Andreas Lösch
Dass der Landrat noch "nichts Konkretes" sagen will, leuchtet irgendwie ein, schließlich möchte er den richtungsweisenden Entscheidungen des Verwaltungsrates am 15. Mai nicht vorgreifen. Dass aber, wenn sich jener Rat Anfang übernächster Woche trifft, gewürfelt wird um die Zukunft des Kommunalunternehmens Haßberg-Kliniken, ist natürlich abwegig: Längst haben die Verantwortlichen eine Vorstellung davon, was zu tun ist.
Jährliches Pressegespräch
Seit vielen Jahren findet jährlich ein Pressegespräch mit dem Landrat statt. Das Landratsamt lädt Journalisten aus der Region ein und spricht über laufende und anstehende Projekte im Landkreis und die Haushaltslage. Am Mittwochabend fand diese Veranstaltung mit Landrat Wilhelm Schneider (CSU) im Gasthaus Bayer in Theinheim statt. Freilich präsentiert sich die Behörde dabei gern von der positiven Seite und erwähnt Erfolge explizit (das Amt hat sogar ein Broschüre zur Halbzeitbilanz der laufenden Amtsperiode herausgegeben, sie liegt in den kommunalen Rathäusern und im Landratsamt in Haßfurt aus).
Aber dass es bei der Veranstaltung nur darum geht, die Erfolge der Kreiskommune zu propagieren, stimmt nicht ganz. Bei unangenehmen Themen drückt man sich nur etwas indirekter aus. "Wir müssen die Strukturen anpassen", hatte Landrat Wilhelm Schneider zum Thema Haßberg-Kliniken gesagt, aber mehr "werde ich heute auch nicht rauslassen".
Großer Handlungsdruck
Er machte jedoch überdeutlich, dass die prekäre Finanzlage der Kliniken drastische Maßnahmen erfordert, die verhindern sollen, dass jährlich rund drei Millionen Euro Defizit auflaufen, wie die vergangenen Jahre geschehen. "Der Landkreis hat 20 Millionen Euro Schulden. Die Haßberg-Kliniken sind bei 18 bis 19 Millionen Euro." Wenn alles so bleibe wie bisher, werde die Belastung bei den kommunalen Krankenhäusern "in etwa fünf Jahren doppelt so hoch" sein wie die des Landkreises, sagte der Landrat. "Das ist nicht tragbar." Und: Selbst mit den geplanten Strukturänderungen werde man erneut an einen solchen Punkt kommen, denn "Häuser der Grundversorgung erhalten vom Staat nicht die Finanzierung, die sie bräuchten."
Gesamte Struktur zu hinterfragen
Am 15. Mai werden Entscheidungen getroffen, die gewiss nicht von der Tagesform und Laune der Beteiligten abhängen, sondern die im Vorfeld beraten und diskutiert wurden und seit längerem als unausweichlich gelten. Allzu große Überraschungen dürften nicht dabei sein, denn die angedachten Möglichkeiten sind längst bekannt: Die Schließung des Krankenhauses Hofheim (am Standort könnte stattdessen ein Medizinisches Versorgungszentrum ausgebaut werden) sowie die Schließung der Hebammenstation in Haßfurt (gewünscht sind wegen der Wirtschaftlichkeit 600 Geburten pro Jahr, zuletzt konnte die Station im Jahr 2016 etwas über 400 Geburten vorweisen). Nachdem Gutachter vom Landkreis damit beauftragt worden waren, die gesamte Struktur der Haßberg-Kliniken zu untersuchen, stand neben Haßfurt und Hofheim auch der Krankenhausstandort Ebern auf dem Prüfstand. Auch hier wird man nicht Halt machen vor Maßnahmen, die in der Öffentlichkeit kaum auf Gegenliebe stoßen werden.
Die Entscheider
Der Verwaltungsrat besteht aus 14 Kreistagsmitgliedern plus dem Landrat. Die Mitglieder werden vom Kreistag bestimmt, treffen ihre Entscheidungen unabhängig vom höchsten Landkreisgremium und besprechen sich mit dem Vorstand der Haßberg-Kliniken (bestehend aus den Vorständen Stephan Kolck und Wilfried Neubauer).