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Schneidiger Aufpasser


Autor: Friedwald Schedel

Kronach, Dienstag, 19. August 2014

Schiessaufsicht  Otto Günnel und viele weitere Schützen wachen seit Jahrzehnten darüber, dass die Schießwettbewerbe beim Kronacher Freischießen geordnet ablaufen.
Wenn das rote Fähnchen aus dem Lauf schaut, ist keine Patrone drin. An diese Sicherheitsrichtlinie müssen sich die Teilnehmer am Kronacher Freischießen genau halten.


von unserem Redaktionsmitglied 
Friedwald Schedel

Kronach — Fesch sehen sie aus, die jeweils acht Schießaufsichten, die beim Kronacher Freischießen darauf achten, dass keiner schummelt und dass nichts passiert. Die Männer stehen im Schützenanzug an den Schießständen und passen auf, die Frauen tragen ein Dirndl. Von dieser eleganten Kleiderordnung will die Schützengesellschaft nicht abweichen - und erhält viel Lob von den teilnehmenden Schützen für diese Regelung.
Otto Günnel ist seit Jahrzehnten Schießaufsicht. Am ersten Freischießen-Sonntag achtet er an den 100-Meter-Kleinkaliber-Ständen auf einen reibungslosen Ablauf, am Montag beaufsichtigt er das Behördenschießen mit dem Luftgewehr. Bei den sehr guten Schützen aus der Region, die am Preisschießen in Kronach teilnehmen, muss er sich keine Sorgen wegen der Sicherheit machen, denn die Leistungsschützen kennen sich aus. "Die wissen, worauf es ankommt, denn die machen auch bei Meisterschaften mit!"

Der Königsschuss

Aber Otto Günnel ist auch dazu da, zu unterbinden, dass geschummelt wird. Wenn es "freihändig" heißt, dann darf man sich nicht anlehnen. Nur die Senioren dürfen "angestrichen" schießen. Aber nicht beim Königsschuss auf 50 Meter Kleinkaliber. Der muss auf jeden Fall freihändig abgegeben werden.
Acht Schießaufsichten braucht die Schützengesellschaft deshalb, weil es so viele unterschiedliche Schießstände gibt: 100 Meter Rehbock, 50 Meter Kleinkaliber, Laufender Keiler, Luftgewehr, Luftpistole etc.
Wenn nicht geübte Schützen an den Ständen sind, müssen Otto Günnel und die weiteren Schießaufsichten höllisch aufpassen. Die Auflagen sind aus Sicherheitsgründen besonders streng. Nicht geladene Gewehre sind dadurch gekennzeichnet, dass ein rotes Fähnchen aus dem Lauf ragt. Wenn eine Waffe keine Patrone im Lauf hat, aber das rote Fähnchen fehlt, dann setzt es eine ernste Ermahnung.

Zwei Löcher im Hut

An einen Vorfall aus dem Jahr 1972 kann sich Otto Günnel noch gut erinnern. Er hatte einen Luftgewehr-Schützen eingewiesen und sich dann anderen Schützen am Stand zugewandt. Der Schütze fuchtelte plötzlich etwas mit dem Gewehr herum und es löste sich zu aller Schreck ein Schuss. Keiner wusste, wohin der Schuss gegangen war, in Richtung Scheibe jedenfalls nicht. Dann entdeckte man zwei kleine Löcher in Otto Günnels Hut: Das Projektil war hinten rein und vorne raus, ohne Günnel zu verletzen. Ab diesem Zeitpunkt passte die Schießaufsicht auf diesen Schützen besonders gut auf.