Schüler erforschen jüdische Geschichte
Autor: Sabine Weinbeer
Haßfurt, Montag, 25. Januar 2016
Zum vierten und letzten Mal packten Schüler des Geschichte-W-Seminars am Regiomontanus-Gymnasium Haßfurt ihre Koffer, um im Rahmen des europäischen Erasmus-Projektes in Portugal jü...
Zum vierten und letzten Mal packten Schüler des Geschichte-W-Seminars am Regiomontanus-Gymnasium Haßfurt ihre Koffer, um im Rahmen des europäischen Erasmus-Projektes in Portugal jüdischem Leben nachzuspüren. Im letzten Projektteil werden die Haßfurter Gastgeber für die Teilnehmer aus den anderen europäischen Projektschulen sein.
Das Haßfurter Gymnasium koordiniert ein europäisches Bildungsprojekt in Zusammenarbeit mit vier Partnerschulen in Rumänien, Polen, Griechenland und Portugal. Jüdische Geschichte ist das Thema, mit dem sich die Oberstufenschüler jeweils beschäftigen. Die Ziele von Erasmus reichen jedoch deutlich weiter. Es geht um internationale Begegnung und das gegenseitige Kennenlernen der anderen Kulturen und Nationalitäten.
"Es geht darum, die angehenden Abiturienten fit zu machen für Europa, sich zu öffnen für die Chancen, die sich ihnen in Europa bieten", so Seminarleiterin und Lehrerin Katrin Hiernickel.
Interessante Verbindungen
In Porto, der zweitgrößten Stadt in Portugal, war dieses Hinausblicken über den Tellerrand verbunden mit einer Vielzahl von spannenden Erlebnissen. Neben Land und Leuten war es besonders die Geschichte der sephardischen Jugend, die erforscht wurde. Hier gab es interessante Verknüpfungen zur letzten Station in Griechenland, denn auf Korfu oder Ioannina begegneten die Schüler den Zeugnissen einer großen Zahl sephardischer Juden, nachdem sie von der iberischen Halbinsel im Rahmen der Inquisition vertrieben worden waren.
An der Gestaltung der Grabsteine, die bei sephardischen Juden liegen und nicht stehen, lässt sich das beispielsweise gut erkennen, aber auch an den Namen auf den Gedenktafeln des Holocausts.
Die große Synagoge
Eine Besonderheit dieser einwöchigen Reise war für die Schüler und Begleitlehrer (Jörg Thelenberg, Katrin Hiernickel und Harald Riegel) die Stadt Belmonte, der ein ganzer Tag gewidmet war. In Belmonte und anderen Dörfern Nord-Portugals gab es schon frühzeitig jüdische Siedlungen, die auch nach den Zwangstaufen als sogenannte Kryptojuden ihren Glauben im Verborgenen weiterlebten. Hier findet sich eine der letzten kryptojüdischen Gemeinschaften und die Gemeinde ist seit 1989 offiziell als jüdische Gemeinde anerkannt.
Die 1996 eingeweihte moderne Synagoge "Bet Eliahu" sowie das "Museu Judaico de Belmonte", das bedeutendste jüdische Museum Portugals, geben Zeugnis der jüdischen Geschichte und wurden bei einer Führung besichtigt.Eine weitere Besonderheit in Portugal war, dass nicht der Holocaust im Mittelpunkt stand, sondern jüdische Geschichte unter einem anderen Blickwinkel gezeigt wurde. Das erlebten die Schüler auch an der großen Synagoge in Porto. 1938 erbaut, zeigt sie, dass für die jüdische Gemeinde in Portugal im 20. Jahrhundert eine neue Blütezeit begann - zu einem Zeitpunkt, als Nazi-Deutschland begonnen hatte, jüdisches Leben für immer auszulöschen. Gemeinsam ist aber die Erkenntnis, dass die Ausgrenzung von Minderheiten sich nicht wiederholen darf und dass Toleranz mehr ist als ein Statement in einem Schulbuch.
Die Schüler eröffneten eine Ausstellung über Auschwitz. Fotos, die die Schüler im April 2015 in Polen gemacht hatten, und Texte jüdischer Autoren wurden in Porto gezeigt. sw