Sand erzeugt überregional viel Interesse
Autor: Redaktion
Sand am Main, Montag, 27. Juni 2016
Ein Fernsehteam der ZDF-Reihe "TerraXpress" drehte in Sand. Dabei geht es um die umstrittene Gewinnung von Rohstoffen. Die Bürgerinitiative "Sand bleibt!" wurde gefragt.
Das Thema Kiesausbeute und die damit verbundene Hochwasserproblematik in Sand haben überregionales Interesse hervorgerufen. Ein vom Zweiten Deutschen Fernsehen (kurz ZDF) beauftragtes Team machte dazu Filmaufnahmen in Sand, wie die Bürgerinitiative "Sand bleibt!" unserer Zeitung mitteilte. Die Bürgerinitiative hat sich vor einiger Zeit gebildet, um eine weitere Sand- und Kiesausbeute in der Gemeinde zu verhindern. Sie befürchtet, dass sich mit der weiteren Rohstoffgewinnung die Hochwassergefahr in Sand verschärfen könnte. Der Ort Sand ist ohnehin von Baggerseen umgeben.
Aktualität
Das Thema hat in der Zwischenzeit besondere Aktualität erlangt. Der Gemeinde wurde vor einigen Tagen vom zuständigen Bergamt bei der Regierung von Oberfranken in Bayreuth ein Antrag vorgelegt, wonach die in Sand ansässige Abbaufirma ein weiteres Areal zur Gewinnung von Sand und Kies nutzen möchte.
Dabei geht es um eine Fläche von rund 25 Hektar. Der größte Teil des Geländes liegt in der Gemarkung Sand, ein kleiner Teil gehört zur Stadt Zeil.Vor einigen Wochen meldete sich eine TV-Produktionsfirma bei der Bürgerinitiative (BI) "Sand bleibt!", die sich vor Ort gegen die Ausweitung der Kiesausbeute wehrt. Das Fernsehen war laut Bürgerinitiative durch TV-Beiträge (zum Beispiel in der Sendung "quer" des Bayerischen Rundfunks) und die Internetseite der BI (www.sand-bleibt.de) aufmerksam geworden. Jetzt war es soweit. Zwei Tage dauerten die Dreharbeiten für die ZDF-Doku-Serie "TerraXpress" (sonntags um 18.30 Uhr). Schwerpunkt dieser Sendung wird laut Bürgerinitiative das "Bergrecht", mit dessen Hilfe unter anderem in Nordrhein-Westfalen ganze Dörfer dem Bergbau zum Opfer fallen. So dürften Sand und seine Bürgerinitiative zwar einen großen Anteil an dieser Sendung haben, jedoch kommen auch andere Orte in Deutschland ins Bild, die sogar Enteignungen durch das Bergrecht befürchten müssen, was in Sand nicht der Fall wäre. Natürlich kommen auch Vertreter der Abbauindustrie zu Wort, teilte die BI weiter mit.
Während der Dreharbeiten wurden Szenen nachgespielt, die eine gewisse Chronologie der bisherigen Ereignisse darstellen. Beginnend vom Moment, als die Sander von den neuerlichen Abbaubemühungen über das "überkommunale" Bergrecht erfuhren, bis hin zum Bekanntwerden des konkreten Antrags, der nun seit dem 16. Juni 2016 publik ist.
Dabei war die BI natürlich nicht alleiniger Darsteller. Weitere Momente wurden nach ihren Angaben auch mit dem Bürgermeister oder Gemeinderäten gedreht, denn den Kampf gegen noch mehr Kiesausbeute vor Ort trägt das höchste Gremium der Gemeinde schon seit Jahren aus.
Bürgerinitiative sieht Chancen
Beim neuerlichen Antrag stehen die Chancen der Gemeinde nach Ansicht der BI "vielleicht gar nicht so schlecht, noch mehr Landverlust durch weitere Baggerseen vermeiden zu können." Um die beantragten Flächen per Schiff erreichen zu können, würde die Abbaufirma gemeindeeigene Grundstücke benötigen, weiß die BI.Eine Gemeinderatsfraktion habe bereits angekündigt, einen Beschluss herbeiführen zu wollen, wonach die Gemeinde in Zukunft keine Wege und keine Grundstücke mehr zur Kiesausbeute zur Verfügung stellt oder gar verkauft. Könne die Firma nicht über die Grundstücke verfügen, fehle weiteren Abbauplänen jedwede Grundlage, meint die Bürgerinitiative.
Zudem scheine der vorliegende Antrag auch keine Lösung für das Problem zu beinhalten, dass die beantragte Ausweitung zusätzliche Hochwassermengen auf die Verbindungsstraße zwischen Zeil und Sand bringen könnte. Diese Straße ist während eines Hochwassers die einzige Verbindung zum Sander Ortsteil Sandwörth, die trotz Überflutung bis zu einem gewissen Pegelstand noch mit Lastwagen befahrbar ist. Zusätzliche Wassermengen würden diesen wichtigen Versorgungs- und Rettungsweg ernsthaft gefährden, meint die BI. Sie kritisiert: Die "Hydraulische Untersuchung zur Kiesgrubenerweiterung" gehe auf diese Problematik gar nicht ein, sondern kümmere sich mit theoretischen Modellrechnungen ausschließlich um das sogenannte "100-jährige" Hochwasser.
Vermutlich erst im Herbst
Die Sendung im ZDF wird nach Einschätzung der Bürgerinitiative "nicht vor September" ausgestrahlt. Bereits am morgigen Mittwoch befasst sich der Gemeinderat mit dem Thema.Die Sander Firma begründet ihren Antrag mit folgenden Argumenten, wie sie im Rahmenbetriebsplan dargelegt sind: Die genehmigte Abbaufläche für Sand und Kies in der Vorrangfläche "Nordöstlich Sand" sei zwischenzeitlich zu etwa 90 Prozent ausgebeutet. Der verbliebene Rohstoffvorrat reiche noch für maximal zirka zwei Jahre. Demnach bestehe zur weiteren, mittelfristigen Sicherung und Förderung des Betriebes am Ort sowie zum Erhalt aller damit in Verbindung stehenden Arbeitsplätze "akuter Handlungsbedarf". Weiterhin, so die Firma, spiele das Abbaugebiet eine relevante Rolle für die Rohstoffversorgung großer Teile der Region Main-Rhön. Die Bedeutung der im Maintal gewonnenen Sande und Kiese für die Bauwirtschaft habe auch in den landesentwicklungs- und regionalplanerischen Vorgaben ihren Niederschlag gefunden, so die Firma. ks