Sauerkraut - füllt die Haut!
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Bamberg, Dienstag, 25. Juni 2019
Heute hat die Rettl zwei nette Gschichtla rund um eine herzhafte Beilage parat.
Sauerkraut - füllt die Haut! So hot mä frühä in Bamberg gsocht. Als junges Mädchen fragte ich meine Mutter, welche Haut denn da gemeint sein könnte. Es gäbe ja so viele: Kopfhaut, Nagelhaut , Schleimhaut ... Da wurde sie sehr wortkarg, wie sonst nur bei "unkeuschen" Themen. Lange Jahre war die "Hautfrage" für mich ungeklärt und wurde schließlich vergessen. Neulich is sie miä auf aamol widdä eigfalln. Da hab ich sie einfach gegoogelt. "Sauerkraut sorgt durch das Vitamin K für eine schöne Haut. Zu empfehlen ist eine Sauerkrautkur, zweimal wöchentlich, selbstverständlich roh!", stand da nur zu lesen. No, endlich!
Meine Mutter hat das Sauerkraut natürlich gekocht, nach einem überlieferten Bamberger Rezept: klein geschnittene Zwiebelstückchen wurden in Fett angedünstet. Darauf kam das Sauerkraut, mit Apfelstückchen gemischt. Gewürzt wurde mit Lorbeerblatt, Wacholderbeeren, Kümmel und einer Prise Zucker. Damit es nicht anbrannte, schüttete man immer wieder heißes Wasser nach. War das Kraut weich, wurde es mit einer geriebenen rohen Kartoffel oder mit einem Esslöffel Kartoffelmehl gebunden.
Ja, und wos hots däzu gebn? Na, an einem "normalen" Sonntag einen Schweinsbraten, natürlich mit "Knusperla" und roha Klöß. Gut gepasst hat das Sauerkraut aber auch zu heißem Kernbratenschinken und natürlich zu Bratwürsten. Wenn die Zeit für Klöß net gelangt hot, is halt schnell a Kartofflbrei gemacht worn.
Am Montag musste die Mutter schon ganz früh in die Waschküche. Also gab's zu Mittag aufgewärmts Sauerkraut mit Wörschtla. Wenn dann immer noch was übrig war, kam es wieder auf den Tisch. Aber dann wurde sofort von der ganzen Familie der "Sauerkohl" der "Witwe Bolte" zitiert und zwar verstärkt: "Wofür sie besonders schwärmt, wenn er sechs Mal aufgewärmt!"
Auch im Gemüseladen meiner Großmutter Kuni in der Laurenzistraß' stand ein Sauerkrautfass. Wenn Kinder beim Einkauf ihrer Mutter dabei waren, holte die Kuni mit ihrer hölzernen Gabel eine kleine Portion Kraut heraus und gab es in einem Stückchen Pergamentpapier dem Kind - anstelle einer Süßigkeit. Als es im Krieg dann überhaupt keine Bonbons mehr zu kaufen gab, läutete in den ruhigen Nachmittagsstunden immer häufiger die Ladenglocke: Da standen Kinder, die für a Fünferla oder a Zehnerla Sauerkraut wollten. "Des is vill gsünder als Bombom", gab ihnen dann die Kuni auf den Weg mit.
Und noch ein Fass
No, und etz nuch a Sauerkrautgschichtla! Das hat mir eine gute Bekannte erst vor ein paar Tagen erzählt: In einem kleineren Ort im Frankenwald betrieb in den 60er Jahren ein älteres Fräulein, die Gretl, einen Laden, in dem es fast alles gab. Er is gut ganga, auch aus den Nachbardörfern kamen die Leut'.
Die Lebensmittel waren übersichtlich ausgelegt und sind gleich nach dem Abwiegen in die Tasche oder den Rucksack gekommen. Noja, nach Wunsch host aa an Schamitzl odä a Zeitungspapier zum Einwickeln griecht.