Rückert im Mittelpunkt
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Bad Kissingen, Dienstag, 20. Sept. 2016
Die 36. "Literarische Kaffeestunde" fand im Pfarrheim Bad Kissingen statt und war dem vor 150 Jahren verstorbenen Literaten Friedrich Rückert, geboren 1788 ...
Die 36. "Literarische Kaffeestunde" fand im Pfarrheim Bad Kissingen statt und war dem vor 150 Jahren verstorbenen Literaten Friedrich Rückert, geboren 1788 in Schweinfurt, gewidmet. Die Zuhörer ließen sich Leben und Werk von Rückert durch Hans Driesel, Werneck, vorstellen.
Eingangs wies Kreiskulturreferent Werner Eberth daraufhin, dass Friedrich Rückert als kleiner Junge mit seinem Vater das Zisterzienserkloster Bildhausen besucht hatte, wobei sie trotz Fasttag üppig bewirtet wurden. 1828 brachte Friedrich Rückert diese Jugenderinnerung in einem langen Gedicht zu Papier.
Dieses war eines der rund 22 000 Gedichte, die Rückert geschrieben hat. Eingangs stellte Driesel das Gedicht "Es ging ein Mann ins Syrerland" vor, wobei er die Kritik anderer Literaten infrage stellte. Er verschwieg nicht, dass man Rückert antisemitische Gedichte nachgewiesen hat.
Er zitierte aus "Geharnischte Sonette" ein franzosenfeindliches Gedicht über die Völkerschlacht bei Leipzig 1813.
Letztendlich schrieb Rückert nicht für andere Literaten, sondern für das Volk, wobei Driesel das sogenannte "Schwalbenlied" hervorhob, das rund 60 Mal vertont wurde. Rückert hat selbst in einem Gedicht die "Deutschtümler" verspottet.
Driesel stellte dann den weiteren Lebenslauf von Rückert als Akademiker mit Studium in Würzburg und Heidelberg vor. In Wien lernte er bei dem Literaturprofessor Joseph von Hammer orientalische Sprachen, zuerst Persisch. Letztendlich hat Rückert 44 Sprachen erlernt und war mit der Übersetzung von Literatur ins Deutsche ein Weltpoet.
Als ein Theologiestudent bei Rückert anfragte, ob er eine südindische Sprache bei ihm lernen könne, wurde dieser auf eine Wartezeit von acht Wochen vertröstet, die er selbst für das Erlernen dieser unbekannten Sprache bräuchte.
Seine Übertragung des Koran wird noch heute von der muslimischen Welt anerkannt, weil es ihm gelungen ist, die Poesie des Arabischen auch in einem Prosatext ins Deutsche zu übertragen.
Rückert wurde Professor für orientalische Sprachen in Erlangen und 1841 für dieses Gebiet Professor in Berlin. Er erhielt für damalige Verhältnisse das hohe Jahresgehalt von 3000 Talern, das er für seine große Familie mit zehn Kindern benötigte. Rückert hatte 1820 geheiratet und ist trotz der Professur in Berlin später nach Neuses (heute Ortsteil von Coburg) gezogen, wo er am 31.
Januar 1866 starb und begraben ist.
Eberth hob in seinem Schlusswort hervor, dass Hans Driesel, als Verwaltungsangestellter bei SKF, sich wie ein Professor der Literatur darauf verstehe, Literatur spannend zu erschließen.
Die nächste "Literarische Kaffeestunde" wird wieder im Pfarrheim Bad Kissingen stattfinden. kew