Saubere Energie rund um die Uhr
Autor: Jürgen Valentin
Kulmbach, Freitag, 24. Januar 2020
Im Kulmbacher Land sind einige Mühlen in Betrieb. Die BR hat vier Wasserkraftwerker besucht.
Flusswasser wird auf Schaufelräder geleitet, die dadurch in Bewegung gesetzt werden und Generatoren antreiben, die wiederum die mechanische Energie in elektrischen Strom umwandeln. Das Prinzip eines Wasserkraftwerkes ist simpel. Bei dieser Technik, die 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche "saubere Energie" liefern kann, liegt der Teufel oftmals aber im Detail.
Alexander Matthes (49), Hartmut Kolb (58), Thomas Weberpals (52) und Stefan Weigel (46) können ein Lied davon singen. Alle vier sind Betreiber von "Kleinwasserkraftwerken". Wobei die Bezeichnung "klein" untertrieben ist, denn mit den Anlagen in Kulmbach, Unterzettlitz, Kauerndorf, Neuenreuth und Kleinziegenfeld können gleich mehrere Ortschaften mit versorgt werden.
Gegenüber Wind- und Solarparks bieten Mühlen einige Vorteile: So wird Strom aus Wasserkraft ununterbrochen und weitestgehend unabhängig vom Wetter produziert, ist somit ein wichtiger Faktor bei der Grundlastversorgung. Auch in Sachen Nachhaltigkeit punktet er: Während die Entsorgung von Windrädern und Photovoltaik-Modulen nach deren Nutzungsdauer noch nicht gänzlich geklärt ist, da bedenkliche Materialien verbaut sind, lassen sich die Bestandteile eines Wasserkraftwerks meist problemlos recyceln. Weitere Pluspunkte sind der hohe Wirkungsgrad (rund 90 Prozent) und die Langlebigkeit von Wasserkraftwerken.
Rechtliche Hindernisse
Bei all diesen Vorzügen stellt sich die Frage, warum im Zuge der angestrebten Energiewende die Nutzung von Wasserkraft oft stiefmütterlich behandelt wird? Warum also nicht vermehrt in Wasserkraft investieren, anstatt die Landschaft durch Windräder und PV-Freiflächenanlagen zu verschandeln?
Ein Grund ist sicherlich, dass dieses energiepolitische Thema in der Vergangenheit stark von den Lobbyisten der großen Energieversorger geprägt wurde. "Zentral statt dezentral" lautete in der Vergangenheit die Devise. Zudem gibt es rechtliche Hindernisse. Hartmut Kolb: "Um ein Wasserkraftwerk zu betreiben, muss man im Besitz eines Wassernutzungsrechts sein." Und dieses wird meist mit einer Mühle oder sonstigen Immobilie vererbt. Eine Neuzuweisung ist an sehr hohe Anforderungen geknüpft.
Außerdem ist der Betrieb und Unterhalt eines Wasserkraftwerks nicht jedermanns Sache. Als Privatmann bedarf es schon besonderer Fähigkeiten. Dazu gehören eine ausgeprägte Technikbegeisterung, großes handwerkliches Geschick und kaufmännisches Denken. "Man muss viel selber machen und reparieren können. Wenn man für jede Kleinigkeit eine Firma benötigt, rechnet sich das nicht", weiß Alexander Matthes, der wie seine drei Kollegen ein Tüftler ist und eine weitere Problematik anspricht: "Jede Anlage ist anders, hat ihre Besonderheiten, über die meist nur der Betreiber Bescheid weiß."
Zwar gibt es in Deutschland einige Spezialfirmen. Doch deren Dienstleistungen sind oftmals einfach zu teuer, weshalb Mathes & Co. auf Vorort-Lösungen setzen, die Erfahrungen dabei sind sehr gut.