Druckartikel: Schock und Zukunftsängste sitzen tief

Schock und Zukunftsängste sitzen tief


Autor: Marco Meißner

Kronach, Freitag, 29. Sept. 2017

An der Klinik ist man geschockt. So jedenfalls schildert Betriebsratsvorsitzender Manfred Burdich die eisige Stimmung, nachdem die Schließung der Entbindung...
Manfred Burdich


An der Klinik ist man geschockt. So jedenfalls schildert Betriebsratsvorsitzender Manfred Burdich die eisige Stimmung, nachdem die Schließung der Entbindungsstation publik gemacht wurde. Der Betriebsrat habe davon - wie die Medien - erst am späten Donnerstagnachmittag erfahren. In einer dreizeiligen E-Mail.
"Wir sind erschüttert", stellt Burdich fest. Bei den Hebammen und in der Notaufnahme hat sich seiner Aussage nach Aufruhr breit gemacht. Nicht jeder Patient wird die Meldung mitbekommen haben. Was tun, wenn zum Beispiel nachts plötzlich eine Patientin zur Entbindung oder wegen eines gynäkologischen Notfalls auftaucht, aber keine qualifizierte Hilfe geleistet werden kann? Hier sehen sich die Angestellten im Regen stehen gelassen.
Schon einmal habe man in ähnlicher Situation die Möglichkeit einer "Konzernleihe" (Personal aus einer anderen Helios-Klinik) gefordert, was vor allem von Baumgärtner unterstützt worden sei. Diesmal scheint daraus nichts zu werden.
"Die Personaldecke ist Spitz auf Knopf gestrickt", schildert Burdich die Situation, die ihm Sorge bereitet. Eine Personalplanung sei in einer Abteilung nicht mehr möglich, wenn bei zwei Ausfällen schon eine Schließung droht. "Diese Lage kommt nicht plötzlich", sagt Burdich und verweist auf Hinweise einer Ärztin, die ignoriert worden seien.
"Die Klinik wird als babyfreundliches Krankenhaus mit Siegel präsentiert", so der Betriebsratsvorsitzende. Die gynäkologische Station genieße einen enorm guten Ruf und ziehe auch Patientinnen aus anderen Landkreisen an. "Die Abteilung trägt sich selbst", versichert Burdich. "Aber die Gewinnerwartung wird natürlich nicht erfüllt." Deshalb wachsen die Bedenken bei ihm, wie es mit der Entbindungsstation weitergehen wird. "Wir können es nicht beweisen, aber irgendwo entsteht schon der Eindruck, dass es das schleichende Ende der Gynäkologie sein könnte." Mit der allgemeinchirurgischen Station gebe es bereits ein solches Beispiel. Diese sei "vorübergehend" geschlossen worden. Inzwischen sei sie seit weit über einem Jahr zu.


Konzern in der Pflicht

Um die Befürchtungen der Belegschaft wegzuwischen, ist nach Burdichs Auffassung nun der Konzern gefragt. Kurzfristig fordert er ein Konzept für Wiederholungsfälle, mittel- und langfristig eine echte Strategie. "So wie's jetzt ist, das kann's doch nicht sein", schimpft er. "Kein Industrieunternehmen würde so arbeiten." mrm