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Schnelles Netz ist "historische Chance"


Autor: Andrea Spörlein

Altendorf, Dienstag, 23. Februar 2016

Zu einer außerordentlichen Bürgerversammlung hatte die Gemeinde Altendorf ins Feuerwehrhaus geladen. Rund 250 Bürger nahmen die Gelegenheit wahr, sich über den Aufbau eines eigenen kommunalen Glasfasernetzes zu informieren.
Bürgermeister Karl-Heinz Wagner und seine Stellvertreterin Barbara Zeh (rechts im Bild) gingen mit gutem Beispiel voran und unterschrieben noch am Abend die zwei notwendigen Verträge. Der eine ist ein Grundstücksnutzungsvertrag, der der Gemeinde den Zugang zum Grundstück für die Verlegung des Mikrorohres für das Kabel und den Zugang für die Hausverkabelung erlaubt. Dazu kommt noch der Vertrag mit dem BürgerNet. Dieser wird dann entsprechend den Anforderungen der Bürger gestaltet. Foto: Andrea Spörlein


Altendorfs Bürgermeister Karl-Heinz Wagner (CSU) sprach von einer "historischen und einmaligen Chance", eine zukunftsweisende Infrastruktur in die eigene Hand zu nehmen und wirklich jedem Bürger den gleichen Zugang zu einem Highspeed-Internet zu bieten.
Ein Jahr intensiver Vorarbeit war nötig, um jetzt den notwendigen Startschuss für das BürgerNet Altendorf zu geben. Altendorf hat in enger Abstimmung mit Buttenheim und Pettstadt eine Möglichkeit gesucht, allen Bürgern - und zwar flächendeckend - ein Glasfaseranschluss bis ins Haus zu bieten, ohne dabei Steuergelder in ein "kommerzielles" Unternehmen zu stecken. Für diese Idee konnte mit Uwe Krabbe vom Büro Lan-Consult ein erfahrener Partner gefunden werden, der in Norddeutschland mittlerweile 600 Gemeinden betreut. Das Modell der drei Gemeinden sieht vor, das Glasfasernetz an einen kompetenten Partner zu verpachten, der den reibungslosen Betrieb und Kundenservice gewährleistet. Im Rahmen von europaweiten Ausschreibungen hierfür hatte die Stadtnetz Bamberg, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadtwerke Bamberg, das attraktivste Angebot abgegeben und den Zuschlag für den Betrieb des Netzes in den kommenden 20 Jahren erhalten.
Das Modell rechnet sich freilich nur dann und wird auch nur realisiert, wenn 60 Prozent der Haushalte sich zu einem Vertrag für das Glasfasernetz entscheiden. Bis zum Stichtag 15. April wird der Anschluss in Altendorf kostenlos verlegt. Für unbebaute Grundstücke gibt es eine Sonderregelung über fünf Jahre. Bei einem späteren Anschluss muss mit Kosten bis zu 3000 Euro gerechnet werden.
Beim zukünftigen "BürgerNet" wird komplett auf die Datenübertragung mit Hilfe eines Kupferkabels verzichtet. So werden aktuell Übertragungsraten von 500 Mbit pro Sekunde möglich sein - das Zehnfache dessen, was Bund und Land mit ihrer "digitalen Agenda" für den bundesweiten Breitbandausbau erreichen wollen. Mit dem Fortschreiten der Digitalisierung können auch jederzeit höhere Bandbreiten erreicht werden.
Die drei beteiligten Gemeinden führen ihr jeweils eigenes BürgerNet selbständig. Stadtnetz-Geschäftsführer Hans Jürgen Bengel erläutere die verschiedenen Pakete, die den Kunden angeboten werden können. Dabei war es bei den Verhandlungen wichtig, dass zum Beispiel auch ein reiner Telefonanschluss mit Flatrate ins deutsche Festnetz angeboten wird. Für Geschäftskunden mit individuellen Ansprüchen an die Telefon- und Internetverbindung bietet man separate Lösungen an. Darüber hinaus kann über das BürgerNet digitales Fernsehen empfangen werden. Derzeit bietet die Stadtnetz Bamberg 362 TVKanäle und 78 Hörfunkprogramme an, davon 104 HD-Sender und 110 digitale Kanäle.
Das BügerNet Altendorf will man im Rahmen eines kommunalen Eigenbetriebs führen. Rund 2,1 Millionen Euro netto investiert die Gemeinde Altendorf in das eigene Netz. Die Pacht, die die StadtNetz als Netzbetreiber an die Gemeinde zahlt, wird zur Refinanzierung der Investitionen verwendet werden. Die Gemeinde erhält über die Bayerische Landesbodenkreditanstalt eine Finanzierung bis zu 30 Jahre zu einem festgelegten Zinssatz unter einem Prozent.
Die notwendigen Bauarbeiten wurden bereits ausgeschrieben und können zeitnah beginnen. Sorgen machen lediglich noch die notwendigen Querungsvereinbarungen für die Eisenbahn, die Staatsstraße, den Rhein-Main-Donau Kanal und der Regnitz. Trotzdem soll der Ausbau für das gesamte Gemeindegebiet bis September 2017 abgeschlossen sein.


Beitrag zur Standortsicherung

Für das Altendorfer Gemeindeoberhaupt ist die Investition in das Glasfasernetz ein wichtiger Beitrag für die Stärkung des ländlichen Raumes. Man lebe zwar auf dem Land, so Wagner, "aber nicht hinter dem Mond". Der Bürgermeister ist davon überzeugt, dass der Zugang zu einem Highspeed-Internet eine Wertsteigerung der örtlichen Immobilien und ein Beitrag zur Standortsicherung für Handel, Gewerbe und Industrie ist.
Die Altendorfer nahmen regen Gebrauch von der Möglichkeit, sich aus erster Hand von den anwesenden Fachleuten vom Ingenieurbüro LAN Consult und von den Mitarbeitern der Stadtnetz Bamberg Details erläutern zu lassen. Dabei ging es unter anderem um Fragen vom Wechsel seines aktuellen Anbieters, über die Möglichkeit, gebuchte Angebote aufzurüsten bis hin zu technischen Details. Die ersten Verträge wurden gleich im Anschluss an die Veranstaltung unterschrieben.


Ansprechpartner

Für weitere Informationen ist mittlerweile im Bürgerhaus Altendorf ein Servicebüro eingerichtet worden, das jeweils mittwochs von 10 bis 17.30 Uhr und freitags von 10 bis 15 Uhr besetzt ist. Weiter Infos auch unter: BürgerNet, Servicetelefon: 09545/ 4433-17 und 0951/77-8877 oder per E-Mail: buergernet@stadtnetz-bamberg.de.