Druckartikel: Seniorenkreisleiter erkundeten die Geschichte der Juden

Seniorenkreisleiter erkundeten die Geschichte der Juden


Autor: Wolfgang Ortloff

Untermerzbach, Sonntag, 17. April 2016

Auf Spurensuche in der Geschichte der Juden in Memmelsdorf bei Untermerzbach: Das Seniorenforum im katholischen Dekanat Haßberge, Bereich Ebern, hatte die V...
Unter diesem Chuppa-Stein an der ehemaligen Synagoge wurde die Trauungszeremonie vollzogen. Dort zerbricht der Bräutigam ein Glas, das die Vergänglichkeit des Lebens bezeichnen soll.  Foto: Wolfgang Ortloff


Auf Spurensuche in der Geschichte der Juden in Memmelsdorf bei Untermerzbach: Das Seniorenforum im katholischen Dekanat Haßberge, Bereich Ebern, hatte die Verantwortlichen der pfarrlichen Seniorenkreise zu einer Erkundung der früheren Synagoge eingeladen. 14 Personen nahmen teil. Herbert Becker, Zweiter Vorsitzender des Träger- und Fördervereins Synagoge Memmelsdorf, der der Eigentümer der Synagoge ist, führte durch das Gebäude und erläuterte die Geschichte.
Das Gebäude mit dem quadratischen Grundriss (etwa 13 mal 13 Meter) stammt aus dem Jahr 1729. Der Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau hatte es errichten lassen. Um das Jahr 1810 wohnten in dem Dorf annähernd 50 Prozent Juden. Der Bau stellt nach den Worten Beckers eine typische Synagoge des Landjudentums dar.
Er berichtete über die "Blutspur der Juden" in ihrer Geschichte. Erste Verfolgungen sind aus den Kreuzzügen bekannt. Im Mittelalter machte man sie für die Pest verantwortlich. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wichen die Juden aus den Städten aufs Land hinaus. 1652/ 1653 siedelten sich die ersten beiden Judenfamilien in Memmelsdorf an.
Bevor die Senioren aus dem Dekanat die Synagoge betraten, erklärte Becker den sogenannten Chuppa-Stein an der Südostseite. Dort zerbricht nach der jüdischen Trauungszeremonie unter einem Baldachin der Bräutigam ein Glas. In der Mitte des Steins befindet sich ein Stern mit einer Inschrift in der Mitte. Sie steht für "Viel Glück".
Im fast leeren Hauptraum der Synagoge fiel der Blick auf die Ostwand mit dem Toraschrein. Sechs Treppenstufen führen hinauf zu einer Nische, die die Schriftrollen einst barg. Darüber findet sich ein Psalmspruch mit einer Krone. Wieder darüber die Gesetzestafeln der zehn Gebote. Diese herausragende Stellung wird durch ein Fenster über dem Toraschrein betont, in das das Morgenlicht einfallen soll. wo