"Selbsthilfefreundliches Krankenhaus" ist das Ziel
Autor: Sabine Weinbeer
Haßfurt, Freitag, 18. Oktober 2019
Die Haßberg-Kliniken wollen als eines der ersten Krankenhäuser in Unterfranken das Qualitätssiegel "Selbsthilfefreundliches Krankenhaus" erwerben. Um das zu erreichen, wurde die Zusammenarbeit mit den...
Die Haßberg-Kliniken wollen als eines der ersten Krankenhäuser in Unterfranken das Qualitätssiegel "Selbsthilfefreundliches Krankenhaus" erwerben. Um das zu erreichen, wurde die Zusammenarbeit mit den Selbsthilfegruppen in der Region intensiviert und am Donnerstag durch Landrat Wilhelm Schneider und Vorstandsvorsitzenden Stephan Kolck eine Kooperationsvereinbarung unterschrieben. In einer Feierstunde mit Vertretern verschiedenster Selbsthilfegruppen wurde außerdem ein Image-Film erstmals präsentiert, der die Arbeit der Gruppen zeigt.
"Wenn ein Patient Vertrauen fasst, ist ein wichtiger Schritt zur Genesung getan", erklärte Stephan Kolck. Dieses Vertrauen fassen chronisch kranke Menschen leichter zu ebenfalls betroffenen Menschen - das ist die Basis der Selbsthilfegruppen. "Die anderen in der Gruppe wissen genau, wie es einem geht", erklärt eine Patientin im Kurzfilm.
Ziel der neuen Kooperation ist es, dieses "Insider-Wissen" mit dem Experten-Wissen des Personals in den Haßberg-Kliniken zu kombinieren und gleichzeitig Betroffene auf die Angebote der Selbsthilfegruppen hinzuweisen. Diese Idee stieß auf großes Interesse. "Unser Personal möchte nicht ,die Galle auf Zimmer 12‘ behandeln, sondern den Patienten in den Mittelpunkt stellen", erklärte Kolck. Deshalb sei die Initiative von Monika Strätz-Stopfer von der Koordinierungsstelle der Selbsthilfegruppen im Landratsamt gleich auf fruchtbaren Boden gefallen.
Anerkennung für die Selbsthilfe
Natalja Kruppa wurde zur Selbsthilfebeauftragten der Haßberg-Kliniken ernannt und ein Qualitätszirkel gegründet. "Und der legt ein atemberaubendes Tempo vor", meinte Strätz-Stopfer. Auch Karin Kramer als Referentin für Öffentlichkeitsarbeit an den Haßberg-Kliniken war sofort Feuer und Flamme. Sie alle drei wie auch Landrat Wilhelm Schneider sind außerdem beeindruckt vom Engagement der Selbsthilfegruppen. "Ihr seid keine Jammerrunden, sondern strahlt Lebensfreude, Energie und Mut aus, was sich auch auf unsere Zusammenarbeit auswirkt", betonte Kruppa.
Krankenhauspersonal und Selbsthilfegruppen haben mittlerweile mehrfach im Qualitätszirkel getagt, der die Umsetzung der acht Qualitätskriterien erarbeitet. Diese acht Kriterien müssen erfüllt sein, um das Qualitätssiegel als selbsthilfefreundliches Krankenhaus vom Netzwerk "Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen" zu erhalten. Derzeit läuft Stufe sechs von acht. Hier geht es darum, die Selbsthilfe in die Fort- und Weiterbildung der Krankenhaus-Mitarbeiter einzubeziehen. Vertreter der Gruppen geben tiefen Einblick in ihr Leben mit Schmerzen, Seh- oder Hörbehinderung, Depressionen, Lipödem oder auch seltenen Erkrankungen wie Morbus Osler.
Der neue Image-Film soll in Arztpraxen laufen, vor allem aber im Krankenhaus-Fernsehen. So sollen Patienten noch im Krankenhaus auf die Möglichkeit aufmerksam werden, sich in Selbsthilfegruppen Unterstützung zu holen. Wie positiv das wirken kann, schildern Betroffene selbst in dem Film.
Folgende Selbsthilfegruppen (SHG) kooperieren mit den Haßberg-Kliniken (weitere können jederzeit dazukommen): SHG "Menschen mit chronischen Schmerzen" Haßfurt und Ebern, "Interessengemeinschaft Niere" Schweinfurt-Haßberge, Morbus-Osler-SHG, SHG Epilepsie Haßfurt, SHG Lip- und Lymphödem, Deutsche ILCO Schweinfurt, Bayerischer Blindenbund, DEAF-Treff Haßfurt (SHG für Gehörlose), SHG Fibromyalgie Haßfurt und Eltmann, Deutsche Rheumaliga Gruppe Haßfurt, Deutsche Parkinson-Vereinigung, SHG Depressionen Ebern, Malteser Trauer Hospiz und Mütter in Abstinenz Haßfurt. sw