Schwammspinner soll weichen
Autor: Petra Malbrich
Igensdorf, Donnerstag, 09. Mai 2019
Großflächig wurden die Raupen in einem Wald bei Rüsselbach mit einem Hubschrauber bekämpft. Das Veto wegen der dort beheimateten Brandtfledermaus wurde zurückgenommen.
Es wirkte gespenstisch, als vor zwei Tagen ein Hubschrauber mit beidseitiger Sprühvorrichtung über einem Waldgebiet nördlich von Ebach bei Rüsselbach flog und Insektizid ausbrachte. Anfragen erreichten Andreas Michalka von der Naturschutzorganisation Initiative Blühendes Igensdorf (IBI). Auch Anfragen im Rathaus wurden nicht beantwortet.
Normalerweise würde die Bevölkerung informiert, sagt Geschäftsleiter Michael Pfundt. Doch dieses Mal ging es nicht. "Die Umsetzung war eine Hauruckaktion", erklärt Forstrevierleiter Stefan Ludwig vom Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten Bamberg.
Nicht so der Beschluss selbst. Der wurde bereits vor einem Jahr intensiv diskutiert und lautete letztendlich, den Eichenschwammspinner in dem etwa acht Hektar großen Waldstück zu bekämpfen. Dass das kurzfristig umgesetzt wurde, lag an der Naturschutzbehörde auf Regierungsebene.
"Diese hatte ein Veto eingelegt und die Maßnahme erst in letzter Sekunde freigegeben", sagt Ludwig. "Bei der Bekämpfung des Eichenschwammspinners in dem genannten Gebiet handelt es sich um eine notwendige Maßnahme", bekräftigt Michael Weiser, Pressesprecher der Regierung von Oberfranken.
Ausschlaggebend für das Veto war die Brandtfledermaus, die in dem Eichenwald beheimatet ist. Falls dem Eichenschwammspinner mit Chemie zu Leibe gerückt wird, wird auch die Nahrung der Fledermaus und des Kuckucks vernichtet, waren Überlegungen gegen die chemische Behandlung des Schwammspinners, einer etwa sieben Zentimeter großen, haarigen und gefräßigen Raupe. Am liebsten mag sie Eichenblätter. Das war nicht mehr zu übersehen.
"Die Bäume waren ratzeputz leergefressen", bekräftigt Ludwig, der vom Waldeigentümer verständigt worden war. Das war bereits im vergangenen Jahr. Überall auf den Bäumen seien die Raupen gelaufen. "In dieser Form habe ich das in 30 Jahren nicht erlebt", sagt der Förster.
Der Schwammspinner fresse sich in den Johannitrieb ein und führe zu einer Schwächung des Eichenwalds. Gerade die Eiche habe hinsichtlich des Klimawandels eine gute Prognose. Bei der Stichprobenzählung standen 3,4 alte Eigelege pro Baum zehn neuen gegenüber.