Druckartikel: Seltsame Rituale auf einem nicht vorhandenen Berg

Seltsame Rituale auf einem nicht vorhandenen Berg


Autor: Michael Busch

Erlangen, Freitag, 13. Mai 2016

Michael Busch Zum 261. Mal ruft der "Berch" die bier- und feierlustigen Menschen aus Erlangen, der Region und weit darüber hinaus, die Pilgerfahrt auf den E...
Beim traditionellen Anstich gibt es Freibier. Um dieses zu bekommen, kann es schon mal eng werden.  Foto: Michael Busch


Michael Busch

Zum 261. Mal ruft der "Berch" die bier- und feierlustigen Menschen aus Erlangen, der Region und weit darüber hinaus, die Pilgerfahrt auf den Erlanger Burgberg zu unternehmen. Die Erlanger Bergkirchweih startete am 12. Mai und geht bis zum 23. Mai.


Wo ist die Burg am Berg?

Die erste Überraschung ergibt sich allein aus der Tatsache, dass der Begriff "Berg" eher übertrieben ist. Denn die 332 Meter über Normalnull sieht man dem Hügel nicht an, da der Höhenunterschied zur Stadt lediglich 50 Meter beträgt. Da ist das Wahrzeichen des Berges, das Kipp'sche Riesenrad, mit 55 Meter schon drüber. Und das zweite, was man definitiv nicht am Berg findet, ist eine Burg. Eine dem Berg seinen Namen gebende Burg konnte weder urkundlich noch archäologisch ermittelt werden.
Spannender ist allerdings eine andere Tatsache: Es ist zwar das 261. Kirchweihjahr, es ist allerdings erst die 246. Bergkirchweih insgesamt. Das liegt daran, dass es Ausfälle gab. So während der großen Hungersnot von 1770 bis 1772 fielen damals noch der "Pfingstmarkt und das Vogelschießen" zweimal aus. Fast 19 Prozent der damaligen Erlanger Bevölkerung starben. In den Jahren des Ersten Weltkrieges von 1915 bis 1920 sowie während des Zweiten Weltkrieges von 1940 bis 1945 fanden ebenfalls keine Bergkirchweihen statt. Und somit kam es zu der Differenz, die von Spöttern dazu benutzt wird zu erklären, dass man deshalb deutlich mehr Jubiläen feiern könne.
Doch zurück in die heutige Zeit: Die fünfte Jahreszeit in Erlangen beherrscht die Stadt intensiv. Der Berg selber ist geöffnet täglich von 10 bis bis 23 Uhr. An Sonn- und Feiertagen geht es mit dem Frühschoppen schon ab 9.30 Uhr los. Was aber nicht heißt, dass irgendwelche großen Tore sich öffnen, um die Chance zu geben, dass der Besucher sich auf freie Plätze zubewegen kann.
An den Feiertagen werden die besten Plätze bereits gegen 8 Uhr von den ersten "Reservierern" in Beschlag genommen. Was wiederum heißt: Am Wochenende früh aufstehen, um einen guten Platz zu bekommen.
Was ist noch wichtig? Der Erlanger an sich hasst die Reservierung. Kreideaufzeichnungen auf den Tischen werden gerne mit der Jeans (Nein, Lederhosen sind für die Oberbayern) verwischt. Selbstverständlich hat man vorher genau gelesen, wer dort sitzen sollte, um den Anfragen allzu neugieriger Kellner eine vernünftige Antwort geben zu können. Sie möchten zur Bergkirchweih immer auf dem Laufenden sein? Dann einfach auf www.infranken.de oder auf Facebook beim Bergreporter vorbeischauen.