"Wir sind Schaeffler" war das Motto der größten Kundgebung im Jahr 2009, die der Stammsitz je gesehen hat. Zehn Jahre später gibt es Änderungen bei Firmentöchtern, die nicht mehr so in die Familie passen.
Michael Busch Race heißt ein Programm bei Schaeffler, das an unterschiedlichen Standorten des Unternehmens in der Republik für Aufregung sorgt. "Race", das an das englische Wort für Rennen erinnern mag. Tatsächlich steht es aber für "Regroup Automotive for higher Margin and Capital Efficiency" - es geht um die nachhaltige Steigerung der Effizienz und die Optimierung des Portfolios der Sparte Automotive OEM. Das übergeordnete Ziel von Race ist es daher, in den nächsten drei bis vier Jahren, das Margenniveau nachhaltig zu verbessern und zukünftig eine Ergebnismarge im hohen einstelligen Prozentbereich zu erwirtschaften, so teilte das Unternehmen nach der Jahrespressekonferenz im März 2019 mit.
Arbeitsplätze bleiben erhalten
Beide Seiten streben sozialverträgliche Lösungen ohne betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen an, lautete die Mitteilung des Unternehmens zur Zusammenarbeit mit den zuständigen Betriebsräten.
Klaus Rosenfeld, Vorsitzender des Vorstands der Schaeffler AG, sagte: "Im Fokus stehen Effizienzsteigerung und Portfoliooptimierung. Wir werden das Programm mit aller Konsequenz umsetzen und uns so neue Wachstumschancen erschließen. Dabei setzen wir vor allem auf unsere technologische Kompetenz und unsere Innovationskraft."
Nun gab der global tätige Konzern in einer Pressemitteilung bekannt, dass am vergangenen Freitag ein Vertrag unterzeichnet wurde, nach dem das Führungsteam mit sofortiger Wirkung zum neuen Eigentümer der Gesellschaft wird. Die 110 Arbeitsplätze am Standort bleiben durch das sogenannte Management-Buy-out (MBO) erhalten. Über den Kaufpreis wurde zwischen beiden beteiligten Parteien allerdings Stillschweigen vereinbart. Die neue Gesellschaft wird als Inno Friction GmbH firmieren.
Für die Mitarbeiter in Hamm war der Start am 1. Juli allerdings keine große Überraschung. Bereits am 7. Juni fand in Hamm eine Informationsveranstaltung des Betriebsrates statt. Der Betriebsratsvorsitzende Rüdiger Schnitzler informierte auch über das geplante Buy-out. Die Fragen der Mitarbeiter gingen um die Veränderungen, nachdem die Schaeffler Friction Hamm aus dem Konzern ausscheidet. "Dies wird voraussichtlich zum 1. Juli 2019 geschehen", teilten die Arbeitnehmervertreter mit.
Die Interessenvertretung war sich weiterhin einig, dass die Zukunft des neuen Unternehmens nur gemeinsam durch Vertreter der Arbeitnehmer in Zusammenarbeit mit der IG-Metall und der Arbeitgeberseite gestaltet werden könne. Lukrative Industriearbeitsplätze könnten so in der Region verbleiben beziehungsweise neu geschaffen werden und zukünftigen Generationen eine Perspektive geboten werden.
Ruhe tritt nicht überall ein
Mit diesem Verkauf scheint Ruhe auch bei der Mutter in Herzogenaurach eingetreten zu sein, doch es sind nicht nur positive Entwicklungen, die aus dem Hause Schaeffler vernehmen zu sind. Denn an anderen Standorten schaut die Belegschaft eher skeptisch nach Mittelfranken. Da ist zum Beispiel das Werk in Unna. Dem droht die Schließung seit März. Zu einer Beauftragung des Info-Institutes, das die vorgegebnen Zahlen des Konzerns überprüfen soll, erklärte André Keuthan, Betriebsratsvorsitzender: "Bisher liegt uns noch nicht die abschließende Bewertung des Instituts vor, doch wir erwarten sie für die nächsten Wochen. Dann werden wir auf den Arbeitgeber zugehen und mit ihm über die Zukunft des Standorts sowie der drei weiteren bedrohten Standorte Hamm, Kaltennordheim und Steinhagen verhandeln. Auch dort wurde das INFO-Institut mit einer kritischen Prüfung beauftragt."