Seltener Fund am Kellerberg
Autor: Johanna Blum
Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 05. August 2015
Pilze Ein "wurzelnder Bitterröhrling" hat sich im Schatten der Bäume trotz der anhaltenden Trockenheit entwickelt.
von unserer Mitarbeiterin Johanna Blum
Höchstadt — Vor drei Jahren fand Christian Kaller auf dem Höchstadter Keller "Hier wackelt die Wand" zum ersten Mal ein seltenes Pilzexemplar. Damals wie heute informierte er den Höchstadter "Pilz-Papst" Hans Krautblatter, einen der letzten Pilzkenner in der Region, und der klärte nun fachmännisch über dieses nicht sehr bekannte Pilzexemplar und seinen zum Verwechseln ähnlichen Bruder auf.
Es ist schon überraschend, dass in einer anhaltend trockenen Periode Pilze gefunden werden. Schon vor zwei Jahren wurde der "Wurzelnde Bitterröhrling" mit dem Gattungsnamen "Boletus radicans", ein naher Verwandter des Steinpilzes, auf diesem Keller gefunden. Er hatte einen Hutdurchmesser von 35 cm und wog fast zwei Kilogramm.
"Diese Pilze sind in Europa bis nach Nordafrika verbreitet und brauchen wenig Feuchtigkeit", erklärt der Pilz-experte.
Ein erdbrauner, lederartiger Hut mit einer gelben Röhrenschicht auf der Unterseite sitzt auf einem gelben, nach unten zu braun werdenden Stiel, der wurzelartig verlängert ist. Druck- und Schnittstellen verfärben sich sofort hellblau. Der Geruch ist leicht säuerlich, und der Geschmack variiert sehr stark von bitter bis mild und ist gewöhnungsbedürftig. "Dieser Pilz ist kein Giftpilz, aber auch kein Speisepilz", weiß Krautblatter.
Idealer Standort
Der Standort auf dem schattigen Bierkeller ist ideal, denn der Pilz liebt Böschungen und trockenen Boden mit lichten Baumbeständen. Er ist besonders in Gesellschaft mit Buchen, aber auch bei Eichen, Birken, Linden, Ahorn und Hainbuchen zu finden. Das vorgezeigte Exemplar ist etwa drei bis vier Tage alt.
Der Finder, Christian Kaller, hat ein bisschen mit Feuchtigkeit nachgeholfen. "Ein schöner und bewundernswerter Pilz", so Krautblatter. Die bekanntesten Standorte sind neben dem Kellerberg noch nahe Aisch und in Bamberg in einem Schulgarten.
Der Pilzkenner holt noch weiter aus und vergleicht den "Wurzelnden Bitterröhrling" mit seinem Doppelgänger, dem "Fahlen oder Blassen Röhrling", einem leckeren Speisepilz. Er ist etwas blasser als sein Verwandter und zeigt zwei Unterscheidungsmerkmale auf: beim Anschneiden wird er blau, sondern bleibt hell, und am Stielansatz zum Hut erkennt man - nur mit der Lupe - ein feines Netz. "Heuer weiß ich bisher nur von einem einzigen Exemplar des ,Fahlen Röhrlings‘ in Gremsdorf an den Kellern", erzählt Krautblatter.
Bei seinen Pilzbestimmungen stützt er sich auf Michael Hennig, der das fünfbändige "Handbuch für Pilzfreunde" geschrieben hat. Pilzesammeln sei ein vielseitiges Hobby.
"Man durchstreift den Wald, ist in der schönen Natur, die Suche ist ein spannendes Erlebnis, man hat ein hohes Glücksgefühl beim Finden - und zu Hause bereitet und genießt man ein delikates Essen", schwärmt er. "Ein richtiger Gesundbrunnen!"
Leichtsinn und Unkenntnis beim Pilzesammeln können jedoch auch tödlich sein. Oft ist Krautblatters Wissen sogar bei den Ärzten gefragt. Wer Hilfe beim Pilzerkennen braucht, kann sich jeder Zeit an den Experten unter Tel. 09193/1262 wenden.