Sattelfester Umgang mit Leder
Autor: Matthias Litzlfelder
Zeil am Main, Freitag, 05. April 2019
Lisa Göb ist eine von 19 Azubis, die in Franken die Sattlerei lernen. In ihrem Lehrbetrieb geht es ganz speziell um den Reitsport. Dabei wechseln sich grobe und feine Arbeiten immer wieder ab.
Dem Ausbilder sieht der Gast in der Sattlerei Deuber & Partner in Zeil am Main (Landkreis Haßberge) seine Leidenschaft, die er zum Beruf gemacht hat, direkt an. "Westernsättel sind mein Ding", sagt Marco Breitenbach. Den Cowboyhut trägt der 39-Jährige als festes Kleidungsstück. Und auch mit Pferden ist er bestens vertraut.
Bei Lisa Göb ist das ähnlich, zumindest was die Pferde angeht. Die 20-Jährige aus Traustadt im Landkreis Schweinfurt ist mit ihnen aufgewachsen, besitzt zuhause selbst welche. Die Ausbildung zur Sattlerin war dennoch nicht geplant. Ursprünglich wollte sie in Kassel eine Lehre als Tierarzthelferin speziell für Pferde absolvieren. Schnell war klar: Das ist nicht das Richtige. "Ich war eigentlich mehr in Richtung Handwerk und Technik eingestellt", sagt sie. Die Mutter brachte sie auf die Idee, es doch mal in der Zeiler Sattlerei zu probieren. Nach Bewerbung, Vorstellungsgespräch und Probearbeiten stand fest: Göb bekommt die Lehrstelle. Aktuell ist sie eine von zwei Azubis, ihre Kollegin zog es von Köln hierher.
"Sattler und Feintäschner" lautet die Berufsbezeichnung in der Handwerksordnung. Der Job als Sattler selbst unterteilt sich noch einmal. Es gibt die Reitsportsattler und die Fahrzeugsattler. Letztere beziehen und polstern unter anderem Autositze.
Bei Deuber & Partner dreht sich alles um Pferdesattel unterschiedlicher Arten. "Barock, Englisch, Western, Dressur - wir sind da breit aufgestellt", sagt Breitenbach. Bei Barocksatteln bezeichnen sich die Zeiler sogar als Marktführer.
Die Firma mit ihren zwölf Mitarbeitern, darunter die beiden Azubis, steht aber quasi am Ende der Sattelproduktion. Sie kauft diese in Paraguay ein und veredelt sie dann in Franken. "Man kann die Qualitätsansprüche in Südamerika überhaupt nicht mit den unsrigen vergleichen. Jeder Sattel, den wir verkaufen, muss durch die Werkstatt gehen", sagt Breitenbach, der zugleich die Entwicklung der Sättel leitet, wonach den Geschäftspartnern in Südamerika bestimmte Vorgaben gemacht werden. Die Zeiler sind daneben mit Sonderanfertigungen, Reparaturen, Ausbesserungen und Reklamationen beschäftigt.
"Was die Händler bei uns bestellen, sind eigentlich alles Einzelstücke", berichtet Breitenbach. Passform, Farbe, Sitzgröße, verschiedene Dekorationen - die Möglichkeiten für individuelle Wünsche sind groß.
Einen genauen Bauplan für einen Sattel gebe es nicht. Jedes Teil müsse immer wieder angepasst werden.