettiert wurde der Abend von Willy Astor aus Ober- und Hannes Ringlstetter aus Niederbayern mit ihren Bands.
Die Raith Schwestern präsentierten sich programmgemäß "hart aber herzlich!" Und rockiger als gewohnt, wobei das Trio aus dem Bayerwald seinen volksmusikalischen Wurzeln treu blieb. Auch wenn sie diesmal Liebeslieder vortrugen. Den Grund verriet Tanja: "Früher hot ma de Narrischen eig'schperrt. Heitzutog hams Ministerposten und werd'n Präsidenten." Da gelte es, den Blick auf das Zwischenmenschliche zu lenken.
"Groove Di ei', Schatzi", forderte Tanja ihren Andi auf, mit dem sie seit 27 Jahren verheiratet ist. So unterhielt das Trio mit einer Mischung an Songs, die von "I mag's bunt" über "Mei bist du a Schöner" bis "Zu zwoat san mia a Weltmacht" reichte. Angesichts des Nieselregens steuerten Susi, Tanja und der Andi auch noch den August-Frust- Song "I war ned oamol no im Weiha - Heier, wo bleibt de Sunna, i könnt scheiße schreia" bei. Zurückkehrend zu ihren Wurzeln verabschiedete sich das Schwesternpaar mit dem Heimatlied, das sie schon zusammen mit ihrer Mutter Monika gesungen hatten: "Wisst's wou mei Hoamat is."


Ambros geht am Stock

Zwar kündigte der Moderator an, dass der österreichische Liedermacher Wolfgang Ambros "vom Leben gezeichnet" sei. Als der 66-Jährige dann aber humpelnd und auf einen Stock gestützt die Bühne betrat, zeigten sich viele der Gäste erst einmal innerlich geschockt. Auch wenn Ambros körperlich gebrechlich wirkte, musikalisch zeigte er sich zusammen mit Keyboarder Günter Dzikowski und Gitarrist Roland Vogl von der besten Seite. Da wirkte der Intro-Song "Verwahrlost aber frei" fast wie ein Selbstbekenntnis: "Es kommt, wie es kommt, i fürcht' mi ned, i hab' nix zum verliern", bekannte Ambros. Er fuhr fort: "Selbst wann i heut' noch sterben müsst, dann gäb's für mi kaan Grund zum Plärr'n."
"Über des Lied ham se vüü Leut' aafgregt, mia spüün's trotzdem", kündigte Ambros seinen gotteslästerlichen Song "Mir geht es wie dem Jesus", mit dem er in den 1970-er Jahren für Furore gesorgt hatte. Bei "Zwickts mi", der "Blume aus dem Gemeindebau" oder "A Mensch möcht i bleiben" schaltete der Liedermacher tempomäßig zwei Gänge zurück.
Als eine seiner größten Fans war die Schauspielerin Elke Sommer (76) aus Marloffstein an den Dechsendorfer Weiher gekommen, um Ambros zu erleben. Im bunten Blumenkleid und natürlich mit Hut. Ihr widmete der Österreicher den Song: "Du bist wia die Wintersun."


Astor mag's einfach

Mit seinen "Chance Songs" präsentierte sich der Wortakrobat Willy Astor mit seiner Band als Liedermacher. Er plädierte für ein "einfaches Leben" , das musikalisch ein wenig an Ralph Mc Tell erinnerte. "Der Keller, die Wohnung - alles voll Zeugs. Ich steh davor und beäug's. Ist das der Wohlstand, den ich unbedingt brauch?" fragte Astor, der auch "über den Horizont" schaute und selbst der Donnersberger Brücke einen Song widmete. Einfach sein bedeutet bei Willy Astor, dem J.J. Cale Fan auch, über ein Marmeladenbrot zu singen. Doch Astor zeigt sich auch tiefsinnig und gefühlvoll: "Warte niemals, bis du Zeit hast."
Den Abschluss bildete Hannes Ringlstetter, der ob seiner Vielseitigkeit als "musikalisches Chamäleon" angekündigt wurde. Mit seiner siebenköpfigen Band, präsentierte der Kabarettist, Musiker, Schauspieler und Moderator Songs aus dem brandaktuellen Album "Fürchtet euch nicht." Das heißt: Tolle, fetzige Songs, bayerischer Dialekt und Rap. Alles handgemacht und "saustark"!