Schaufenster der Kunst
Autor: Jochen Berger
Rödental, Montag, 30. März 2020
Analoger Kunstgenuss und geschlossene Museen scheinen ein schwer lösbarer Widerspruch zu sein. Dass Kunstsammlungen freilich nicht nur digitale Angebote bereithalten, beweist das Glasmuseum im Park von Schloss Rosenau.
Jochen Berger In der lang gestreckten Fassade des Glasmuseums spiegelt sich die direkt gegenüber gelegene Orangerie. Ein idyllischer Anblick - eigentlich. Denn tatsächlich ist diese Idylle ein Trugbild. Denn drinnen, direkt neben dem Eingang, steht ein schlichtes Schild: "Das Glasmuseum hat aufgrund der Coronakrise ab dem 14.03.2020 bis auf Weiteres geschlossen."
Gläserne Fassade
Ausgesperrt: die Besucher. Eingesperrt: die Kunst - die eigentlich noch bis zum 19. April geplante Sonderausstellung "Fulvio Bianconi" aus der Sammlung Ursula und Rainer Losch ebenso wie die Objekte der Dauerausstellung, die einen Querschnitt bieten durch die reichhaltigen Bestände des Museums.
Dennoch geht es dem Glasmuseum in Zeiten der Corona-Krise besser als den Kunstsammlungen auf der Veste Coburg. Schließlich besitzt das den Kunstsammlungen angegliederte Glasmuseum ein großformatiges Schaufenster in eigener Sache.
Schließlich ist die gläserne Fassade zur Orangerie hin ein riesiges Schaufenster in eigener Sache. Genauer: eine ruhig rhythmisierte Folge von Schaufenstern. Wer in diesen Tagen der Ausgehbeschränkungen seinen Spaziergang in die Rosenau lenkt, kann das Glasmuseum zumindest in Teilen seiner Dauerausstellung ganz ungestört und mit gebotenem Abstand zu seinen Mitmenschen in aller Ruhe genießen.
Von Fenster zu Fenster bieten sich immer neue Einblicke - auf Jens Gusseks Installation "Pearl Harbor" ebenso wie auf Livio Segusos "Contrapunto", auf Josepha Gasch-Muches wunderbar schillernden Kubus aus Tausenden von Glasplättchen ebenso wie auf die Wandinstallation der in Thüringen lebenden Glaskünstlerin Susan Liebold.