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Söder überrascht die Siebener


Autor: Günther Geiling

Rauhenebrach, Sonntag, 26. Juni 2016

Die neuen Feldgeschworenen der "Siebener" wurden in Untersteinbach vereidigt. Als besonderer Gast besuchte Minister Markus Söder die Veranstaltung. Der langjährige Obmann Wendelin Jooß verabschiedete sich.
Vor den amtierenden Siebenern im großen Festzelt wurden 35 neue Feldgeschworene auf ihren Dienst vereidigt. Links (mit Hut): Wendelin Jooß.


Ein Loblied auf Franken und die Siebener beherrschte den "Siebener-Tag" in Untersteinbach, bei dem als Überraschungsgast der Bayerische Finanzminister Markus Söder auftauchte und unter großem Beifall sagte: "Der Franke schaut genau auf Seins und darauf, ob sein Grundstück gut abgegrenzt ist. Ihr seid ein hoher Schatz für unser Land und ihr braucht Unterstützung. Deswegen wollen wir das Siebener-Amt zum Weltkulturerbe machen, damit es weltweit für alle Zeit akzeptiert wird."
Mit großem Beifall wurde der Bayerische Finanz- und Heimatminister Markus Söder in der Steigerwaldgemeinde von den "Siebenern" des Landkreises Haßberge begrüßt. Söder ließ bei seinen ersten Worten keinen Zweifel aufkommen, dass er gerne zu dieser Veranstaltung gekommen sei. Er sei so viel in Deutschland, Berlin oder Brüssel unterwegs, "aber Bayern ist schön und Franken ist besonders schön. Da bin ich der Markus, da bin ich daham." Deswegen könne es auch nicht sein, dass nur in Nürnberg oder München investiert werde. Das sei nicht seine Auffassung. "Wenn ein Land Zukunft haben soll, braucht es das Land mit Seele. Das wird nicht über München und den Marienplatz definiert, sondern über den ländlichen Raum. Als Heimatminister will ich deswegen dafür sorgen, dass dort investiert wird, wo die Infrastruktur es erfordert." Den Breitbandausbau unterstütze Bayern enorm, die Behördenverlagerung bringe für den Kreis Haßberge etwas und "bei den Finanzausgleichsmitteln für die Kommunen ist ein bisschen weniger für München und deutlich mehr für Franken genau der richtige Weg."


