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Schüler entführen in die Steinzeit


Autor: Redaktion

Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 01. Dezember 2020

Ein P-Seminar des Höchstadter Gymnasiums hat passend zur Corona-Pandemie ein "Museum im Koffer" entwickelt.
Christian Plätzer und Roland Deinzer (v. l.) versuchten sich an steinzeitlicher Schmuckherstellung.


In dieser durch Corona belasteten Zeit ist es nicht immer ganz einfach, noch Raum für Kultur zu finden. Ein Kino- oder ein Museumsbesuch gar sind eine Seltenheit, bisweilen unmöglich geworden. Auch Schulen leiden derzeit darunter, dass das "Lernen von Ort" - ein typisches Konzept gerade im Fach Geschichte - oft nicht mehr stattfinden kann.

Gerade in dieser Hinsicht könne das Projekt "Museum im Koffer" eines P-Seminars des Höchstadter Gymnasiums nun doppelt punkten, schreibt Lehrerin Isabella Klumpe in einem Pressebericht. Ursprünglich als ein für Schulen und Freizeiteinrichtungen ausleihbarer Museumskoffer erdacht, der handlungsorientierte Auseinandersetzung mit der Steinzeit als Projektarbeit im Unterricht oder Stationsarbeit in Ferienprogrammen erlaubt, sei der Koffer in der derzeitigen Situation zu einem kulturellen Bindeglied geworden.

"Die Kinder werden zunächst von der Familie Faustkeil zu ihrer Reise in die Steinzeit begrüßt, und jedes Familienmitglied ist anschließend auch Pate für eine Mitmach-Station unseres Museumskoffers", erklärt die Schülerin Stephanie Christian, die Schöpferin der Comic-Familie. Die Schülerin stellte gemeinsam mit ihrer Projektkollegin Sophia Kafai das pädagogische Konzept am vergangenen Dienstag den Sponsoren des Projekts, Anne Billenstein von der LAG-Aischgrund, und Christian Plätzer, Leiter des Heimatmuseums Höchstadt, vor.

"Damit sich auch alle wie in der Steinzeit fühlen, sorgen Tierfelle und Roll-ups, die das Leben der Menschen in der Jung- und Altsteinzeit zeigen, für das richtige Ambiente", erläutert Sophia Kafai die Aufsteller. Gemeinsam mit ihrer Kursleiterin Isabella Klumpe hatten sich die 15 Schüler des Seminars sieben Stationen überlegt, an denen die Schüler dem Leben der Steinzeitmenschen nachspüren können. Drei davon stellten sie ihren Gästen im Rahmen der Projektpräsentation vor.

So gibt es eine Station "Kochen und Backen", wo man mithilfe eines Mahlsteins zuerst sein Getreide mahlen muss, bevor es zu einem Hirsebrei verarbeitet werden kann. Der darüber hinaus benötigte Apfel muss anschließend mit steinzeitlichem Werkzeug zerkleinert werden. "Ich wäre Vollkornesser gewesen", erklärte Schulleiter Roland Deinzer bei dem schweißtreibenden Versuch, mit dem Mahlstein eine Portion Getreide zu zerkleinern.

Handwerkliches Geschick und Fingerfertigkeit benötigt man auch bei der Station "Schmuckherstellung", was Christian Plätzer bei der Betätigung eines steinzeitlichen Bohrers nach ein paar Versuchen und fachmännischer Instruktion durch die Schülerin Sophia Sauer auch schnell zeigte. Mit dem Bohrer sollen die Kinder Löcher in ein vorher bearbeitetes Stück Speckstein bohren, bevor man ihn als Anhänger an einem Lederbändchen befestigen und als Souvenir der Steinzeit mit nach Hause nehmen kann.

QR-Code für Anwenderfilme

Aber was, wenn die fachmännische Anleitung später einmal fehlt? Auch daran haben die Schüler des Gymnasiums gedacht und nicht nur Schritt-für-Schritt-Anleitungen der Familie Faustkeil beigelegt, sondern auch in kleinen Anwenderfilmen gedreht.

"Diese sind über einen QR-Code, der sich auf jeder Beschreibung befindet, von jedem Handy aus überall und immer abrufbar", zeigt die Schülerin Theresa Beier dem sichtlich beeindruckten Museumsleiter Plätzer das Video für die Station "Steinzeitliches Malen".

Dabei besteht die Herausforderung zunächst darin, Farben aus Gewürzen mit der richtigen Menge Mehl und Wasser zu verrühren. Ist das geschafft, können die steinzeitlichen Künstler mit einem angekokelten Zweig Konturen ihres Kunstwerks auf Packpapier zeichnen und anschließend mit den Naturfarben bemalen. Dass die Schüler an der Station im Liegen unter einem verhüllten Tisch über Kopf malen sollen, um Höhlenbedingungen nachzustellen, hat man Anne Billenstein erspart, die sich gekonnt künstlerisch verewigte.

Ein Highlight des Projektkoffers sind sicherlich die im schuleigenen 3-D-Drucker erstellten Schädel-Repliken eines Australopithecus, eines Neandertalers und eines Homo sapiens. An den Schädelformen sollen die Schüler im Rahmen der Einführung die Entwicklung des Menschen und seine Anpassung an die Umwelt nachvollziehen.

Beeindruckt vom Konzept, den pädagogischen Überlegungen und den bis ins Detail liebevoll umgesetzten Materialien bedankten sich die Sponsoren und der neue Besitzer des Museumskoffers, das Heimatmuseum Höchstadt mit seinem Leiter Christian Plätzer, bei den Schülern. Interessierte Lehrkräfte aller Schularten und Freizeiteinrichtungen können den Museumskoffer ab sofort direkt über Plätzer, in Kürze auch über die neu gestaltete Homepage des Museums ausleihen und sich mit ihren Schülern gemeinsam auf eine Reise in die Steinzeit begeben - coronakonform im eigenen Schulhaus. red