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Schüler sollen saubere Luft atmen


Autor: Richard Sänger

Weisendorf, Dienstag, 15. Dezember 2020

Die Gemeinde Weisendorf will mobile CO2 -Sensoren und Luftreinigungsgeräte anschaffen. Für Letztere gibt es allerdings keine Fördermittel, weil sich die Klassenzimmer durch gezieltes Fensteröffnen ausreichend lüften lassen.


Um Schutz- und Hygienemaßnahmen wegen der Corona-Pandemie und die Beschaffung von mobilen CO2 -Sensoren sowie mobilen Luftreinigungsgeräten für die Grundschule Weisendorf ging es am Montagabend im Gemeinderat. Schulleiterin Petra Pausch bekam Rederecht und erläuterte die derzeitige Situation der Schulklassen und den Umgang mit der Pandemie.

So werden die Klassenzimmer in Abständen gelüftet, was auch sehr gut funktioniere. "Bei uns steht die Gesundheit der Kinder und Lehrkräfte an erster Stelle und wir würden uns über eine Beschaffung freuen", erklärte die Schulleiterin. In diesem Zusammenhang lobte sie die Kinder, die sich an die Vorschriften halten, obwohl sie natürlich das zwanglose Zusammensein schon vermissen würden. "Seitdem wir während des Unterrichts immer wieder lüften und auch Mund-Nasen-Schutz tragen, haben wir nahezu keine Erkältungskrankheiten bei den Kindern und den Lehrkräften", erzählte die Schulleiterin.

Förderprogramm greift nicht

Um Infektionen auf ein Minimum zu senken, will der Markt Weisendorf am Programm zur Förderung von Investitionskosten für technische Maßnahmen zum infektionsschutzgerechten Lüften in Schulen (FILS-R) des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus teilnehmen.

Wie der Zweite Bürgermeister Karl-Heinz Hertlein (CSU) erläuterte, werden mobile CO2 -Sensoren für Klassen- und Fachräume zur Messung der CO2 -Konzentration für die Regelung von Lüftungsmaßnahmen und mobile Luftreinigungsgeräte mit Filterfunktion zur Verringerung der Aerosolkonzentration für Klassen- und Fachräume gefördert, die nicht ausreichend durch gezieltes Fensteröffnen oder durch eine raumlufttechnische Anlage gelüftet werden können. Damit könne das Förderprogramm für Luftreinigungsgeräte mit Filterfunktion nicht in Anspruch genommen werden, da die Räume durch gezieltes Fensteröffnen gelüftet werden.

Die CO2 -Sensoren werden mit einem Festbetrag von 7,27 Euro pro Schüler, allerdings höchstens in Höhe der zuwendungsfähigen Kosten gefördert. Für Weisendorf ergibt sich ein maximaler Förderbetrag von 1912 Euro. Bei einer Ausstattung aller 20 von der Schulleitung genannten Räume mit CO2 -Sensoren würden die Kosten bei einem Anschaffungspreis von rund 300 Euro pro Stück insgesamt 6000 Euro betragen und der Eigenanteil für Weisendorf betrage damit etwa 4000 Euro. Die CSU-Fraktionssprecherin Ute-Christine Geiler sieht darin nicht nur in Corona-Zeiten eine sinnvolle Anschaffung und plädierte für eine zügige Beschaffung. Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung, unter Ausschöpfung der Fördermöglichkeit Angebote einzuholen und CO2 -Sensoren zu beschaffen.

Priorität in acht Räumen

"Der Einsatz von Luftreinigungsgeräten ersetzt das Lüften der Räume als Vorbeugung gegen das Coronavirus nicht", erläutert Hertlein, es sei nur eine Vorbeugungsmaßnahme. Er erklärte, dass es mehrere mobile Luftreinigungsgerätetypen auf dem Markt gibt, die für die Ausstattung von Unterrichtsräumen infrage kommen. Die Geräte verringern laut Herstellerangaben die Virenkonzentration in der Luft, belastbare Studien über eine Verbesserung des Infektionsgeschehens gibt es allerdings bisher nicht. Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus fördert allerdings Geräte mit UV-Einheit nicht.

Der Zweite Bürgermeister zeigt sich bei den Luftreinigungsgeräten vom Ministerium enttäuscht, aus München komme keine wirkliche Hilfe. "Die suggerieren in der Öffentlichkeit Unterstützung, schütten Geld aus und haben eine Studie versprochen, die aber auf sich warten lässt", kritisierte Hertlein. Nach den Gesprächen mit der Schulleitung würde eine Risikobewertung so aussehen, dass in den sechs Fachräumen durch starken Benutzerwechsel und schwierigere Abstandseinhaltung die größte Wirksamkeit durch den Einsatz von Luftreinigungsgeräten erzielt würde. Weiter seien die Klassenräume der beiden Partnerklassen mit der Wilhelm-Pfeffer-Schule aufgrund der Schülerstruktur bei der Priorität höher als normale Klassenräume einzustufen. Die Fachräume könnten in unbelegten Zeiten von den Klassen genutzt werden, in denen sich Schüler der Risikogruppe befinden.

Die Anschaffungskosten pro Luftreinigungsgerät betrügen derzeit etwa 4000 bis 5000 Euro. Bei der Anschaffung von acht Geräten wären das etwa 40 000 Euro. Wollte man in jedem der 20 Räume eines aufstellen, lägen die geschätzten Anschaffungskosten bei rund 100 000 Euro. Der Gemeinderat beschloss grundsätzlich die Anschaffung von Luftreinigungsgeräten für die Schulgebäude in Weisendorf und die Verwaltung wurde beauftragt, Angebote von grundsätzlich förderfähigen Geräten einzuholen bzw. eine Ausschreibung zu veranlassen.

Für Christiane Kolbet von den Grünen wurde von der Politik die Situation im Sommer "verpennt", und jetzt breche Panik aus. Sie plädierte ebenfalls für eine Beschaffung. Ihr Fraktionskollege Ernst Rappold bat um Prüfung einer Belüftung mit vorgewärmter Luft, was allerdings einen baulichen Eingriff in den Klassenzimmern bedeute.