Schüler lernen, friedlich Streit zu schlichten
Autor: Petra Malbrich
Gräfenberg, Donnerstag, 16. Februar 2017
Ausgebildete Coolrider sind jetzt die neun Jungen und Mädchen aus den siebten und achten Klassen der Mittelschule und Realschule Gräfenberg. Das bestätigt d...
Ausgebildete Coolrider sind jetzt die neun Jungen und Mädchen aus den siebten und achten Klassen der Mittelschule und Realschule Gräfenberg. Das bestätigt die Urkunde, die sie bei der Abschlussveranstaltung ihrer Ausbildung erhalten haben.
Doch damit beginnt ihre eigentliche Aufgabe erst. Als "Urzelle" der Coolrider bezeichnete Axel Ernst vom Verein Coolrider die Jugendlichen, denn die Gräfenberger Schule gehörte zu den ersten im Freistaat Bayern, die an dem Projekt teilgenommen haben. Acht Coolrider waren es im Jahr 2002, als dieser Begriff an einer Nürnberger Schule mit den ersten Schülern ein Gesicht bekam. Seit 2004 gibt es in Gräfenberg Coolrider. Mit Ebermannstadt sind die drei Schulen die einzigen im Landkreis Forchheim, die Coolrider haben.
Inzwischen gibt es bayernweit 4600 Schüler und Schülerinnen, die als Coolrider im Bus oder in der Bahn Zivilcourage zeigen. Dabei steckt viel mehr dahinter. "Man ist sein Leben lang Coolrider", findet Norbert Schreiber, der früher bei der Polizei gearbeitet hat und nun in Pension ist.
Als Ausbilder unterstützt Schreiber in den 20 Schulstunden die neu angehenden Coolrider, zusammen mit Mike Kaiser, dem Präventionsbeauftragten der Bundespolizei, Yvonne Amtmann, der Sozialarbeiterin der Mittelschule und mit Polizeibeamten. Schmetterling Reisen stellte den Bus, um für die möglichen Konfliktsituationen des echten Lebens vorbereitet zu werden. Wie, das zeigten die Coolrider an einem klassischen Beispiel selbst.
Zivilcourage erwünscht
Unterrichtsende, die Schüler sitzen endlich im Bus, legen aber ihre Füße und vielleicht auch schmutzigen Schuhe auf die gegenüberliegenden Sitze. Die Sitze werden verschmutzt, die anderen Schüler haben keinen Sitzplatz. Schnell kann die Situation hochkochen. Der Coolrider greift ein. Er weist auf falsches Verhalten hin und findet so auch eine Lösung des Problems. "Zivilcourage ist eine schwere Kost", weiß Mike Kaiser von der Bundespolizei. "Selbst Erwachsene haben Schwierigkeiten", sagte Kaiser. Die Coolrider lernen, in ihrer Ausbildung mit einfachen Mitteln einzuschreiten. Aber: "Der Grundsatz lautet, sich nicht in Gefahr zu bringen", betonte Kaiser. Situationen, die ein Einschreiten der Coolrider erfordert, gibt es genug: Jemand raucht im Bus, ein Schüler zieht dem anderen eine Mütze weg, oder ein Schüler wird richtig gemobbt. Kaiser und Schreiber von der Bundespolizei erinnern sich an einen Fall vor einigen Jahren, als ein Igensdorfer Schüler täglich aus diesem Grund von den Eltern zur Schule gebracht wurde. Bis die Coolrider davon erfuhren und das regelten.
In den Gräfenberger Schulen werden schon lange Coolrider ausgebildet. Seit man erkannt hat, dass sich Konflikte nicht mehr einfach so friedlich lösen, sondern eine führende Hand benötigen, sagte Jürgen Kemeth, stellvertretender Konrektor der Realschule, bei der Begrüßung der Gäste.