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So langsam geht schnelles Internet


Autor: Andreas Lösch

LKR Haßberge, Montag, 12. November 2018

Hohe Bandbreiten und eine sichere Datenübertragung, das geht am besten mit Glasfaser. Der Kreis Haßberge und seine Kommunen planen deswegen den teueren Netzausbau. Rund 200 Millionen Euro müssten sie investieren. Doch wie soll das gelingen?


Andreas Lösch Wer im Landkreis Haßberge wohnt, hat gute Karten auf einen schnellen Internetanschluss. Zumindest im Maintal ist aktuell in über 95 Prozent der Haushalte Breitband mit mindestens 30 Megabit pro Sekunde verfügbar, ebenso in Aidhausen und Burgpreppach. In den restlichen Kommunen können sich immerhin "zwischen 70 und 95 Prozent" der Haushalte mit Geschwindigkeiten ab 30 MBit/s ins Netz einwählen.

Das zeigt der Breitbandatlas (siehe dazu auch Grafik oben), den das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur online zur Verfügung stellt. Nun könnten die Verantwortlichen im Landkreis Haßberge sagen: Das ist doch eigentlich ganz gut, belassen wir es dabei und freuen uns unseres Lebens. Aber dann wäre der Landkreis bald abgehängt, wie der Telekommunikations-Fachmann Siegbert Reuther eindringlich warnt. Denn nur etwa vier Prozent der Haushalte sind seiner Darstellung nach direkt ans Glasfasernetz angeschlossen, der Rest hängt immer noch an den alten (und jahrelang auch ausreichenden) Kupferleitungen.

Das Problem ist: Die Koaxial-Kupferkabel geraten an ihre Grenzen, wie der Telekommunikations-Fachmann erklärt. Bei der Übertragungsgeschwindigkeit kann das elektromagnetische Übertragungssystem zwar locker mithalten, aber was die Bandbreite betrifft, ist es einem Lichtwellenleiter weit unterlegen: Bis 2025 ist laut Siegbert Reuther eine Datenübertragungsrate von 600 Megabits pro Sekunde (MBit/s) erforderlich und das kann Kupfer nicht mehr leisten. "Das gelingt nur mit Glasfaser bis ins Haus", sagt er.

Gestiegene Anforderungen

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Reuther ist Inhaber des Staffelsteiner Unternehmens "Reuther NetConsulting", ein Ingenieurbüro für Datennetze und Telekommunikation im Nachbarlandkreis Lichtenfels. Mit Blick auf die immer höher werdenden Anforderungen an die digitale Infrastruktur rät Reuther dazu, "eine flächendeckende Versorgung mit Glasfaser in jedes Haus" aufzubauen, und berät eigenen Angaben zufolge annähernd 100 Kommunen in Nordbayern, um dieses Ziel zu erreichen.

Auch der Landkreis Haßberge arbeitet mit dem Ingenieurbüro zusammen. In der vergangenen Woche hielt Reuther vor dem Kreiswirtschaftsausschuss einen Vortrag über den angestrebten Breitbandausbau im Kreis Haßberge und gab einen Zeitrahmen vor: Bis 2025 sollte der Landkreis im optimalen Fall ein flächendeckendes Glasfasernetz aufgebaut haben, spätestens jedoch bis 2030, ansonsten dürfte der digitale Anschlusszug abgefahren sein, glaubt der Fachmann.

Das glauben auch die Kreisräte und Landrat Wilhelm Schneider, denn die Politiker waren sich bei dem Thema einig: Um im digitalen Zeitalter mithalten zu können, ist der Aufbau eines FTTB-Glasfasernetzes zwingend nötig (FTTB steht für Englisch "Fibre To The Building" und heißt auf Deutsch "Glasfaser bis ins Gebäude"). Problem nur: Es ist richtig teuer! "Je Haus üblicherweise zwischen 3000 und 6000 Euro", erklärte Reuther. Macht bei rund 32 000 Hauskoordinaten im Landkreis und unter Berücksichtigung weiterer möglicher Kosten etwa für Absicherungsmaßnahmen gegen Netzausfälle "200 Millionen Euro". Dass dieser Betrag für den Landkreis nicht ohne weiteres zu stemmen sein wird, merkte Landrat Schneider gleich mit an. Man müsse sich überlegen, wie man die Kosten durch Einsparungen reduzieren könne. Gleichwohl sah er die Notwendigkeit des Netzausbaus als gegeben an, zumal der Lückenschluss auf dem Land ohne staatliche Unterstützung kaum vorankommt.

Zwölf Jahre als "Deadline"

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Im Gegenteil: Die Telekom etwa will laut Siegbert Reuther lieber vorhandene Kupferleitungen durch Techniken wie Vectoring weiter ausreizen, scheut also die Investition in Glasfaserhausanschlüsse. Auch Internet via Funk sei keine Alternative, um den Anforderungen gerecht zu werden. "Koaxial oder Funk? Glauben Sie mir, das sind nur Notlösungen." Wer die Digitalisierung nicht verschlafen wolle, müsse ein Glasfasernetz für alle aufbauen, "nicht nur Unternehmer brauchen das, auch Privatanwender, etwa im Home-Office", sagte Siegbert Reuther. Und bis wann soll es soweit sein? "Sieben Jahre wären schön, zwölf Jahre sind fast schon eine Art Deadline."