Solidarität hat viele Gesichter
Autor: Julian Megerle
Bamberg, Sonntag, 03. Mai 2020
Verschiedene Aktionen zum 1. Mai machen sich stark für gute Bezahlung und Arbeitsschutz. Freilich verlief dieser "Tag der Arbeit" so ganz anders, als man ihn bisher gekannt hat.
Dunkle Wolken jagen über den Himmel über Bamberg. Auch wenn es an diesem Nachmittag ordentlich gießt: Von einer schnellen Banner-Aktion wollen sich die jungen Gewerkschaftsmitglieder doch nicht abbringen lassen. In großen Buchstaben steht "Solidarität geht immer" auf dem Transparent der DGB-Jugend.
Nur wenige Menschen sind unterwegs. Dieses Jahr ist wahrscheinlich der außergewöhnlichste 1. Mai seit vielen Jahren. Keine Demo mit Lautsprecherwagen und hunderten Teilnehmern. Kein Meer von Gewerkschaftsfahnen. Corona hat den Tag der Arbeit fest im Griff.
Gerade jetzt wichtig
Nach dem kurzem Fotoschießen am Gabelmann erzählt Claas Meyer, warum es gerade jetzt wichtig sei, als Gewerkschaft Forderungen zu stellen: "Die Auszubildenden haben damit zu kämpfen, ob sie ihre Ausbildung abschließen können", erklärt der Jugendsekretär des DGB Oberfranken.
Viele Azubis müssten nun zunehmend öfter in vollem Umfang arbeiten, sodass auch Zeit für die Berufsschule auf der Strecke bleibe. "Zudem muss die Berufsschule nun digital stattfinden, was auch zu technischen Schwierigkeiten führt", fährt er fort.
Aber nicht nur für die Auszubildenden will Meyer Verbesserungen erreichen: Studierende, deren Lebensunterhalt durch die Corona-Pandemie weggebrochen sei, bräuchten Sofortzuschüsse. "Viele haben bereits Schulden durch BAföG angehäuft. Deshalb sollte die Unterstützung nicht über weitere Darlehen stattfinden", beschreibt der Jugendsekretär die Lage.
Hendrik Torner, Hochschulkontakt der Bildungsgewerkschaft GEW an der Uni Bamberg, fordert mehr Beratung für Studierende, insbesondere in den Fällen, wenn Jobs wegfielen. Aber nicht nur der Lebensunterhalt ist ein wichtiges Thema: "Wir brauchen gute Lösungen für die Lehramtsstudierenden, die gerade mit der Unsicherheit um ihr Staatsexamen leben müssen."
Die Unsicherheit zieht sich durch den Tag. Gleicher Ort, zwei Stunden früher: Die Marxistisch Leninistische Partei Deutschlands hat die einzige Kundgebung an diesem Tag angemeldet. Das heißt: Sondergenehmigung für maximal 50 Teilnehmer und eine Stunde.