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Schlamm tut dem Körper wohl


Autor: Carmen Schwind

Gößweinstein, Dienstag, 18. Oktober 2016

Eine Fangopackung wird bei einer Temperatur von 38 bis 42 Grad aufgetragen. Auch in der Fränkischen Schweiz können sich Interessierte einen Eindruck von der schmerzlindernden Wirkung der Anwendungen verschaffen.
Eine Fangopackung kann bei vielen körperlichen Beschwerden helfen.  Foto: Stromberge


Schon die alten Römer kannten die heilende, lindernde und entspannende Wirkung des Fango. Reiche Veneter fuhren früher in die Euganeischen Hügel bei Padua, um in den Genuss der warmen, vulkanischen Heilschlämme zu kommen. Unter den Hügeln gibt es eine Vulkanschicht, die bis in die Lessini-Berge in den venetischen Voralpen reicht.
Dort sammelt sich Regenwasser in fast 3000 Metern Tiefe zwischen der Vulkanmasse und einer Kristallschicht an. Das Wasser fließt dann 80 Kilometer Richtung Euganeische Hügel und wird dabei mit Mineralsalzen angereichert. Hier tritt das salzbromjodhaltige Wasser mit hoher Temperatur an die Oberfläche und verwandelt Tonerde in hochwertigen Naturfango. Jedes Hotel in der Gegend hat eine eigene Thermalabteilung und holt Thermalwasser aus der Erde. Der Schlamm dagegen wird nur in zwei Thermalseen abgebaut - bei Arquà Petrarca und Lispida. Im "Atlantic Terme Natural Spa & Hotel" im italienischen Abano Terme beispielsweise wird der Schlamm mit dem über 80 Grad heißen Thermalwasser vermengt und reifen lassen, damit sich Cyanobakterien und Mikroalgen ansiedeln.
"Der Fango wird bei einer Temperatur von 38 bis 42 Grad aufgetragen. Nach etwa 20 Minuten wird unser Gast mit einer heißen Dusche vom Schlamm befreit, nimmt ein Bad und ruht sich aus", erzählt die Ärztin des Hotels, Christine Enthammer. Sie ist eine gebürtige Schweinfurterin.
Sie untersucht die Gäste vor der Anwendung und ist auch selbst von der Wirkung des Naturfangos überzeugt.
Wer Fango in der Fränkischen Schweiz ausprobieren will, kann alternativ ins Therapiezentrum nach Gößweinstein fahren. "Unsere Klienten bekommen Fango und Massagen vom Arzt verschrieben", erzählt Markus Poser, Physiotherapeut und Inhaber des Zentrums. Er nutzt Fangoparaffin, das wiederverwendet werden kann. Gemahlenes Vulkangestein und Naturmoor wurden mit Paraffin angereichert und in Plattenform gegossen.
"Diese Platten erhitzen wir hier auf 100 Grad. Dabei werden sie auch sterilisiert. Dann kommt die Masse in die bekannte Form und wir lassen sie auf 53 Grad abkühlen", erklärt Markus Poser. Diese Fangopackungen kommen dann in einen Ofen, in dem sie die Hitze halten, bis sie für eine Anwendung benötigt werden. "Je nach Problem passen sich die Packungen an den Körper des Patienten an", erzählt Poser.


Gute Durchblutung

Der Klient wird in eine Decke gepackt und bleibt etwa 20 Minuten in der Fangopackung liegen. Die Muskeln sind nun warm und werden bei einer Massage weiter bearbeitet.
"Dadurch werden gelöste Schlacken und Abwehrkörper abtransportiert und die Muskulatur wird besser durchblutet", erklärt der Physiotherapeut. Der Stoffwechsel werde dadurch angeregt und Schmerzen können gelindert werden. Markus Poser zählt auf, dass diese Tiefenwärme gut gegen rheumatische Erkrankungen, Verspannungen oder Hexenschuss ist. Nicht anwenden sollte man Fango bei akut entzündlichen Prozessen, Herz- und Kreislaufschwäche, arteriellen Durchblutungsstörungen und offenen Hautwunden.
"Wer daheim mit Tiefenwärme arbeiten möchte, kann sich eine Rotlichtlampe kaufen oder Kirschkernkissen erwärmen", schlägt Poser vor. Doch so richtig entspannen kann man besser, wenn man sich nicht kümmern muss und sich in die geschulten Hände von Profis begeben kann. .