So fern und doch so nah
Autor: Michael Busch
Erlangen, Donnerstag, 20. April 2017
Spende statt Geschenke: Aus Anlass einer Geburtstagsfeier baten Angela und Hartmut Dörfler, Seniorchefs des gleichnamigen Erlanger Einrichtungshauses, ihre Gäste um eine gute Gabe für die Kinderhilfe Afghanistan.
Rund 5000 Kilometer ist Erlangen von Afghanistan entfernt. Mit einem Flugzeug in fünf bis sieben Stunden zu erreichen. Ein Land, das nicht erst seit dem Krieg gegen den IS immer wieder im Mittelpunkt der Berichterstattung steht. Der Afghanistankrieg, der 1978 begann und im Grunde, trotz des Zusammenbruchs des dortigen Regimes in den 1990er Jahren, irgendwie nie aufhörte.
Ein Land, das auch Angela und Hartmut Dörfler, Seniorchefs des Wohneinrichtungshauses "Internationale Wohnkultur" in Erlangen, in seinen Bann zog. Denn aus Anlass einer Geburtstagsfeier bat das Ehepaar seine Gäste um eine Gabe für die Kinderhilfe Afghanistan. Dabei kam ein ansehnlicher Betrag zusammen.
Und genau diesen wollten die beiden auch persönlich übergeben. Der Spendenscheck in Höhe von 11 000 Euro ging an den Gründer der Kinderhilfe Afghanistan Reinhard Erös. "Das Thema Flüchtlinge ist hochaktuell und es ist wichtig, darüber zu sprechen. Doch genauso dringlich ist es, in Deutschland nicht nur die Folgen von Flucht zu reparieren, sondern an der Wurzel, in Afghanistan selbst, deren Ursachen zu bekämpfen", sagt Angela Dörfler.
Hilfe zur Selbsthilfe
Seit der Gründung der Kinderhilfe Afghanistan 1988 setzt sich Reinhard Erös aus Mintraching im Landkreis Regensburg für Bildung und Gesundheitsversorgung ein und leistet Hilfe zur Selbsthilfe. Aus gutem Grund: "Jugendliche unter 18 Jahren, manche gar noch Kinder, fliehen nicht in erster Linie wegen der Zunahme von Anschlägen, sondern vor allem aus Perspektivlosigkeit, ohne Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft", sagt Erös, dessen Arbeit sich ausschließlich durch private Spenden sowie Buchhonorare finanziert.
Unterwegs in Afghanistan
Zu seinen Projekten gehören allein 2016 zum Beispiel die Eröffnung einer ersten muslimisch-christlichen Mädchenoberschule, die Grundsteinlegung für weitere zwei Berufsschulen für Schneiderinnen und der Bau von Computerausbildungszentren. "Reinhard Erös hat uns mit seinem nachhaltigen Engagement begeistert. Um etwas zu bewirken, setzt er sich Gefahren aus. Sein persönlicher Einsatz, seine Tatkraft und seine Effizienz beeindrucken uns sehr", erläutert Hartmut Dörfler.Die Arbeit ist sicher beeindruckend, denn seit 1987 engagiert der Arzt sich besonders in und für Afghanistan. Während der sowjetischen Besatzung hatte er sich für mehrere Jahre von der Bundeswehr ohne Bezahlung beurlauben lassen und lebte mit seiner Frau und ihren vier kleinen Kindern bis Ende 1990 in der afghanisch-pakistanischen Grenzstadt Peschawar. Er arbeitete als ärztlicher Leiter einer deutschen Hilfsorganisation im afghanischen Kriegsgebiet. In seiner Verantwortung wurden jährlich mehr als 100 000 Kranke und Verletzte, vorwiegend Frauen und Kinder, unter schwierigen und gefährlichen Bedingungen in primitiven Höhlenkliniken medizinisch versorgt. ih/mb