Sie informieren über "wirklichen" Islam
Autor: Petra Malbrich
Gräfenberg, Mittwoch, 03. April 2019
Die Ahmadiyya-Gemeinde ist wie Christen in ihrer Heimat verfolgt worden und nach Deutschland geflüchtet. Hier möchten die Moslems gerade seit der Flüchtlingsdebatte über den Islam aufklären. Sie bauten ihren Stand in verschiedenen Orten im Landkreis Forchheim auf.
"Gehört der Islam zu Deutschland? Die Pflichten eines Muslims oder die Reform" lauten die Überschriften der zahlreichen Informationsbroschüren, die unter einem großen Pavillon mit der Aufschrift "Ahmadiyya " ausgelegt sind. Der Stand weckt die Neugierde, doch zur Mittagszeit sind nur wenige Bürger auf dem Gräfenberger Marktplatz unterwegs, um mit Sajid Ahmed Qureshi, einem Mitglied der Ahmadiyya-Gemeinde, ins Gespräch zu kommen.
"Der Islam hat nichts mit Gewalt zu tun, und wir wollen präsentieren, was der Islam wirklich ist", sagt Qureshi und nimmt eine der Broschüren in die Hand, in denen die Ahhmadiyya-Gemeinde den ihrer Meinung nach richtigen Islam aufzeigt. Die Infostände standen am Wochenende nicht nur in Gräfenberg, sondern auch in Ebermannstadt und in Forchheim. Geduldig antwortet Qureshi auf Fragen der Interessierten. "Im Islam gibt es Konflikte. Wir wollen die Lehre so verbreiten, wie es unser Prophet Mohammed gewollt hat. Wir wollen andere Menschen nicht verletzen und sind Mitglied einer integrierten Gruppe", erklärt Qureshi.
Keine Menschen in Gefahr bringen
Doch was ist mit den Selbstmordattentätern? "Wir leiden, wenn die Leute hier Schlechtes tun. Ein Selbstmordattentat ist Gehirnwäsche", sagt das Mitglied der Ahmadiyya-Gemeinde. Ihre Mitglieder lehnen es ab, sich selbst oder andere Menschen in Gefahr zu bringen.
Da sie den Islam, wie er etwa in Pakistan oder Bangladesh dargestellt und gelebt wird, ablehnen, weil das ihrer Meinung nach nichts mit dem "wahren" Islam zu tun hat, wurden die Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde wie die Christen verfolgt und sind geflüchtet - nach Deutschland.
Sajid Ahmed Qureshis Frau ist Deutsche und war Christin. Inzwischen ist sie zum Islam konvertiert. Zu dem Islam, den die Ahmadiyyas predigen und über den sie aufklären. Als Reformer könne man sie bezeichnen. Sie hoffen auf eine Trennung zwischen Staat und Religion. "Wenn das getrennt wäre, wenn es Religionsfreiheit gäbe, wären wir nicht hier", sagt Qureshi.
Für seine Gemeinde bedeute Unterdrückung nicht Ausdruck von Religion, sondern soziale Schwäche. Vorwürfe, dass im Islam Frauen unterdrückt würden, weist Qureshi zurück. "Sie sind gleichwertig. Sie können studieren und Wünsche äußern, auch wen sie heiraten wollen", behauptet Qureshi.
Dass die Frauen Schleier tragen oder Männer den Frauen die Hand nicht geben, dafür nennt er andere Gründe. Aus Höflichkeit würde der Mann einer Frau die Hand geben, dann aber darüber aufklären, dass es nicht üblich sei. "Das ist der erste Kontakt", sagt der Moslem. Doch von dem ersten Kontakt könnte irgendwann eine Beziehung ausgehen. Als Schutz, dass dies nicht passiere, würde man einer Frau die Hand nicht geben. Die Hindus würden das ebenso halten.