Mehrheitlich Franken

Als Finanzminister sei er ja eigentlich auch "Königsminister", weil er die alten Traditionen des Königsreiches fortsetze. So sei er für 33 Schiffe der Bayerischen Seenfahrt genauso zuständig wie für das Erbe der Feldgeschworenen. Von den 25 000 Feldgeschworenen in Bayern kämen alleine 15 000 aus Franken, die damit die "Champions-League in Bayern" darstellten. Sie setzten mehr als 80 Millionen Grenzzeichen und davon 30 Millionen Grenzsteine und leisteten große Arbeit. Das wolle man erhalten.
Schirmherr Landrat Wilhelm Schneider zeigte sich stolz darauf, "dass wir bei uns im Landkreis so viele Menschen haben, die sich engagieren und sich für das Gemeinwohl einsetzen. Mit Blick auf die vielen modernen, technischen Hilfsmitteln wie GPS oder satellitengestützter Ortung ist es eigentlich beinahe unvorstellbar, dass die alte Tradition der Siebener so lange erhalten geblieben ist. Doch auch in der heutigen Zeit sind Grenzverläufe im Detail oft strittig und hier leisten die Feldgeschworenen neben dem Vermessungsamt wertvolle Arbeit." Nach wie vor vertrauten die Vermessungsingenieure gerne auf das Gedächtnis und die Ortskenntnisse der Feldgeschworenen. Sie benötigten bei Verhandlungen und Streitigkeiten ortskundige Ansprechpartner, die sich in den einzelnen Dörfern sehr gut mit den lokalen Begebenheiten auskennen und die Grenzbeaufsichtigung gewährleisten.
Das älteste kommunale Ehrenamt sei ein Garant für die Dauer der Grenzen und ihre Beständigkeit, sagte Rauhenebrachs Bürgermeister Matthias Bäuerlein. MdL Steffen Vogel erinnerte daran, dass man im Landkreis den "größten Siebener-Verein" habe und dieser für Zusammenhalt, Tradition und Gemeinschaft stehe.
BBV-Kreisobmann Klaus Merkel bezeichnete die Grenze und die Grenzsteine als physikalisch sichtbare Grenze, welche das Eigentum schützen solle. Oft werde man aber heute wegen Neid und Missgunst gezwungen, das Eigentum schützen zu müssen. Hier nannte er vor allem den Umweltschutz. "Wir müssen hier den Weg umkehren und Einhalt gebieten, denn wir haben Auflagen ohne Ende. Wir können aber nur mit Bewirtschaftung die Natur erhalten. Stilllegung heißt Rückschritt."
Der Kreisobmann der Siebener, Wendelin Jooß, wurde verabschiedet. Er hatte 16 Jahre lang den "Thron des Siebener-Obmanns" eingenommen. Wie Landrat Schneider ausführte, habe Jooß sein Amt mit viel Herzblut und Leidenschaft ausgefüllt und eine Vielzahl an Entwicklungen in den letzten Jahren verantwortungsvoll begleitet. Egal ob es die "Gehaltserhöhung", also eine höhere Aufwandsentschädigung für die Feldgeschworenen, oder das Aufkommen der GPS-Systeme gewesen sei, jederzeit habe er die Ruhe bewahrt sowie mit Witz und Charme für das Dasein der Siebener gekämpft. Als Geschenk überreichte er ihm ein für ihn gestalteten Grenzstein.
Auch langjährige Siebener wurden geehrt. 25 Jahre: Ludwig Holland (Lembach), Franz Baum, Franz Ullrich und Helmut Reuter (Ebern), Walter Engel (Burgpreppach), Norbert Gundelach (Kimmelsbach), Andreas Schor , Edwin Strauß (Kottendorf), Ernst Beierlieb und Walter Schöpplein (Lußberg), Siegfried Wagner (Neuschleichach), Raimund Vogt und Friedrich Weinig (Wonfurt); 40 Jahre: Werner Hauck und Alfred Nembach (Heubach), Günter Jakob (Kleinsteinach), Alfred Schleicher und Siegfried Wolfschmidt (Maroldsweisach); 50 Jahre: Andreas Dünninger (Greßhausen), Edgar Krug (Horhausen), Lorenz Nastvogel (Karbach), Theofried Leidner und Herbert Och (Rabelsdorf), Valtin Heilmann (Staatsforst), Albin Jakob (Unterpreppach), Josef Zöttlein (Vorbach).
Vereidigung: 35 neue Siebener vereidigt - Irmtrud Schneyer-Fallenbacher, Matthias Hagenbucher (Westheim), Franz-Josef Förtsch (Eltmann), Bernd Schmitt (Wohnau), Niklas Beck (Kirchaich), Manfred Stephan (Unterhohenried), David Jenatschke (Sailershausen), Peter Will (Altershausen), Heinz Rumpel, Rudolf Zipper, Georg Schorr und Christian Gehring (Neubrunn), Frank Faust und Daniel Bethmann (Rügheim), Thomas Gutjahr und Armin Wunderlich (Sulzbach), Klaus Herbst, Markus Höhn (Burgpreppach), Martin Böhm (Birkach), Harald Pfeiffer und Rudolf Flachsenberger (Ermershausen), Karl Bayer (Humprechtshausen), Heiko Schwanert-Reuert und Markus Weis (Eyrichshof), Elmar Barth (Unterpreppach), Marco Hauck (Lichtenstein), Christian Karbacher und Tobias Ehrlich (Obersteinbach), Klaus Schwappacher (Uchenhofen), Joachim Schwarz (Wonfurt), Matthias Brandstätter (Allertshausen), Siegfried Gromhaus und Andreas Witt (Hafenpreppach), Detlef Zimmer (Schmachtenberg) und Wolfgang Kaspar (Ebern).
Der neu gewählte Kreisvorstand besteht in der Spitze aus Kreisobmann Adolf Müller (Geroldswind) und seinem Stellvertreter Thomas Dünnin (Greßhausen). Weitere Vorstandmitglieder sind Günther Denninger (Rügheim), Josef Hümpfner (Hofheim), Norbert Oppelt (Unterpreppach), Werner Riegel (Albersdorf), Erich Schad (Ditterswind), Rainer Schmitt (Untersteinbach) und Klaus Schulz (Zeil).