Schätze der Vergangenheit
Autor: Elisabeth Görner
Forchheim, Sonntag, 29. November 2015
Ausgrabungen Die Archäologin Christina König berichtete bei einer Veranstaltung der Altstadtfreunde über die Funde, die in Forchheim gemacht wurden.
von unserer Mitarbeiterin Elisabeth Görner
Forchheim — Der Gewölbekeller in der Kaiserpfalz bot das passende Ambiente, um in die Forchheimer Vergangenheit einzutauchen. Die Archäologin und stellvertretende Leiterin des Pfalzmuseums, Christina König, stellte in einer Veranstaltung der "Altstadtfreunde" den zahlreichen historisch interessierten Zuhörern "Die Ausgrabungen von 1989 bis 2000" vor. Dabei ließ sie auch die Erkenntnisse ihrer Dissertation für die Universität Bamberg in ihren Lichtbildervortrag einfließen.
Schriftliche Belege dafür, dass Forchheim bereits seit dem frühen Mittelalter ein zentraler Ort der Region war und eine königliche Pfalz hatte, gibt es schon aus der Zeit von Karl dem Großen (Diedenhofener Kapitular). Systematische und intensive wissenschaftliche Ausgrabung aber wurde erst ab 1989 betrieben - vom Lehrstuhl für die Archäologie des Mittelalters und
der Neuzeit der Bamberger Universität. Inzwischen ist an über 20 Stellen im Stadtgebiet archäologisch gegraben worden; auch mehrere Baustellenbeobachtungen wurden durchgeführt.
Professor Herrmann Ammon war hoch interessiert an dieser Forschung und hatte seinerzeit auch als stellvertretender Forchheimer Bürgermeister die Aktivitäten entsprechend gefördert.
Die Ausgrabungen nach 2000 hat dann das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege weitgehend an private Grabungsfirmen übergeben.
Wenige Publikationen
Es ist erstaunlich, dass bisher nur relativ wenig über die archäologischen Aktivitäten und Ergebnisse publiziert worden ist und umso interessanter und wichtiger sind die Grabungsdokumentationen von Christina König.
Die große Frage ist - und bleibt jedoch: Wo war die "echte" Pfalz, sozusagen die Urpfalz? Dass es das Gebäude nicht ist, das heute landläufig als "Kaiserpfalz" bezeichnet wird, aber eigentlich ein Bischofssitz war, steht außer Frage. Aber trotz intensiver Bemühungen der Archäologen hat man bisher keine Funde gemacht, die auf den genauen Standort der eigentlichen Pfalz hindeuten.Auf der Basis von Urkunden und Vergleichen mit anderen Orten, in denen die Herrscher anlässlich von Reichs- oder Fürstentagen in der frühen Zeit abgestiegen sind, gibt es jedoch die begründete Annahme, dass die alte Pfalz nicht nur aus Holz gebaut war, sondern schon Gebäudeteile aus Stein hatte, was für die Interpretation von Grabungsfunden wichtig wäre.
Erste kleinere Ausgrabungen fanden schon von einem Erlanger Institut aus in den 1950-er Jahren im Zuge des Heizungseinbaus in der Krypta der St.
Martinskirche statt - wo man naheliegenderweise Gebeine fand.
Nachdem die Stadt Forchheim die vorher dem Land Bayern gehörende Kaiserpfalz gekauft hatte, begannen 1989 die Ausgrabungen im großen Stil - zunächst in der Pfalz selbst, aber ohne nennenswerte Ergebnisse.
Kein Wassergraben
Auf eine Frage aus dem Publikum, ob der Graben um das Gebäude herum jemals mit Wasser befüllt war, erklärte Christian König, dass der Pfalzgraben nie geflutet gewesen sei - dennoch stoße man auf Grundwasser, sobald man nur ein Stück in die Tiefe grabe. Mit den Grabungen ging es 1990 weiter in Burk, wobei es sich 1991 um eine so genannte Notbergung handelte. Darunter versteht man eine kurzfristig angesetzte Grabung nach "verdächtigen" Entdeckungen beim Straßenbau. Man fand Spuren früher - auch slawischer - Besiedlung. Ebenfalls eine Notbergung war die Ausgrabung in der Martinsstr. Nr. 16 (Augenarzt Dr. Walz), wo in einer Grube im Keller Gebrauchskeramik aus dem späten Mittelalter entdeckt wurde, unter anderem auch ein Saug- bzw. Trinkgefäß, vergleichbar mit einer noch heute gebräuchlichen Schnabeltasse.
Spannende Grabungen
1992 war das Jahr der, laut Christina König, sehr spannenden Ausgrabungen in der Sattlertorstraße und vor allem unter dem Rathausplatz.Die Archäologen fanden einen alten Friedhof, auf dem bis Mitte des 13. Jahrhunderts Menschen bestattet worden waren; die Skelette sind Richtung Osten ausgerichtet. Besonders überraschend war ein noch erkennbarer Weg mitten durch den Friedhof - mit Funden von Hufeisen, Nägeln und Schlüsseln und sogar Keramik aus dem Orient. Man vermutet, dass diese von Händlern mitgebracht worden ist. Der heute bestehende Kirchturm von St. Martin ist Ende des 14. Jahrhunderts angebaut worden und befand sich noch auf dem Gebiet dieses alten Friedhofes.
Adelige und Reiche bekamen ihre Gräber noch lange Zeit in der Kirche, was erst im 19. Jahrhundert wegen Seuchengefahr verboten wurde.
1993 gab es eine Notbergung in der Wallstraße, wo man spätmittelalterliche Trinkgefäße und Krüge fand.
Die flächenmäßig größte Ausgrabung wurde im Krottental im Rahmen der Sanierung dieses Bereichs durchgeführt . Sie lieferte die Beweise dafür, dass sich schon zur Zeit der römischen Kaiser (der letzte von ihnen starb 467 n. Chr.) hier Menschen angesiedelt hatten.